Rede Dr. Rudi Pueschel

Sehr geehrter Herr Generalvikar Havelka,
Verehrter Herr stellvertr. Bürgermeister Walter Wolf,
Verehrte Gäste, liebe Freunde:

Mit grosser Freude nehme ich an der heutigen Einweihung des renovierten Peterswalder
Friedhofskreuzes teil.

Das Kreuz wurde vom Peterswalder Philanthropen Josef Peilbauer aus dem Hause Nr. 192
gestiftet und im Jahre 1796 zum ersten Mal von Pfarrer Anton Klug eingeweiht.  Der Schöpfer
des Kreuzes dürfte der Aussiger Bildhauer Josef Schuster gewesen sein, der nachweisbar
andere Kunstwerke für die Peterswalder Kirche geschaffen hat.  Im Jahre 1876 wurde das Kreuz
vom Teplitzer Bildhauer Anton Bauer erneuert und von Pfarrer P. Josef Hille eingesegnet,
der damals auch die Kosten für die Restaurierung trug.  Seitdem waren 130 Jahre vergangen
und eine weitere Restaurierung wurde notwendig, die heuer vom Peterswalder Bildhauer
Michael Bilek kunstgerecht ausgeführt wurde; dafür danken wir ihm.

Meine Freude über die Erhaltung des Kreuzes teile ich mit 30 Mitspendern, deren Namen am
Fuss des Sockels verewigt sind, und denen ich in Freundschaft und mit Dank herzlich verbunden bin.
Die meisten von uns waren einmal Kinder und Jugendliche in Peterswald.
Vor mehr als 60 Jahren wurden wir Opfer der verfehlten Entgermanisierungspolitik der damaligen
Beneschregierung und aus unserem Heimatort vertrieben.  Heute sind wir zu Besuch zurück gekommen,
um an der Einweihung des fortbestehenden Peterswalder Friedhofskreuzes teilzunehmen.
Wir sind stolz darauf, einen Beitrag zur Erhaltung sudetendeutscher Erinnerungskultur geleistet zu haben,
so wie Sudetendeutsche viele Beiträge zu Kunst, Literatur, Architektur und Wissenschaften hinterlassen haben,
die sie in acht Jahrhunderten geschaffen hatten.  Vielleicht kommt doch einmal die Zeit,
in der Denker vom Kaliber eines Johann Wolfgang von Goethe nicht mehr bedauern brauchen,
dass „die Geschichte Böhmens … die traurigste von der ganzen Welt“ ist.  Nützliche Gedanken zur
deutsch-tschechischen Problematik und Ideen zu ihrer Überbrückung findet der geneigte Leser
in dem Buch „Monolog über Böhmen“ von Willy Lorenz, Alt-Österreicher und Sohn eines
tschechischen Vaters und einer deutschen Mutter.  Seine Schrift ist im Jahre 1964 in zweiter Auflage
im Herold Verlag in Wien erschienen.

In der christlichen Religion und in anderen Mythologien symbolisiert das Kreuz Frömmigkeit
und Verständigung: Die vertikale Säule deutet eine Verbindung zwischen Himmel und Erde,
eine Beziehung des Menschen zu Gott, an.  Der horizontale Balken symbolisiert die Verständigung
zwischen den Menschen, eine Voraussetzung für Freundschaft, die wiederum die Grundlage für Frieden ist.
Möge das Peterswalder Friedhofskreuz den Menschen in Peterswald und Umgebung für noch
viele Jahrhunderte erhalten bleiben.  Möge seine Säule zur Frömmigkeit und sein Balken zum  Frieden beitragen.

Danke fürs Zuhören.