Nollendorf im Erzgebirgee
Nollendorf hatte 84 Haushaltungen, 310 Einwohner und eine Grundfläche von 495 ha in 1939. Obwohl Peterswald eine größere Gemeinde war wurde Nollendorf schon früher von Deutschen besiedelt und war eben so gut bekannt.
Die Gründung von Nollendorf erfolgte um das Jahr 1100 n.Chr., etwa zugleich mit den Orten Zinnwald und Graupen. Gold und Silber verdankt Nollendorf seine Gründung. Ein Schriftstück besagt, daß man in den Eingeweiden der im Grabenwegbach gefangenen Forellen Gold- und Silberkörnchen fand. So kamen Bergleute aus dem Harz und aus Thüringen und seiften zunächst aus den Sand- und Schuttmoränen das Gold- und Silbergranulat aus. Später förderte man in kleinen Sbetrieben und in der „Segen-Gottes-Zeche“ nicht nur Silbererz, sondern vor allem Eisen- und Kupferkies, Bleiglanz und Zinkblende. Der Zechberg, 792 m hoch, hat seinen Namen durch diese Zeche bekommen.
Ursprünglich reichte Nollendorf zwischen Hornkuppe und Schießhaushöhe bis an den Zechberg heran. Die waldreiche Schlucht nannten die Bergleute nach dem mittelhochdeutschen Wort „telle“: „In der Tellenz“ oder „In der Tellnz“. Sie wohnten am Berge und es entstand daraus der Ortsname Nollendorf, und zwar nach den mittelhochdeutschen Worten „Nol“, „Nolle“ = Spitze, Erhöhung, Hügel. Mundartlich wurde es noch immer „Nolndarf“ oder „Nolndorf“ ausgesprochen.
Als Beweis für diese geschichtliche Entwicklung darf man die alten Kirchenbücher zu Rate ziehen. Nollendorf war schon vor 1216 Kirchort und gehörte zum Archidiakonat Bilin. Zur Pfarrei Nollendorfgehörte auch Mittel-Tellnitz und der 1802 neu gegründete Ort Jungferndorf.
Eine andere große Bedeutung bekam Nollendorf durch seine geographische Lage. Nollendorf liegt auf dem Erzgebirge an dem Passe, der von dem Dorfe seinen Namen hat. Bei Nollendorf endet das Erzgebirge mit seiner Granit und Gneisformation, und es beginnt das Elbesandsteingebirge. Die Reichsstraße Teplitz – Pirna / Sachsen durchquert das Dorf, sie wurde 1803 vollendet.
Der älteste Steig oder Weg von Böhmen nach Sachsen führte durch das untere Dorf. Die Bäche „Luhpuhc“ bei Nollendorf und „Olesnice“ bei Peterswald waren Wegweiser durch den damals noch dichten Grenzwald. Dieser Weg bildete auch die westliche Grenze für den „Johanniterwald“, der im Jahre 1169 von König Wladislaw von Böhmen an den Ritterorden des Hl. Johann geschenkt wurde.
So hat Nollendorf durch seine Lage am Paß bis zur Errichtung der Eisenbahnen und der Schiffbarmachung der Elbe viele Vorteile gehabt, hatte aber durch die vielen Kriege auch sehr zu leiden. Vor allem in den Hussitenkriegen, im Dreißigjährigen Krieg und durch die Schlachten mit Napoleon 1813 wurde in Nollendorf viel zerstört.
Nollendorf war ein Waldhufendorf mit 35 Bauernhöfen. Um 1310 wurden die Herrn von Lungwitz ( aus Sachsen ) Besitzer von Nollendorf. Im Jahre 1404 tauschten sie diesen Besitz gegen ein Gut bei Doppitz mit Wenzel von Wartenberg auf Blankenstein. Die Wartenberger waren aus strategischen Gründen an Nollendorf interessiert, denn sie konnten von den Nollendorfer Höhen Peterswald und Schönwald beobachten, und diese Ortschaften gehörten damals zu Meißen. – Im Jahre 1495 unterstand Nollendorf dem Bistum Meißen. 1506 gehörte Nollendorf zur Herrschaft Graupen, ebenso Peterswald und Schönwald. 1580 wurde die Herrschaft Graupen aufgelöst. Damian von Sebottendorf ( aus Sachsen ) kaufte die Dörfer Schönwald, Peterswald und Nollendorf und bildete ein eigenes Gut mit dem Schloss und Amtssitz in Schönwald. Zur „Herrschaft Schönwald“ gehörten im Laufe der Jahrhunderte mehrfach auch andere Ortschaften. Schönwald, Peterswald und Nollendorf blieben bis 1848 immer dabei.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg ( 1618-1648 ) waren von den 35 Bauernhöfen nur noch 16 bewohnt. 1787 waren 72 Häuser und 1880 waren 96 Häuser bewohnt. Mit dem Anwachsen der Einwohnerzahlen wurde der Ackerboden bald knapp. Nur noch etwa ein Viertel der Bevölkerung konnte von der Landwirtschaft leben, die übrigen mußten mit anderer Arbeit ihr Auskommen suchen.
So fertigten Nollendorfer Bewohner viele Gegenstände für den täglichen Bedarf aus Holz und Stroh und brachten sie in der Umgebung durch „Hausieren“ an den Mann. Später wurde durch den Flachsanbau Garn und Zwirn hergestellt. Auf Webstühlen im Hause wurde Leinen gewebt; es wurde viel gestrickt. Auch diese Erzeugnisse wurden nach auswärts verkauft. Im Sommer waren die Männer mit Brigaden als Maurer, Zimmerleute und Dachdecker unterwegs und verdienten oft weitab von zu Hause ihr Brot. Es gab aber auch Köhler, Schnallen- und Knöpfemacher, Steinmetze, Färber, Müller, Bäcker, Schankwirte, Fuhrleute, Heu-, Getreide- und Hopfenhändler.
Nollendorf hatte schon in der ersten Hälfte des 18. Jh. eine eigene Schule, glücklicherweise auch gute Schulmeister. So wissen wir, daß von 1825 – 1880 etwa 18 junge Männer aus Nollendorf durch ein Studium zu ihrem Beruf kamen.
Es sei aber auch nicht verschwiegen, daß es in Nollendorf Wilddiebe und Pascher ( Schmuggler ) gab und das Nollendorf einmal einen „Pascher-König“ hatte. In Nollendorf wohnten um 1860 etwa 700 Menschen, 1880 waren es nur noch 454. Innerhalb dieser zwanzig Jahren sind viele Nollendorfer in die aufkommende Industrie und in den Kohlebergbau nach Aussig und Karbitz, aber auch nach Sachsen und bis nach Amerika ab- bzw. ausgewandert. Die Industrialisierung brachte für die vielen Heimarbeiter keinen Ertrag mehr. Dafür entstanden in den Orten Peterswald, Tyssa und Königswaldneue Fabriken, die Arbeit boten. Auch in Tetschen-Bodenbach und in Aussig fanden Nollendorfer ihre Arbeitsplätze, blieben aber in Nollendorf wohnhaft.
1913 wurde vom Gebirgsverein Aussig zur Erinnerung an die Schlacht bei Nollendorf im Jahre 1813 auf der Nollendorfer Höhe ( 701 m ) ein Aussichtsturm, die „Kaiserwarte“ errichet und 1923 in „Carl-Weis-Warte“ umbenannt. Mit der Errichtung dieses Turmes und des Baues der Straßenbahn von Aussig nach Tellnitz ( 1912 ) war Nollendorf ein neues Wanderziel geworden. Der aufkommende Wintersport trug ebenfalls dazu bei, daß 1923 vom Touristenverein „Die Naturfreunde“, Sektion Aussig, angeschlossen an den „Verband Deutscher Jugendherbergen“, in Nollendorf Nr. 42 das „Naturfreundehaus Nollendorf“ eingerichtet wurde.
Die beiden Weltkriege verlangten auch von der Bevölkerung in Nollendorf große Opfer. Im 1. Weltkrieg hatten die Nollendorfer 8 Gefallene zu beklagen, im 2. Weltkrieg aber 31 Kriegstote, das waren 10% der Gesamtbevölkerung – Doch das Leid wurde noch größer. Am 11. Juli 1945 wurden die ersten Nollendorfer mit wenig Gepäck nach Sachsen ausgewiesen. 1946 wurden Nollendorfer bei drei Transporten durch das Lager Schöbritz bei Aussig nach Deutschland vertrieben. Die letzten deutschsprachigen Einwohner wurden im Frühjahr 1948 aus Nollendorf ins Innere Böhmens gebracht. Dann waren nur noch Slowaken und Bulgaren in Nollendorf, die im September 1946 nach Nollendorf kamen und bis Herbst 1949 blieben.
Im Juni 1950 wurde Nollendorf mit dem Kühbusch, Jungferndorf und Oberwald bis zum Ziegelteichbusch zum Sperrgebiet erklärt und blieb bis 31.12.1960 gesperrt. In jener Zeit hörte man öfters Detonationen aus diesem Gebiet. Unter anderem war die am 29.1.1944 infolge eines Wintersturmes zum Teil eingestürzte „Carl-Weis-Warte“ nochmals gesprengt und die behauenen Steine abgefahren worden. Auch die meisten Häuser dieser drei Ortschaften sind in jenen Jahren den Erdboden gleichgemacht worden.
Unsere Kirche, direkt an der Paßstraße – weithin sichtbar und ein Wahrzeichen für Nollendorf – wurde 1975 gesprengt; die Reste samt der Friedhofmauern abgefahren. Die gesamte Fläche wurde eingeebnet. Nun stehen nur noch das Kriegerdenkmal ( ohne Marmorplatten mit den Inschriften ) und einige Häuser-Ruinen an der Hauptstraße. Man kann sagen: „Nollendorf ist untergegangen“.
Das Gelände von Nollendorf gehört jetzt – vermutlich seit der tschechischen Volkszählung von 1961 – zur Gemeinde Peterswald. Die landwirtschaftliche Nutzfläche wird vom Staatsgut Peterswald bearbeitet.
Am 22. Juni 1975 übernahm die Gemeinde Hainburg die Patenschaft auch für die ehemalige Gemeinde Nollendorf. Seither treffen sich die Nollendorfer gemeinsam mit den Peterswaldern alle zwei Jahre in Hainburg, unsere Patenstadt am Main.
Willibald Bail, 3008 Garbsen, im Frühjahr 1983.
Das Dorf Nollendorf liegt auf dem Erzgebirge an der Teplitzer Ärialstraße.
In 1907-08 hatte es 84 Häuser und 357 Einwohner. Die nächste Bahnstation war Tellnitz und die nächste Poststation Peterswald.
Der Uebergang bei Nollendorf ist als Nollendorfer Paß bekannt. Die Bewohner ernähren sich zum größten Teil vom Ertrage des Ackerbaues. Die St. Josefskirche datiert in ihrer jetzigen Gestalt aus dem Jahre 1697. Die Schule ist einklassig und mit Halbtagsunterricht. Nollendorf hat infolge seiner Lage an dem vor dem Baue der Eisenbahnen großartig frequentierten Uebergange über das Erzgebirge, namentlich in Kriegszeiten, schwere Drangsale erlebt. Es sah die Hussiten, wurde im 30jährigen Kriege arg mitgenommen, sah die Heere Friedrichs II. durchziehen und wurde im Kriegsjahre 1813 schrecklich mitgenommen. Während der Schlacht bei Kulm war hier viel Fuhrwerk aufgefahren, welches sämtlich den preußischen Truppen in die Hände fiel. Im Jahre 1866 sah Nollendorf große Durchmärsche von Sachsen und Preußen.
In 1907-08 gab es folgende Ortsgruppen:
Arbeiter-Krankenunterstützungsverein
Kriegerverein
Freiwillige Feuerwehr
Schulhellerverein
Ortsgruppe d. B. d. D. i. B.