Landwirtschaft, Industrie und Tourismus

Bist ju eene schlachte Geechnd,
host vie Kälte, host vie Schnie,
Stöwerwatter und vie Nawel
doch wie garne möcht ich hie.

Host kenn Weez’n, e finkl Hower,
keene Äppeln, keene Barn,
keene Pflaum und keene Karschen
und ich ho dich doch su garn.

Doch du bist halt gor su schiene,
host vie Busch und frischen Wind,
schiene Blümeln, schiene Heede
wie mr’s narnds und narnds ni findt

Host des Heisl, host des Platzl,
wu ‘mo meine Wieche wor;
Heemt, ich konn dich ni vergassen,
Wür’ ich a glei hundat Johr.

Max Tandler

Hauptbeschäftigung in Peterswald und Nollendorf war über einen Zeitraum von sechs Jahrhunderten hinweg die Landwirtschaft, trotzdem der Ackerbau im Erzgebirge, bedingt durch rauhes Klima und steinige Erde, etwas mühsam war.   Das östliche Erzgebirge, von Zinnwald bis zum Schneeberg, ist in der Umgebung von Nollendorf und Peterswald eine baumlose Hochebene, in mittlerer Meereshöhe zwischen 700 und 800 Metern in südwest-nordöstlicher Richtung gelegen.  Ihre Abdachung nach Norden ist hier nur durch wenige und unerhebliche Taleinsenkungen unterbrochen.  In südöstlicher Richtung ist der Hang ein meist steiler, durch Vorberge ungeschützt, was nicht ohne Einfluß auf die Luftströmung und deren Heftigkeit ist, mit der sie hier oft auftritt.

Die Jahresmitteltemperaturen betrugen in Schönwald 5,7 °C, in Ebersdorf 4,8 °C.  Für die Vegetation nachteilig war besonders der kalte Frühling, in dem die Monatsmitteltemperaturen in Schönwald bei 1,4 °C im März, bei 4,9 °C im April und bei 9,8 °C im Mai lagen.   Im Oktober war die Durchschnittstemperatur bereits wieder auf 3,1 °C abgesun­ken, so daß die wärmeren Monate Juli bis September waren.   Dies ist ein sehr kurzer Zeitraum für eine gedeihliche Entwicklung des Pflanzenlebens.  Die mittlere Zeit der Kornernte fiel bei Peterswald in die erste Hälfte und um Schönwald in die zweite Hälfte des August, bei Zinnwald und Ebersdorf in den Anfang des September.  Das war fünf bis sechs Wochen später als in den klimatisch günstigeren Lagen des böhmischen Mittelgebirges.  Demnach wurden bei Ebersdorf an Getreide bloß Korn und Hafer und bei Schönwald nur in den besseren Lagen noch Gerste und Sommerweizen mit einigem Nutzen angebaut.

Es war im Erzgebirge keine Seltenheit, daß besonders in den höheren Lagen – in Zinnwald, Ebersdorf und Streckenwald – die Ernte durch Schneegestöber empfindlich gestört wurde und die Kartoffeln, die wegen ihres hohen Wassergehaltes sehr frostempfindlich waren, gar oft unter Schnee ausgehoben werden mußten.  Obstbäume gediehen nur in den tieferen Lagen, und auf der Ebersdorfer Höhe fristete sogar die Vogelbeere, welche häufig längs der Straßen gepflanzt wurde, um deren Richtung bei hochliegendem Schnee kenntlich zu machen, nur kümmerlich ihr Dasein.  Diesen Bäumen war weniger die niedrige Jahresmitteltemperatur zu ihrem Gedeihen hinderlich, denn Ebereschen wachsen noch hoch im Norden, vielmehr schadeten ihnen die rauhen, trockenen Nordwinde, die besonders scharf über den Kamm, gleich einem Strome über ein Wehr, hinweg strichen.

Hafer gedieh in den höheren Gebirgslagen vorzugsweise.  Seine Aussaat fiel in die erste Hälfte des April, er blühte Ende Juni und Anfang Juli und wurde in den Monaten August und September geerntet.  Im Erzgebirge wurde lange Zeit Weizen überhaupt nicht und Gerste nur mit Sommerkorn vermischt angebaut.  Deshalb mußte der Weizen, der seit Anfang der Vierziger Jahre auf der Pochtawirtschaft (Peterswald Nr. 268) wuchs, als Seltenheit oder als besondere Errungenschaft betrachtet werden.  Von den Kartoffeln haben sich für das Becken die Champignon- und Rosenkartoffeln, für das Gebirge die sächsische Zwiebel sehr bewährt.

Ein besonderer Glanzpunkt für Peterswald war die in der Mitte des 18. Jahrhunderts aufkommende Schnallen- und Knopfindustrie.  Schnallen waren ein begehrter Artikel, der für die verschiedensten Dinge, so für Schuhe und Kopfbedeckungen, benötigt wurde.  Schnallen brauchten der Schneider, Schuhmacher, Sattler und Kürschner.  Es war ein lohnender Industriezweig, der Geld einbrachte.

Als erster Unternehmer begann 1757 ein gewisser Christian Hieke, in Peterswald Schnallen zu fertigen.   Er war viel auf Reisen gewesen, wobei er vieles gesehen, erlebt und gelernt hatte.  Zuerst stellte er verschiedene Formen für einfache Schnallen her, die er dann im Gußverfahren anfertigte.   Er goß die Schnallen zunächst aus Zinn, später aus Messing.   Kamen dieselben aus der Form, dann wurden sie durch Reiben und Feilen gereinigt.  Hieke eignete sich eine ungemein große Kenntnis der Schnallengießerei an und entwickelte sogar mechanische Vorrichtungen, die die Schnallenherstellung erleichterten.  Außer den Brüdern Christian und Bernhard Hieke fanden sich bald andere, welche die Schnallengießerei mit Erfolg betrieben.  Sie fertigten auch mit Silber eingelegte Schnallen an.  Die verfertigte Ware packten sie sorgfältig in Rucksäcke ein, ebenso wie andere Schnallenerzeuger, und trugen sie persönlich auf die Märkte der größeren Städte Europas, um sie dort zu verkaufen.  Da die Schnallenmacher eine gute Ware lieferten, fanden sie auch großen Absatz.

Neben Schnallen fing man später an, auch Knöpfe zu gießen.  Vier Schönbach-Brüder waren die ersten, die diesen Industriezweig zuerst gemeinsam und später unabhängig voneinander betrieben.  Die Arbeit gestaltete sich anfangs etwas schwierig, aber bald wurden diverse mechanischen Vorrichtungen entwickelt und angewendet, welche die Arbeit erleichterten und den Ertrag vergrößerten.  Die ersten Proben hatten sie aus Frankreich kommen lassen.  Damit die Ware Ansehen gewinne und Absatz fände, gingen Peterswalder Knöpfe unter den Namen de Paris in die Welt.  Erst arbeiteten die Schönbachs allein.  Bald aber stieg ihnen die Produktion über den Kopf, und sie mußten Hilfsarbeiter einstellen.

Die Metallknöpfe wurden entweder gegossen oder mit geeigneten Vorrichtungen aus Blech ausgestanzt.  Bleihaltiges Zinn oder verschiedene Legierungen aus Zinn und Messing wurden verwendet, gravierte Platten wurden ebenfalls eingelegt.  Das Öhr oder der Knopfhenkel wurde in die Form eingesetzt und gegossen.  Die ganze Form wurde zuerst mit Hilfe von Spinnrädern und später auf Drehbänken vollendet.  Die Blechknöpfe wurden aus einfachen Metallscheiben mittels eines Stempels ausgestoßen.  Henkel wurden eingeschlagen, Verzierung vorn eingesetzt und die rohen Knöpfe blank gescheuert oder gebeizt.  Die Vergoldung oder Versilberung der Knöpfe geschah auf galvanischem Wege.  So wie die Schnallen wurden auch die fertigen Knöpfe verpackt und auf Schubkarren oder in Ranzen zu den Märkten in Wien, Brünn, Prag, Pilsen oder Leipzig geschafft.  Anfangs kümmerten sich die Knopffabrikanten um den Verkauf der Waren in Eigenregie.  Bald aber fanden sich Händler für Schnallen und Knöpfe, welche damit Handel trieben und diese Artikel in die Welt brachten.  Auf diese Weise wurden Peterswalder Schnallen und Knöpfe weltberühmt.

Schnallenfabrikanten waren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Christian Hieke, Bernhard Hieke, Joh. Georg Bernhardt, Christian Streit, Hans Hieke, Josef Ritschel, Franz Ritschel, Franz Kühnel, Josef Krahl, Franz Bernhardt, Josef Kühnel, Anton Schönbach, Franz Wolf, Franz Settmacher, Franz Nitsche, Wenzel Messen, Georg Hieke, Franz Kriesche, Josef Löbel, Josef Gliem, Streit, Franz Kliem, Kriesche.  Viele dieser genannten Schnallenmacher verfertigten später auch Knöpfe.  Ausschließlich mit der Knopfmacherei beschäftigten sich Franz Ruprecht, Josef Schneider, Johann Michael Binder, Franz Schönbach, Wenzel Schönbach, Franz Settmacher, Anton Schönbach, Karl Schönbach, Karl Kühnel.  Manche Auswärtige wanderten in Peterswald ein, um dort die Knopferzeugung zu betreiben und fähige Arbeitskräfte zu finden.

In Peterswald wurden weit über 160 Zentner Schnallen pro Jahr angefertigt, außerdem sehr viele Knöpfe.  Es wurde erzählt, daß die Reisenden Silbergeld heimbrachten, das mehr als die verkaufte Ware wog.  Ein gewisser Michael Deschmann aus Gottschee in Krain hatte sich durch den Handel mit Schnallen und Knöpfen aus Peterswald Reichtum erworben.  Allerdings wurden der reichste Knopffabrikant und Schnallengießer Hieke wie auch sechs andere Fabrikanten durch das Patent, den Staatsbankrott vom 15. März 1811, sehr arm.  Erst später erholten sie sich wieder etwas.  In den Kriegsunruhen 1813 stagnierte die Fabrikation für mehrere Monate, erlebte aber im Jahre 1814 wieder einen neuen Aufschwung.  Bald darauf zählte man 27 Meister in dieser Industrie.

Schaller sagt in seiner Topographie (Ortsbeschreibung) zum Jahre 1787 über Peterwald folgendes: Die Einwohner beschäftigen sich mit Schnallenmachen, deren alle Jahre mehr als 150 Zentner verfertigt und von Peterswald nach Prag, Dresden, Leipzig und andere Gegenden verführt werden.  Johann Hübners Staats- und Konversationslexikon, gegen Ende des 18. Jahrhunderts erschienen, erwähnt in Peterswald die Schnallenfabrikation.  Und Schütz sagt in seiner Erdbeschreibung von 1832: An der Grenze in Peterswald, wo es viele Metallarbeiter gibt, werden Messing und Tombak, Schnallen, Knöpfe, Ringe, Metallöffel und dergleichen verfertigt.  

Die Knopf- und Schnallenfabrikation expandierte im 19. Jahrhundert immer stärker.  Neben Zinnknöpfen erschienen Handschuhknöpfe in allen Formen und Größen, auch überzogene Waschknöpfe, Kragen- und Chemisettenknöpfe, Dekorationsaufschläge für Kleider und Mützen, wie Anker, Adler und Schutzvorrichtungen für Tintenflaschen, Puppenknöpfe und Modeknöpfe.  Auch verfertigten die Metall- und Gelbgießer die verschiedensten Bestandteile für Pferdegeschirre, für Sattlerarbeiten und ähnliches.  Manche betrieben die Metallindustrie mehr als Hausindustrie oder nur in kleinerem Maßstab, andere errichteten größere Betriebe unter Zuhilfenahme der vorhandenen Wasser- und Dampfkraft.

Die verschiedenartigsten Maschinen wurden aufgestellt, immer neue Muster verfertigt und für viele Artikel Patente erworben.  Zu Spezialartikeln, die angefertigt wurden, gehörten Zwingen und Platinen, Beschläge für Schirme und Stöcke, (Fabrik H. C. Kühnel), Damenblusenknöpfe, Schuhknöpfe und Schuhschließen (Fabrik H. W. Wolf), Uniformknöpfe (Fabrik H. Haase), Phantasieknöpfe, Druck- und Annähknöpfe, Metallflitter und kleinere Metallwaren (Franzund Anton Schönbach Nr. 118), ebenso Waschknöpfe und Kragenknöpfe (in Hellendorf).  Außerdem wurden Gußwaren für Sattler und Tapezierer und Tapeziernägel (H. Aug. Wolf und Söhne), Metallzwingen und Regenschirmteile (Ernst Luis Gottschald in Hungertuch) und Druckknöpfe (Franz Josef Püschel) hergestellt.

Nicht nur im Inland – in Österreich – wurden die Waren verkauft.  Exportländer von Peterswalder Erzeugnissen waren Ungarn, Deutschland, England, Rußland, Rumänien, Türkei, Indien, China, Amerika, Australien, die Südseeinseln und andere.

An die einst blühende Knopf- und Schnallengießerei erinnerten zur Jahrhundertwende noch einzeln stehende „Gießhäusln“, so bei den Häusern Nr. 93, 138, 148, 167, 266, 316.  Manche solcher Häuschen wurden in Wohnhäuser umgebaut, so beispielsweise bei den Häusern Nr. 16, 69, 360, oder standen überhaupt nicht mehr, zum Beispiel die Nummern 203, 198.

Zu den Betrieben zählten zu Beginn des 20. Jahrhunderts:

  •  Die Metallwarenfabrik C. Kühnel, deren Fabrikation bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (1782) zurück reicht.  Die Fabrik wurde 1871 vergrößert.  Von 1877 bis 1882 war H. Kühnel in Hungertuch, von 1882 bis zuletzt in der Storchmühle (Nr.146), die neu aufgebaut und vergrößert worden war, tätig.  Vor etwa einhundert Jahren wurde von ihm auch eine Fabrik in Königswald errichtet.  Herrn Kühnel wurde 1903 in Aussig ein Staatspreis für seine Erzeugnisse verliehen.
  •   Die Metallwarenfabrik des Franz Schönbach in Peterswald Nr. 118 und in Hellendorf.  Die Fabrikation dieser Firma reicht bis 1780 zurück.  Im Verlaufe der Jahre (1880) wurde der Betrieb vergrößert und 1892 in Hellendorf ein kleinerer Betrieb noch zusätzlich eingerichtet.  1901 wurden die seinerzeit Herrn Adler gehörenden Gebäude dazugekauft, 1903 der Neubau aufgeführt und 1906 in Hellendorf die Griesbachmühle angekauft und für das Fabrikat eingerichtet.  Nach dem Tode des Franz Schönbach im Jahre 1902 führten seine Söhne Franz und Anton das Werk weiter.
  •  Die ersten Anfänge der Metallwarenfabrik Aug. Wolf und Söhne datieren in das Jahr 1840 im Oberdorf Nr. 274.  Später wurde die Fabrik Terrheggen gekauft und vergrößert.
  •  Josef Haase begann 1891 mit der Fabrikation von Knöpfen, pachtete 1900 und 1901 die Fabrik des Ed. Schönbach und baute danach eine eigene Fabrik.
  •  Die Knopf- und Metallwarenfabrik des W. Wolf (Nr. 218) wurde im Jahre 1901 mit 20 Arbeitern begonnen.  In den Jahren 1903 und 1906 vergrößerte H. Wolf seine Gebäude.
  • Die Metallwarenfabrik des Ernst Luis Gottschald im Ortsteil Hungertuch.
  •  Franz Haase,
  •  Franz Löbel,
  •  Ferdinand Schönbach,
  •  Josef Wolf.
  •  Franz Josef Püschel
  •  Kleinere Betriebe haben Anton Wolf, Josef Ritschel und Karl Wolf unterhalten.
  •  Noch zu erwähnen wäre die jetzt außer Betrieb gesetzte Knopffabrik des verstorbenen Anton Kühnel und später Franz Kühnel (Nr. 341).  Anton Kühnel war nicht bloß in der Fabrikation von Knöpfen, sondern auch in der Mechanik, Malerei (Ölgemälde) und in der Fotographie bewandert.  Im Volksmunde hieß diese Fabrik „Beim Festungskühnel“.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm im Orte die Knopffabrikation einen großen Aufschwung.  Allerdings erwies sich die große Entfernung von der Bahnstation in Königswald als ein großer Nachteil für die wirtschaftliche Entwicklung Peterswalds.  Pläne, mit dem Bau einer Bahnstation in Peterswald zu beginnen, wurden durch den Ersten Weltkrieg zunichte gemacht.

Zur Industrie in Peterswald und Umgebung ist im Das Eulautal im Wandel der Zeiten, 1. Jahrgang, Heft 2, 1926 folgender Bericht von Herrn Franz Werner aus Merzdorf unter dem Titel „Ursprung und Entwicklung der hiesigen Knopf- und Metallwarenindustrie“ zu finden: In früherer Zeit fand der weitaus größte Teil der Bevölkerung unserer engsten Heimat Beschäftigung bei Ackerbau und Viehzucht, und schwer genug wurde dem steinigen Boden ein geringer Ertrag abgerungen.  Mit dem steten Wachsen der Bevölkerungszahl konnte naturgemäß diese Hauptbeschäftigung nicht mehr ausreichen, und man suchte nach neuen und besseren Erwerbsmöglichkeiten.  Als erste und noch heute (1925) eine der bedeutendsten dieser neuen Erwerbsquellen dürfen wir wohl die Knopf- und Metallwarenerzeugung betrachten, und ich will im nachstehenden deren Ursprung und Entwicklung kurz darstellen.

Als Grundlagen diente mir das sehr wertvolle Büchlein des Herrn Pfarrer Nitsche, Komotau, eines Peterswalder Ortskindes, und nicht minder wichtig waren mir die Berichte der Herren Fabrikanten, für deren freundliche Unterstützung ich im Namen der Arbeitsgemeinschaft besten Dank sage.

Nach der schriftlichen und mündlichen Überlieferung war es ein Christian Hieke in Peterswald, der im Jahre 1757 als erster die Schnallenerzeugung betrieb.  Durch vieles Reisen hatte er die Notwendigkeit der Schnallenerzeugung auf Grund des stets herrschenden Bedarfes festgestellt und dabei gleichzeitig den Geschmack kennengelernt.  Es war ihm daher ein Leichtes, die richtigen Muster zu treffen und einen bedeutenden Absatz für seine Erzeugnisse zu finden.  Es wurden Schnallen aus Zinn sowie Messing gegossen, sodann gut gereinigt und verpackt.  Der Absatz wuchs ständig, und gar bald fanden sich neue Erzeuger für den sehr einträglichen Artikel; es waren dies die Brüder Schönbach, die außer Schnallen als erste Knöpfe gossen und damit überall großen Anklang fanden.  Noch heute sind Gießerhäuschen in Peterswald zu sehen, wovon unser Bild im Innern dieses Heftes eine Abbildung zeigt.

Bald begann man auch, aus Blech Knöpfe zu erzeugen.  Gleichzeitig mit der Entstehung dieses Industriezweiges in Peterswald fanden sich auch im benachbarten Tyssa tatkräftige Männer, die diese Industrie einrichteten und allmählich gute Erfolge aufzuweisen hatten.  Die später folgende Aufzählung und Besprechung der einzelnen Unternehmungen zeigt ungefähr den Aufbau in diesem Orte, soweit ich Ermittlungen machen konnte.  

Der Absatz der Knöpfe war zwar meistens gut, doch mußte der Fabrikant seine Ware selbst zu Markte oder auf die großen Messen tragen, ohne jene modernen Verkehrsmittel, die ihm heute zur Verfügung stehen.  So wurden die großen Messen in Leipzig mit dem Karren oder Ranzen voller Waren besucht und selbe dort verkauft; erst die neue Zeit mit ihren wunderbaren Errungenschaften in der Technik sollte auch hier Wandel schaffen.  Bald entstanden bessere Verkehrswege, die Eisenbahn, Post und so weiter; der Besuch der Märkte mit der Ware erübrigte sich bald, denn es fanden sich Händler, die den Vertrieb von Knopf- und Metallwaren zum Erwerb nahmen.  Von dem allgemeinen Fortschreiten der Technik blieb auch die Knopffabrikation nicht unberührt und es gelang, die Fabrikation durch Anwendung des Maschinenbetriebes rationeller zu gestalten, so daß heute verschiedene Handarbeiten sehr sinnreich und zeitsparend auf diesem Wege ersetzt werden, was einer bedeutenden Verbilligung der Erzeugnisse gleichkam.  

Doch auch die umliegenden Ortschaften blieben von dieser Entwicklung nicht unberührt, und gar bald entstanden auch im Eulautale bis in die Nähe Bodenbachs gleiche oder ähnliche Erzeugnisstätten, wenngleich die Orte Peterswald und Tyssa am bekanntesten blieben.

Zu Ende des 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts nahm die Knopfindustrie einen bedeutenden Aufschwung, der leider durch den im Jahre 1914 ausgebrochenen Weltkrieg plötzlich behindert wurde; und wenngleich die ersten Jahre der Nachkriegszeit eine kurze Belebung des Knopfabsatzes brachten, so war dies doch nur von vorübergehender Dauer.  Die Nachkriegsjahre zeigten deutlich, daß dieser Industrie das ehemalige Österreich-Ungarn als Absatzgebiet fehlt und daß die Wiedergewinnung dieses in Kleinstaaten zerfallenen Gebietes infolge der vielen Einfuhr- und Zollschwierigkeiten große Widerstände zu überwinden hat; außerdem entstanden im Ausland, wie zum Beispiel Japan, Italien, Frankreich, Ungarn und so weiter ebenfalls größere Knopffabriken, die heute schon als nicht zu unterschätzende Faktoren zu betrachten sind.

Aus den nachstehenden mir zugegangenen Berichten der einzelnen Unternehmungen ist all dies noch anschaulicher zu ersehen, gleichzeitig möchte ich damit zeigen, welche Fülle verschiedener Kleinmetallwaren in unserer engsten Heimat erzeugt werden, was wohl manchem Heimatkind, um so mehr der Außenwelt, unbekannt sein dürfte.

Firmen in Peterswald und Hungertuch

Die nachstehenden Berichte trafen ein und ich erlaube mir hiermit, selbe wie folgt zu veröffentlichen:  

Die wohl älteste Fabrik in PeterswaldAnton Franz Schönbach, wurde im Jahre 1780 gegründet, und zwar vom Großvater des jetzigen Inhabers.  Als erste Artikel wurden Zinn- und Messingknöpfe aus Guß erzeugt, ferner Handschuhdruckknöpfe und Hosenschnallen.  Die Erzeugnisse brachte der Begründer anfangs selbst im Rucksack zur Leipziger Messe.  Später erzeugte man Kragen- und Manschettenknöpfe sowie andere Metallknöpfe für den Export, und kurz vor Ausbruch des Weltkrieges wurden Zelluloidknöpfe neu aufgenommen.  Während des Krieges kamen hauptsächlich Heereslieferungen zur Ausführung und wurden den in dieser Zeit ungefähr 300 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt.  Nach Beendigung des großen Krieges nahm das Unternehmen die bisherigen Artikel, Kragen, Manschett- und sonstigen Metallknöpfe für den Export wiederum auf, welche einen guten Absatz finden.

Die Metallwarenfabrik C. Kühnel, Peterswald, wurde im Jahre 1782 im Hause Nr. 102 gegründet, woselbst Zinnknöpfe sowie Löffel, später Messinglöffel und Knöpfe erzeugt wurden.  Diese Erzeugungsstätte verblieb hier bis zum Jahre 1840 und wurde dann im Jahre 1858, nach achtzehnjähriger Unterbrechung, in das Haus Nummer 209 in Peterswald verlegt, wo der Vater des jetzigen Inhabers, Herr Karl Kühnel, Handschuh- und Hosenknöpfe erzeugte.  Im Jahre 1871 vereinigte sich Herr C. Kühnel mit Herrn E. L. Gottschald aus Dresden, und sie errichteten eine neue Fabrik im benachbarten Ortsteil Hungertuch.  Es war hier eine abgebrannte Mühle, die von Herrn Kühnel zu einer Fabrik umgebaut wurde.  Im Jahre 1881 zerstörte ein Schadenfeuer den gesamten Bau, der neuerdings aufgeführt wurde.  Der Betrieb lief sodann auf gemeinsame Rechnung nur bis 1881 weiter, denn die beiden Gesellschafter trennten sich.  Herr Kühnel fabrizierte im Hause Nr. 209 weiter, kaufte jedoch schon im Jahre 1882 die Mahlmühle Nr. 146, die er für Fabrikationszwecke umbaute und im Jahre 1887 bedeutend erweiterte.  Nun erzeugte manhauptsächlich Exportknöpfe, Schirm- und Stockbeschläge sowie Tapeziernägel.  Im Jahre 1889 errichtete Herr Kühnel auch in Königswald eine Fabrik für die gleichen Artikel, die aber 1890 wieder aufgelassen werden mußte, da Amerika als Hauptabnehmer die Zölle übermäßig erhöhte und eine weitere Einfuhr dadurch unmöglich machte, und außerdem keine geeigneten Arbeitskräfte zu finden waren; der Betrieb wurde zur Gänze nach Peterswald verlegt.  In den Jahren 1904 bis 1907 erweiterte man den Betrieb wesentlich, der vom Jahre 1906 sodann vom jetzigen Inhaber weitergeführt wurde.  Gründer dieses Unternehmens ist, soweit nachweisbar, ein gewisser „Müllerfranze“ nach welchem der Großvater des Inhabers, Wenzel Kühnel, und der Vater, Carl Kühnel, das Geschäft in die heutigen Bahnen leitete.  Gegenwärtig werden gezogene, gestanzte, gedrückte, fassionierte und gedrehte Artikel erzeugt sowie sämtliche Schirm-, Stock- und Skibeschläge, außerdem Knöpfe und andere in dem Fach einschlägige Artikel.

 Über die Firma August Wolf u. Sohn, Peterswald, berichtet mir der Gedenkbuchführer von dort, Herr Franz Wolf, folgendes: Der Begründer dieser Firma war Franz Wolf, geboren im Jahre 1812.  Er entstammte der Familie der sogenannten „Rauerhonse“ aus dem Hause Nr. 273 in Peterswald; das Stammhaus derselben war jedoch das Gebäude Nr. 239, in welchem es bis vor wenigen Jahren noch „beim Honsenseffen“ hieß, was jedenfalls darauf schließen läßt, daß einmal ein Hausherr Johann-Hans geheißen hat.  Der Vater des eingangs erwähnten Franz Wolf kaufte nun in späteren Jahren das Haus Nr. 273 von einem gewissen „Rauer“, wodurch dann der Name „Rauerhons“ entstand.  Außer Franz Wolf waren noch fünf Brüder und eine Schwester da, und zwar Wenzel Wolf, nachmaliger Hornknopffabrikant, Nr. 262, Ferdinand Wolf, Ziegeldeckermeister in Mecklenburg, August Wolf, Nr. 258, nachmaliger Sparkassendirektor, Josef Wolf, Nr. 160, Schnallenerzeuger, und Anton Wolf, welcher das väterliche Haus Nr. 273 übernahm.  Die Schwester Theresia Wolf war an einen Fabrikanten Konrad in Niedergrund an der Elbe verheiratet.

ranz Wolf kaufte im Jahre 1838 das Häuschen Nr. 276 von einer gewissen „Jankin“ und verheiratete sich nachher mit Thekla Bernhardt aus Nr. 41 in Peterswald.  Von da ab hieß man diese Familie „bei der kleinen Thekla“, später kürzer „beim Thekla“.  Im Jahre 1840 unternahm nun Franz Wolf gemeinsam mit seinem Bruder Josef die Erzeugung von Sattlerwaren wie Rosen, Schnallen und so weiter, auch Stiefeleisen aus Gußmessing unter der Firma „Gebrüder Wolf“.  Formen hatten sie sich besorgt und zum Teil auch selbst hergestellt, nach welchen sie sich die Ware beim „Messenwenz“, einem Gelbgießer im Haus Nummer 94, in Rohguß herstellen ließen und dann mit eigener Hand fertig verarbeiteten.  In erster Zeit hat Franz Wolf die fertige Ware selbst nach Prag, Brünn, Pilsen usw.  zu Markte getragen, bei welcher Gelegenheit er noch verschiedene andere Sachen kennenlernte, die er zur Herstellung und Lieferung übernehmen konnte. Dadurch war nun auch der Umsatz größer geworden, und so richteten die beiden Brüder eine eigene Gießerei ein.  Zur Herstellung der fertigen Waren fand Franz Wolf bei seinen inzwischen herangewachsenen Kindern brauchbare Arbeitshilfe; und als dann geregelte Bahn- und Postverhältnisse ins Leben traten, gedieh der Umsatz soweit, um einige Hilfsarbeiter aufnehmen zu können.  Im Jahre 1869 starb Josef Wolfund es trat als Teilhaber dessen Sohn Anton in das Geschäft ein.  Im Jahre 1883 kündigte jedoch Anton Wolf seinen Geschäftsanteil und gründete ein selbständiges Unternehmen in seinem Hause Nr. 198.  Franz Wolf übergab sodann sein Geschäft an seinen Sohn August, welcher schon lange vorher das Haus Nr. 274 gekauft und sich mit Johanna Wolf aus Haus Nr. 275 verehelicht hatte.  Nachdem dessen Sohn, ebenfalls Franz mit Namen, bereits 16 Jahre alt war und sich fürs Geschäft lebhaft interessierte, wurde die Firma unter dem Namen „August Wolf u. Sohn“ weitergeführt, doch der Name „beim Thekla“ blieb volksmündlich erhalten; und obwohl diese Firma seit jener Zeit schon viermal ihren Besitzer gewechselt hat, wird sie heute noch als „Thekla-Fabrik“ bezeichnet.  Im Jahre 1884 wurde das Haus Nr. 448 erbaut und bestand aus Gießerei und Arbeitslokalen.  Zu dieser Zeit waren schon 15 bis 20Arbeiter beschäftigt, nebenbei wurden auch noch andere Artikel, wie Knöpfe, Rosetten, Tapeziernägel und dergleichen mitgeführt, die aus andern Fabriken bezogen wurden.

 Nach dieser Zeit unternahm Franz Wolf junior als 18-20jähriger Bursche schon Reisen bis nach der Türkei, Rumänien wie auch Belgien.  1889 wurde er dann zum Militärdienst eingezogen, und trotz wiederholter Intervention seitens seines Vaters mußte er drei Jahre dienen.  Doch nach Ablauf dieser Zeit war für den tüchtigen jungen Mann die Gelegenheit geboten, seine Fähigkeiten zur Geltung zu bringen.  Im Jahre 1893 verheiratete er sich mit Josefine Püschel aus dem Hause Nr. 79.  1896 versuchte er, die bisher gekauften Tapeziernägel in besserer Ausführung selbst zu erzeugen, was ihm auch gelang.  1897 starb der Begründer der Firma und im selben Jahre wurde die erste Schleiferei errichtet.  Bereits 1898 erwarb Franz Wolf jun. die frühere Samtfabrik von V. d. Bech u. Terheggen, wohin dann im November 1899 der ganze Betrieb verlegt wurde.  Im Jahre 1902 setzte dann im hiesigen Orte die Erzeugung von Druckknöpfen ein.  Hier war ihm nun ein reiches Arbeitsfeld geboten, und er setzte sich mit aller ihm zu Gebote stehenden Kraft für einen raschen Aufschwung des Unternehmens ein.  Bald wurden auch Anker-, Mode-, Aufputz- und Zelluloidknöpfe erzeugt.  Nachdem ihm bereits im Jahre 1896 seine Frau gestorben war, verheiratete er sich im Jahre 1905 zum zweiten Mal mit Lina Dunkel aus Wien; doch bereits im Jahre 1907 erkrankte er infolge der vielen Überanstrengungen an einem schweren Nerven- und Gehirnleiden, welchem er am 15. August 1911 erlag.  Franz Wolf hatte das Geschäft zur vollsten Blüte entfaltet und es konnten in der Zeit der Höchstkonjunktur (1906 bis 1912) über 300 Arbeiter vollauf Beschäftigung finden.  Während seiner vierjährigen Krankheit sah sich Frau Lina Wolf genötigt, den Betrieb weiter zu leiten, und nach seinem Tode galten als Teilhaberinnen des Geschäftes seine zwei Töchter aus erster Ehe, die Fräuleins Frieda und Marie Wolf.  Im Jahre 1910 trat dann Herr Franz Hiebsch, ein Neffe des alten Herrn August Wolf, in das Geschäft ein, erhielt auch bald die Prokura und verehelichte sich noch im selben Jahre mit Fräulein Frieda Wolf.  Zum 1. Jänner 1914 trat Fräulein Marie Wolf als Teilhaberin aus dem Geschäfte aus, und es wurde Herr Hiebsch als Mitchef eingesetzt, bis ihm im Jahre 1917 die Würde des alleinigen Chefs übertragen wurde.  Seither ließ es sich Herr Hiebsch angelegen sein, die Fabrik durch verschiedene Neubauten und Verbesserungen in der Einrichtung zu vervollkommnen.  Auch wurde in letzter Zeit die Erzeugung von Stoffknöpfen neu eingeführt.  Leider krankt dieser Betrieb, wie so viele andere, an den Folgen des Umsturzes, da ihm dadurch die größten und besten Absatzgebiete infolge Zerreißung der Staaten verloren gingen.

Herr C. Hoffmann als Inhaber der Firma C. Hoffmann, Peterswald-Hungertuch, sandte einige nette Ansichten seines Unternehmens sowie historisch interessante Punkte, worauf die Heimatforschung noch zurückkommen wird und der beste Dank hiermit gesagt sei.

Unter anderem berichtet Herr Hoffmann über die Entstehung des jetzigen Unternehmens: Bis zum Jahre 1874 bestand in Hungertuch eine Mühle, die samt Grundstück von den Herren Carl Kühnel, Peterswald, und Ernst Louis Gottschald aus Dresden gekauft wurde, um darin eine Metallwarenfabrik unter der Firma C. Kühnel u. Co. einzurichten.  Erzeugt wurden Handschuhknöpfe und Schirmbestandteile.  Im Jahre 1880 brach infolge Unvorsichtigkeit beim Lackkochen ein Brand aus, der das Fabriksgebäude zerstörte.  Zu gleicher Zeit trennten sich die beiden Inhaber.  Carl Kühnel eröffnete auf eigene Rechnung in der sogenannten Storchmühle in Peterswald eine Metallwarenfabrik, die heute noch besteht und vom Sohne des Gründers betrieben wird.  Gottschald hingegen betrieb die inzwischen wieder aufgebaute Fabrik in Hungertuch weiter und begründete gleichzeitig auf Flur Hellendorf an der Staatsstraße, hart an der Grenze am sogenannten Rondell, eine neue unter der Firma Ernst Louis Gottschald.  Beide wurden im Jahre 1890 von Richard Dittmeyer und Gustav Hoffmann aus Dresden übernommen und unter der Firma E. L. Gottschald Nachfolger weitergeführt.  Die am Rondell befindliche Fabrik wurde gleichzeitig nach Kleppisch verlegt.  Krankheitshalber trat im Jahre 1907 der Mitinhaber Hoffmann vom Geschäft zurück, Kleppisch wurde von Dittmeyerund Hungertuch von mir als dem Sohne des früheren Mitinhabers übernommen.  Die Betriebe wurden von da an getrennt und auf eigene Rechnung geführt.  Die letzte Firmenbezeichnung wurde einstweilen beibehalten.  Am Weihnachtsabend des Kriegsjahres 1914, wo ich als Soldat in Dresden war, brach aus bisher nicht aufgeklärter Ursache Feuer in der Fabrik aus, wodurch diese bis auf die Umfassungsmauern eingeäschert wurde.  Die Fabrik wurde neu aufgebaut und bedeutend erweitert sowie ein Wohnhaus für Beamte aufgeführt.  Nach dem Umsturz änderte ich, um Verwechslungen mit der sächsischen Firma zu vermeiden, meine Firma in C. Hoffmann um.  Die erzeugten Artikel sind im großen und ganzen dieselben geblieben bis auf die Handschuhknöpfe, die schon zu Zeiten Gottschalds aufgelassen worden waren, während nunmehr Schirm- und Stockbestandteile und sonstige in dieses Fach einschlägige Artikel hergestellt wurden.

Die Firma Franz Haase, Peterswald, berichtet, daß das Unternehmen im Jahre 1884 von Herrn Franz Haase sen. gegründet wurde.  Als erste Artikel erzeugte man Knöpfe aller Art, ferner Agraffen für die Handschuhindustrie. Das Unternehmen entwickelte sich im Laufe der Jahre gut, so daß bereits 1903 die jetzige bedeutende Fabriksanlage gebaut werden konnte.  Es werden heute alle Arten Metallknöpfe, ebenso gegossene Artikel erzeugt.  

Die Metallknopffabrik Josef Haase, Peterswald, wurde im Jahre 1891 von dem derzeitigen Besitzer, Herrn Josef Haase, gegründet.  Die heutige Fabriksanlage besteht seit dem Jahre 1901.  Erzeugt werden sämtliche für den nahen und fernen Export geeigneten Knopfwaren.

Die Firma Wenzel Wolf, Peterswald, wurde im Jahre 1901 von dem derzeitigen Prokuristen, Herrn Wenzel Wolf gegründet.  Seit dem Jahre 1918 führt jedoch dessen Sohn, Herr Franz Wolf, das Geschäft unter dem alten Firmennamen weiter.  In den ersten Jahren des Bestandes wurden hauptsächlich Schuhknöpfe, Schuhagraffen, Ziernägel für Tapezierer und Handschuhagraffen erzeugt.  Später kamen noch Knöpfe für die Damen- und Knabenkonfektion hinzu, wie Modeknöpfe, Blusenknöpfe, kleine Gold- und Ankerknöpfe.  Gegenwärtig werden etwa 50 Arbeiter beschäftigt.

Firmen in Tyssa

Eine der ältesten Fabriken in Tyssa ist jene der Firma F. A. Püschner.  Diese wurde im Jahre 1836 von Herrn Franz Anton Püschner gegründet.  Anfangs erzeugte man nur die billigen Massenartikel wie Massa- und Messingrollen, ferner billige farbige Knöpfe, sogenannte Gilet- und Joppenknöpfe für die Landbevölkerung, ebenso Gußwaren und Zinnguß.  Allmählich wurden auch bessere Knopfsorten für Uniformen, Kinder- und Damenkonfektion aufgenommen, die noch jetzt nach allen Erdteilen exportiert werden.  Ursprünglich war es nur Handarbeit und Hausarbeit, heute ist der Betrieb durch komplizierte Maschinen ausgestaltet, die äußerst rationell arbeiten.  

Die Firma Josef Weigend wurde im Jahre 1840 von Herrn Franz Weigend gegründet.  Ursprünglich erzeugte man Gußknöpfe und Pferdebeschläge.  Der Betrieb hat sich nur im gewerblichen Maße weiter entwickelt; die Erzeugung der oben genannten Artikel wurde aufgelassen und alsdann Schlittenglocken und messingene Tür- und Fensterbeschläge erzeugt.  In den Achtziger Jahren nahm man die Bronzegießerei auf, so daß sich der Betrieb nach einigen Vergrößerungen heute fast ausschließlich mit der Erzeugung der billigsten bis feinsten Tür- und Fensterbeschläge, vergoldeten Blitzableiterspitzen und ähnlichen Baubedarfsartikeln in Messing, Gold und Rotbronze, Nickelbronze, ferner mit gehämmerten Altmessingbeschlägen, Griffen mit Hornzwischenteilen und so weiter befaßt.

Die Firma Augustin Hieke in Tyssa wurde im Jahre 1854 durch Herrn Augustin Hieke gegründet.  Genannter befaßte sich zuerst mit der Fabrikation von Knöpfen für die ungarische Nationaltracht, welche teils aus Messing und teils aus Zinn gegossen wurden.  Später kam man auf die Idee, daß man diese Knöpfe aus verschiedenen Blechqualitäten prägen könnte, welcher Vorgang die Ware beträchtlich verbilligte und die Möglichkeit eines größeren Absatzes schaffte.  Ursprünglich wurden die so verfertigten Knöpfe dem Auftraggeber persönlich zugetragen und das Geld dafür kassiert.  In den 60er Jahren entwickelte sich diese Knopferzeugung zur Fabrik.  Die Erzeugnisse wurden anfangs durch Frachtfuhrwerk und später durch Bahn an ihren Bestimmungsort gebracht.  Da inzwischen noch andere Sorten blanker Metallknöpfe mit in die Erzeugung aufgenommen wurden, so arbeitete man dann Ware auf Lager und verkaufte diese sodann auf der Leipziger Messe direkt, sowie auch durch Handelsvertreter in Österreich und Deutschland.  Im Jahre 1870 wurde sodann zur Fabrikation der Metallknöpfe noch solche von Klauenhornknöpfen dazugenommen, welche im Jahre 1871 in einem separat hierfür errichteten Gebäude im großen Maßstabe betrieben wurde.  In den 70er und 80er Jahren wurden in der Metallabteilung nebst Knöpfen auch noch diverse andere Artikel aus Metall aufgenommen, und die so reichhaltig ausgebaute Kollektion sicherte guten Absatz, und so wurden die gesamten Erzeugnisse dann schon nicht nur in allen europäischen Staaten, sondern auch nach überseeischen Märkten verkauft.

Die Fabrikation von Klauenhornknöpfen wurde in den 90er Jahren ausgelassen, weil dieser Artikel mehr und mehr durch Steinnußknöpfe verdrängt wurde und sich infolge geringer Nachfrage nicht mehr rentierte.  An dieser Stelle wurden dann Schirm- und Stockbeschläge aus Metall aufgenommen, welche Artikel auch heute noch fabriziert werden.  Die ganze Art der Knopffabrikation wurde im Verlaufe der Zeit so eingerichtet, daß dieselbe zur Herstellung aller Arten von Damenkleiderknöpfen im jeweiligen Genre geeignet erscheint.  Mit der Ausdehnung des Geschäftes wurden logischerweise auch die Gebäude durch Zubauten erweitert.  Heute beschäftigt die Fabrik ungefähr 200 Arbeiter und erzeugt Modeknöpfe sowie diverse kleine Metallwaren und Schirm- und Stockbeschläge.

Die Fabrik der Firma Berthold Jäger wurde im Jahre 1880 vom Vater des jetzigen Inhabers, Herrn A. Karl Jäger, gegründet und hat bis zum Jahre 1906 Hornknöpfe erzeugt.  Herr Berthold Jäger übernahm die Fabrik im Jahre 1906.  Nun wurden hauptsächlich Kragen- und Manschettenknöpfe erzeugt.  Gleichzeitig nahm die Firma die Erzeugung für Exportartikel nach Indien auf, die bis heute guten Absatz fanden.  Gegenwärtig können bis 120 Arbeiter beschäftigt werden.

Die Metallwarenfabrik „Krautmühle“, Tyssa, berichtet: Das Unternehmen wurde im Jahre 1890 von Herrn Franz Püschner gegründet.  Der Besitz war eine alte, von Kaiser Josef erbaute Mahlmühle, deren Besitzer Kraut hieß.  Diese wurde nach Ankauf in den achtziger Jahren niedergerissen und die heutige Fabrik errichtet sowie Erweiterungen im Laufe der Zeit vorgenommen.  Es besteht Wasserdampf sowie elektrischer Betrieb.  Als ältester Betrieb dieses Zweiges liefert derselbe Baubeschläge sowie Möbelbeschläge, Scharniere und Möbelknöpfe.  Ferner dessinierte Bleche für die Metallknopfindustrie.  Es können gegenwärtig etwa 50 Arbeiter beschäftigt werden.

Die Firma C. A. Weidmüller, Tyssa, berichtet: Das Unternehmen der Fa. C. A. Weidmüller wurde im Jahre 1900 gegründet als Zweigfabrik der seit 1850 in Chemnitz bestehenden Hauptniederlassung.  Die Firma kaufte damals die seit 1870 bestehende Knopffabrik von Franz Püschner, Tyssa 218, auf und richtete die dort und in der weiteren Umgebung noch nicht aufgenommene Fabrikation von Druckknöpfen für Handschuhe und Lederwaren ein.  Der Betrieb wurde bald mit motorischer Kraft ausgestattet, erst vom kleinen Benzinmotor zum größeren Sauggasmotor, und später wurde er ganz auf elektrische Kraft umgestellt, so daß heute gegen 10 Motoren 1,5 bis 10 PS im Betriebe laufen.  Das Unternehmen erfuhr selbstverständlich verschiedene Umbauten und Vergrößerungen und steht heute baulich wohl als das zweckmäßigste und als eines der ansprechendsten Fabrikanlagen in Tyssa da.  

Die erzeugten Artikel sind fast immer gleich geblieben, wenn auch ab und zu mal einige andere mit dazugekommen sind, wie z. B. die „Buller-Needles“ während des Burenkrieges, von denen nicht genug nach England gebracht werden konnten, oder Militärknöpfe während des Weltkrieges.  Durch die Veränderungen nach dem Kriege wurde die Tyssaer Fabrik ein selbständiges Unternehmen und unabhängig von Chemnitz geführt.  Der langjährige Leiter der Firma, Herr Moritz Wächtler, trat als Teilhaber bei.  Gegenwärtig beschäftigt die Firma einige 60 Leute gegen 100 bis 120 in der Vorkriegszeit.  Allerdings sind inzwischen bedeutende Verbesserungen an den Maschinen vorgenommen wie auch neue automatische Maschinen aufgenommen worden, aber der Umstand, daß seit dem Weltkriege in der ganzen Welt Knopffabriken aufgemacht worden sind, wirkt auch hier wie anderweit hemmend und läßt das glatte, ruhige stete Arbeiten wie vor dem Kriege vermissen.  

Heute erzeugt die Firma außer den genannten Artikeln noch Verschlüsse für Damentaschen, die sich eines guten Absatzes erfreuen, ganz besonders nach dem europäischen und überseeischen Auslande.  Vor dem Kriege ging der Hauptabsatz nach Rußland, heute ist dahin gar nichts mehr zu machen, dafür geht der größte Teil der Erzeugung nach den europäischen und überseeischen Kulturländern.  

Die Fabrik Rauchfuß u. Co. wurde im Jahre 1902 von den Brüdern Franz und Josef Rauchfuß und Karl Firbaß aus Tyssa begründet.  Letzterer trat im Jahre 1906 aus und errichtete selbst ein Unternehmen in Tyssa, welches in Konkurs ging (jetzige Turnhalle).  Herr Josef Rauchfuß trat im Jahre 1910 aus und erwarb die Fabrik von Josef Pohler in Kleinkahn, worauf ein neuer Teilhaber namens Wilhelm Baumann, Tyssa, eingesetzt wurde, der jedoch infolge Krankheit im Jahre 1913 wieder austrat.  Seit dieser Zeit ist Herr Franz Rauchfuß Alleininhaber.  Bis zum Jahre 1906 erzeugte man Druckknöpfe, später kamen Metallmodeknöpfe sowie solche aus Zelluloid hinzu.  Während des Krieges wurde die Erzeugung von Uniformknöpfen, Zeltösen, Schuhösen und dergleichen betrieben.  Die Nachkriegszeit brachte all die bekannten Schwierigkeiten der Rückgewinnung verlorener Absatzgebiete, und es scheint, als ob die neueste Zeit eine Besserung der Verhältnisse bringen wollte.  

Die Metallknopffabrik J. Weigend & Co. berichtet: Das Unternehmen wurde im Jahre 1909 im Wohnhause des Teilhabers, Herrn Josef Weigend, Nr. 96 in Tyssa, von den Herren Josef Weigend, Nr. 96, Franz Klement, Nr. 283 und Josef Focke, Nr. 421, Raiza, gegründet.  Anfangs erzeugte man die Stoffknöpfe, die damals sehr in Mode standen.  Später wurden dekorierte Eisenblechknöpfe erzeugt.  1911 errichtete man das heutige Fabriksgebäude Nr. 366 in Tyssa, wo die Erzeugung neuer Artikel aufgenommen wurde; insbesondere erzeugt die Firma als Spezialität Zelluloidmodeknöpfe, die guten Absatz finden, während auch Druckknöpfe, Schuhösen und ähnliche Artikel geliefert werden können.  Die Fabrik beschäftigt heute bis 80 Arbeiter.

 Die Knopffabrik Josef Fritsche, Neuhof-Tyssa, berichtet: Das Unternehmen wurde im Jahre 1912 von Herrn Josef Fritsche begründet.  In der Hauptsache werden Knöpfe für Damenkleider, Mäntel und Blusen in verschiedenen modernen Formen, Größen und Farben erzeugt.  Ebenfalls Gürtelschlösser und moderner Kleiderschmuck sowie Uniformknöpfe, verschiedene Abzeichen und sonstige Massenartikel aus Metall und Zelluloid.  

Herr Julius Rauchfuß, Knopffabrik, Schönwald, sendet nachstehenden Bericht: Das Unternehmen wurde im Jahre 1906 anfänglich als Filiale der Knopffabrik Rauchfuß & Co., Raiza, im Hause Nr. 238 eingerichtet.  Infolge der beginnenden schlechten Saison beabsichtigte die Firma, die Filiale in Schönwald aufzulassen, weshalb Herr Julius Rauchfuß im Jahre 1907 den Betrieb übernahm.  Nach dem im Jahre 1908 erfolgten Ankauf des Wohnhauses Nr. 22 wurde die Fabrik nach erfolgten Um- und Zubauten in das genannte Gebäude verlegt, wo es sich noch heute befindet.  Vor Kriegsbeginn erzeugte man hauptsächlich Zelluloidmodeknöpfe, und es konnten an die 70 Leute beschäftigt werden.  Die Exportunmöglichkeit infolge des Weltkrieges hemmte die Entwicklung dieses Unternehmens ebenfalls.  Nach Kriegsende wurden hauptsächlich Schuhösen und Haken sowie verschiedene Schnallensorten erzeugt und in letzter Zeit auch die Fabrikation der Zelluloidmodeknöpfe nach langjähriger Unterbrechung wieder aufgenommen, so daß gegenwärtig bis 60 Arbeiter beschäftigt werden können.

Die Firma Jos. Rauchfuß & Sohn, Kleinkahn, schreibt: Das Unternehmen der jetzigen Firma wurde durch J. K. Pohler, aus Tyssa stammend, 1902 gegründet.  Derselbe befaßte sich mit der Erzeugung von Kragen- und Manschettenknöpfen und beschäftigte seinerzeit 6 bis 8 Arbeiter.  Dieser wurde lungenkrank und verstarb im Jahre 1908.  Die Witwe verkaufte das Unternehmen an die Firma Vinzenz Werner, jetzt Merzdorf bei Eulau, welche die gleichen Artikel weiterführte und das Unternehmen auch weiter entwickelte.  Die Beschäftigungszahl der Arbeiter betrug seinerzeit 24 bis 25 Arbeiter und Arbeiterinnen.  1910 verkaufte Herr B. Werner das Unternehmen an die jetzige Firma und diese entwickelte das Unternehmen durch Neubauten auf die jetzige Höhe.  Es werden 70 Arbeiter beschäftigt und sämtliche Exportartikel erzeugt.  

Eine der größten und ältesten Unternehmungen im Knopffach in der hiesigen Gegend ist die Firma Franz Schönbach, Riegersdorf, über die ich nachstehendes berichte: Die Firma Franz Schönbach, Riegersdorf, wurde ungefähr um das Jahr 1870 von dem inzwischen verstorbenen Herrn Franz Schönbach sowie dessen Gattin, Frau Veronika Schönbach, welch letztere aus dem Hause des Fabrikanten Anton Franz Schönbach, Peterswald, entstammte, gegründet.  Auf der Brandstelle Nr. 16 in Riegersdorf wurde eine kleine Erzeugungsstätte errichtet und zuerst Hornknöpfe verfertigt.  Durch einen großen Verlust bei einer Wiener Firma mußte für einige Zeit die Fabrikation wieder aufgegeben werden, später wurden dann Messingknöpfe erzeugt.  Herr Schönbach sen., der ein tüchtiger Fachmann war, verstand es, das Unternehmen durch vorteilhafte Maschinen und Werkzeuge, die er selbst baute, erstklassig einzurichten, so daß bald die verschiedensten Artikel erzeugt wurden.  Bereits im Jahre 1885 lieferte man besonders gangbare Knöpfe nach Nordamerika, und im Jahre 1890 wurde mit der Erzeugung von Metallknöpfen, die speziell für China geeignet waren, begonnen, die dort reichlichen Absatz fanden.  

Im Jahre 1906 verschied der Begründer nach einem schweren Leiden und wurde die Fabrik nunmehr von dem Sohne und jetzigen Inhaber, Herrn Franz Schönbach, sowie einer Tochter, Frau Anna Werner, übernommen, welche gemeinsam das Unternehmen bis zum Jahre 1909 weiterführten und ausdehnten.  Frau Anna Werner trat in diesem Jahre aus dem Geschäfte aus und ist seither Franz Schönbach Alleinbesitzer.  Vor Beginn des Krieges wurde die Erzeugung von Aluminiumgeschirr eingeführt und während des Krieges verschiedene Heereslieferungen durchgeführt.  Knapp vor Kriegsende verstarb die Mitbegründerin dieses Hauses, Frau Veronika Schönbach, die an dem Aufbau dieses Unternehmens einen unermeßlichen Anteil durch ihre kaufmännischen und wirtschaftlichen Kenntnisse genommen hatte, denn während der Gründer selbst ein ausgezeichneter Mechaniker war, verstand es Frau Schönbach in kaufmännischer Hinsicht, das Unternehmen hervorragend zu leiten.  Gegenwärtig werden in großem Maßstabe die nachstehenden Artikel erzeugt: Knöpfe aller Art, Zigarettentaschen, Polsternägel, Abzeichen, Aluminiumgeschirr, Schnallen, Haken, Ringe für Sattler; neu eingerichtet wird zur Zeit die Erzeugung von Zahnbohrern und Fräsern.  

Von der bedeutenden Firma Matth. Oechsler & Sohn, Riegersdorf, gibt der nachstehende Bericht vom Aufbau dieses Unternehmens Kenntnis: Unsere Firma wurde im Jahre 1864 von Herrn Matthias Oechsler, nachmaligem königl. bayrisch. Kommerzienrat, dem Vater des jetzigen Inhabers der Firma Matthias Oechsler & Sohn, Herrn Geheimrat Otto Oechsler in Ansbach in Bayern gegründet.  Anfänglich eine kleine Werkstatt zur Erzeugung von Bein- und Drechslerwaren konnte nach wiederholtem Versagen durch die Energie des Gründers das kleine Unternehmen auf eine gesunde Basis gebracht werden, so daß sich die ursprüngliche Werkstatt langsam zu einem kleinen Betriebe entfaltete.  Erzeugt wurden vornehmlich Drechslerwaren sowie Beinknöpfe und Beingardinenringe.  Der gegenwärtige Inhaber, Herr Geheimrat Otto Oechsler, wurde schon in der frühesten Jugend für das Geschäft herangezogen und nicht unnütz.  Die große reichsdeutsche Konkurrenz machte es notwendig, einen Betrieb außerhalb der reichsdeutschen Grenzen zu gründen und wurde durch einen derartigen Entschluß im Jahre 1897 die gegenwärtige Fabrik in Riegersdorf in kleinem Maßstabe von der Firma Schmidt, Kittel & Co., welche die Steinnußknopferzeugung aufgegeben hatte, angekauft, obwohl ursprünglich ein stillgelegtes Farbwerk in Wittal bei Großpriesen für diesen Zweck ausersehen war.  Die Zahl der Arbeiter und Angestellten betrug Ultimo 1897 bereits 80.  Die Fabrik Riegersdorf erzeugte bis zum Jahre 1907 ausschließlich nur Beinwaren, das sind Knöpfe aller Art, Galanteriewaren, Drechslerwaren.  Im Jahre 1900 bedarf der Betrieb eines Zubaues.  1907 wurde die Metallknopffabrik der Firma Kühnel & Co., Tyssa, welche sich im Ausgleichsverfahren befand, käuflich übernommen.  Von diesem Zeitpunkte an wurde sowohl in Tyssa als auch in Riegersdorf die Erzeugung von Metallkragen- und Manschettknöpfen in großem Maßstabe aufgenommen, obwohl dieser Industriezweig bereits einige Jahre vorher auch im Stammhause Ansbach eingerichtet wurde.  Unverhältnismäßig gute Geschäftsgänge erheischten im Jahre 1914 einen weiteren Fabrikszubau.  1916 wurde die Fabrikation von Hornkämmen in Riegersdorf aufgenommen, welche wir leider, zufolge der durch die Grenzverschiebungen geänderten Verhältnisse, hauptsächlich aber durch die wirtschaftlichen Krisen, welche zur vorläufigen Aufgabe dieses Industriezweiges führten, auflassen mußten.  An dessen Stelle wurde im Frühjahr dieses Jahres die Fabrikation von Kunsthorn-Rohware sowie deren Verarbeitung zur Fertigfabrikation aufgenommen.  Gegenwärtige Arbeiterzahl 250 sowie 100 Heimarbeiter.  Außer der Haupt- und Stammfabrik Ansbach in Bayern sowie Riegersdorf entstanden noch Zweigfabriken in Weißenburg in Bayern, Burgau in Bayern, sowie Loosdorf in Niederösterreich.  Gesamtarbeiterzahl des Unternehmens heute 2000.

Die Knopf- und Metallwarenfabrik Vinzenz Werner, Merzdorf, wurde im Jahre 1910 von Herrn Vinzenz und Frau Anna Werner begründet, nachdem das seinerzeitige Geschäft, welches in Kleinkahn bis zu dieser Zeit betrieben wurde, an die Herren Josef Rauchfuß & Sohn verkauft worden war.  Die ersten Artikel wurden in einem Nebengebäude des Herrn Josef Hesche jun. gehörigen Fabriksanwesens verfertigt, bis der heutige Neubau im Frühjahr 1911 fertiggestellt war.  Bis zu Beginn des Weltkrieges wurden hauptsächlich Kragen-, Manschetten- und Phantasieknöpfe, dergleichen Modeknöpfe erzeugt, die reichlichen Absatz fanden.  Der Weltkrieg hemmte leider auch in diesem Unternehmen den Geschäftsaufbau.  Während des Krieges wurden hauptsächlich Modeknöpfe sowie Sohlenschoner und Nägel erzeugt.  Nach Beendigung des Krieges wurde der Betrieb wieder zur Friedensarbeit umgestellt und Herr Werner sen. führte die Erzeugung von Scharnier- und Tischbändern ein, die noch heute in größerem Maßstabe fabriziert werden.  1922 starb Herr Werner sen. infolge eines schweren Herzleidens, das durch seine unermüdliche Tätigkeit beim Aufbau dieses Unternehmens verschlimmert worden war.  Das Geschäft wurde nun von den Erben, Frau Anna Werner und dem Sohne Franz, übernommen und weitergeführt.  Durch die allgemein gebesserte Geschäftslage nach dem Jahre 1923 konnten wiederum mehr Leute beschäftigt werden, so daß heute etwa 60 bis 70 Arbeiter und Angestellte in der Fabrik sowie etwa 40 Heimarbeiter dauernde Beschäftigung finden.

Die Firma Franz Adler, Bünauburg, wurde im Jahre 1870 von Herrn Carl Jäger gegründet und 1888 von dem jetzigen Inhaber, Herrn Franz Adler, übernommen.  Seinerzeit wurden nur Nickelkragen- und Manschettenknöpfe erzeugt und etwa 11 Arbeiter beschäftigt.  Herr Adler vergrößerte das Geschäft alsdann, so daß im Jahre 1890 schon 50 Arbeiter tätig waren.  Das Unternehmen entwickelte sich immer weiter, so daß zu Zeiten der Hochkonjunktur bis 350 Leute Beschäftigung finden konnten.  Leider hat auch dieser Betrieb unter den Nachwirkungen des Weltkrieges zu leiden.  

In Bünauburg besteht ferner die Nadel- und Kammfabrik Pfannschmidt & Weispfennig, die folgendes berichtet: Im Jahre 1888 errichtete die westfälische Firma Carl Schwanenmeyer, Nähnadelfabrik in Iserlohn, unter der Firma Schaper & Post eine Filialfabrik ihrer Erzeugnisse in der ehemaligen Nähmaschinenfabrik in Bünauburg.  Im Jahre 1890 ging obige Firma nach Einstellung des Betriebes infolge Unrentabilität wieder nach Iserlohn zurück.  Im gleichen Jahre wurde von Josef Pfannschmidt aus Biela bei Bodenbach, Wilhelm Weispfennig und Heinrich Waelke (die beiden letzteren aus Iserlohn) ein neues gleichartiges Unternehmen unter der Firma Pfannschmidt & Waelke in Nr. 45 in Bünauburg gegründet.  Nachdem im Jahre 1894 Josef Pfannschmidt starb, trat dessen Sohn Emil Pfannschmidt in die Firma ein. Heinrich Waelke trat im Jahre 1895 aus der Firma aus und wurde dieselbe auf Pfannschmidt & Weispfennig abgeändert.  Emil Pfannschmidt und Wilhelm Weispfennig sind heute noch Inhaber der Firma.  Die Firma erzeugt in der Hauptsache Nähnadeln aller Art, welche Erzeugung erst im Laufe vieler Jahre auf die heutige Höhe gebracht werden konnte.  Als Nebenartikel werden Metallstaub- und Frisierkämme hergestellt.  All diese Artikel gehen zum größten Teile nach Übersee.  Beschäftigt werden heute 140 Arbeiter und Angestellte.  

Nachträglich gingen noch folgende Berichte hier ein: Die Metallknopffabrik „Püschelmühle“, Peterswald, sandte mir folgenden Bericht, der vor allem zeigt, wie schwer der Aufbau dieses Industriezweiges war, welche ungeheuren Mühen und Entbehrungen dem kleinen Anfänger auferlegt waren.  Treten alsdann noch Schicksalsschläge dieser Art ein, so müssen diese in den meisten Fällen die Unternehmungslust hemmen.  Wir danken Herrn Franz Josef Püschel ganz besonders für seinen anerkennenswerten Bericht.  

„Anfang der Siebziger Jahre habe ich die Mühlenrealität Nr. 77 in Peterswald von meinem Onkel Franz Püschel käuflich erworben.  Dieses Gebäude dürfte wohl eines der ältesten des Dorfes sein.  Es wurde öfter renoviert und zuletzt wohl Ende des 18. Jahrhunderts.  In der Tür (Steingebäude) ist noch eine schlecht lesbare Jahreszahl ersichtlich.  Laut Grundbuch hatte schon vor etwa 100 Jahren eine gewisse Rosalia Püschel eine Forderung darauf.  Dann war die Mühle lange Zeit im Besitze der Familie Haase, bis etwa Anfang der Siebziger Jahre mein Onkel Franz Püschel diese ganz nahe an sein Wirtschaftsgebäude Nr. 79 grenzende Mühlenrealität Nr. 77 kaufte.  Als ich die Mühle von meinem Onkel erworben hatte, lernte ich von dem früheren Besitzer Haase das Müllergewerbe.  Auch das Bäckergewerbe habe ich betrieben, welches ich bis zu Kriegsausbruch durch einen Gehilfen fortführen ließ, während ich die Müllerei schon Anfang dieses Jahrhunderts aufgab.  Anfang der Achtziger Jahre errichtete ich in dieser Mühle eine Blechdessinieranstalt und habe ich zu dieser Zeit für die hiesigen (wie auch auswärtigen) Fabrikanten Messingbleche dessiniert.  Im Jahre 1903 kaufte ich dann das schräg gegenüber liegende Gebäude Nr. 352.  Dieses Haus war zuerst ein Gasthaus, dann wurde eine ziemlich gut gehende Samtfabrikation in diesem Gebäude betrieben.  In demselben Jahre 1903 begann ich mit der Erzeugung von Knöpfen.  Durch den Ankauf dieses Gebäudes Nr. 352 fand ich genügend Platz.  Der Anfang war allerdings sehr mühselig. Ich fertigte zuerst Modeknöpfe aus Blechen, welche meist mit Pinsel in den verschiedensten Farben (vielfärbig) lackiert wurden.  Später richtete ich mich speziell nur auf Annähdruckknöpfe ein.  Nachdem ich auch in diesem Artikel Schwierigkeiten überwunden, mich mit Maschinen (Exzenterpressen), Massenschnitten und patentierten Automaten (von meinen Werkzeugschlossern selbst erfunden und angefertigt) nach und nach eingerichtet hatte, erreichte die Fabrikation ihren Höhepunkt.  Diese Annähdruckknöpfe wurden in Massen erzeugt und alles nach Rußland exportiert.  In der Fabrik beschäftigte ich bis zu Kriegsausbruch etwa 80 bis 100 Leute.  Außerdem hatte ich noch viele Heimarbeiterinnen hier im Dorfe, wie auch auswärts.  Durch Ausbruch des Krieges war es jedoch mit der mühselig emporgebrachten und blühenden Fabrikation mit einem Male vorbei, eben weil ich nur Export nach Rußland hatte.  Um die Arbeiter nicht auf einmal entlassen zu müssen, ließ ich noch alle vorrätigen Rohstoffe aufarbeiten.  Während des ganzen Krieges hatte ich nur sehr wenig Arbeiter, da ich mich so viel wie gar nicht mit Heereslieferungen befaßte.  

Als am 7. November 1915 einer meiner beiden eingerückten zwei Söhne in Rußland fiel, war ich derart seelisch und körperlich zusammengebrochen, daß ich jedes Interesse am Fabrizieren verlor.  Zudem kam noch, daß ich seit Ende 1917 mit ungerechtfertigten, wahnsinnig hohen Steuervorschreibungen verfolgt wurde.  Da sich dieselben immer wieder erneuerten und meine eingebrachten Rekurse keine Erledigung fanden, sah ich mich gezwungen, Ende 1921 meinen Betrieb gänzlich einzustellen und das Gewerbe als »ruhend« anzumelden.  In der Nachkriegszeit wurde nicht nennenswert fabriziert; es wurden Eisendruckknöpfe und lackierte Schuhösen und -haken hergestellt.“  

Die Firma Eduard Weigend, Tyssa-Königswald, schreibt, daß das Unternehmen im Jahre 1904 in Schneeberg von Herrn Eduard Weigend sen. begründet wurde.  Anfangs erzeugte man kleine Blusen-Besatzknöpfe aus Metall. Später wurde der Betrieb nach Königswald verlegt.  Hier waren Stoffknöpfe, Metallknöpfe für Indien und China Haupterzeugnis.  Während des Weltkrieges wurden Sohlenschoner und Militärknöpfe geliefert, nach Beendigung des Krieges Zelluloid-Schuhösen und -haken sowie Zelluloidknöpfe und Metallknöpfe für Indien.  

In Eulau befindet sich ferner noch die Knopffabrik von Heinrich Nickel, die im Jahre 1907 von Herrn Heinrich Nickel begründet wurde.  Es werden etwa 30 Arbeiter in der Fabrik sowie außerhalb beschäftigt und als Spezialität Kragen- und Manschettknöpfe sowie indische Phantasieartikel erzeugt.  

Genaue Berichte fehlen leider von den beiden Firmen Weigend & Püschner sowie Prokop Jäger & Söhne, Tyssa.  Beide Unternehmungen sind bedeutend und erzeugen als Spezialität Knöpfe und sonstige kleinere Metallwaren.  In Peterswald sind ferner zu erwähnen die kleineren Unternehmungen von Ferdinand Schönbach sowie Karl Kühnel in Raiza, die Firma Brüder Paul, die fast durchweg Metall-und Zelluloidknöpfe erzeugen.  

Dieser Bericht zeugt von einer einst wirtschaftlichen Blüte Peterswalds, die Anerkennung und Bewunderung für den Unternehmensgeist seiner Bewohner herausfordert.  Es ist unverkennbar, daß es der Tüchtigkeit und des Fleißes, aber auch der Opfer und Entbehrungen der Unternehmer und der Beschäftigten bedurfte, diese Blüte zu erreichen.  Von den einst ausschließlich in der Landwirtschaft beschäftigten Bewohnern Peterswalds fanden zur Jahrhundertwende zwei Drittel Beschäftigung in der Industrie.

Nach 1900 hatte die Peterswalder Industrie den größten Aufschwung zu ver­zeichnen.  Zur gleichen Zeit ließ das Geschäft der Webereien nach.  Vor dem Jahr 1900 spielte nämlich auch die Samtweberei in Peterswald eine Rolle und wurde hauptsäch­lich von Häuslern betrieben.  Im Jahre 1890 zählte man im Ort mehr als 500 Samtwebstühle, die im Monat über 150.000 Meter Samt erzeugten.  Fa­briken dieses Industriezweiges bestanden schon Mitte der Siebziger Jahre.  Die älteste war die des Josef Laubenstein, die 1890 Gustav Klier gehört hatte.  Daneben gab es noch eine Seiden- und Samtwarenfahrik J. F. A. van der Becke und die Schafswoll-, Baumwoll- und Seidenweberei des Josef Ruprecht.  Dieser Erwerbs­zweig konnte sich aber nicht behaupten und verschwand noch vor dem Ersten Weltkrieg aus der Gemeinde.

Durch die Industrie kam Wohlstand in die Gemeinde.  Die Geschäfte gingen ausgezeichnet, und auch die Bauern konnten ihre Erzeugnisse gut absetzen.  Es setzte auch eine rege Bautätigkeit ein.  So wurden in dieser Zeit das „Messendörfel“ und das „Nazseffdörfel“ und noch viele andere Häuser gebaut.  1912 bis 1913 wurde die Firma Wolf & Sohn wesentlich vergrößert.  Alle Betriebe hatten einen guten Geschäftsgang zu verzeichnen.

Vom Jahre 1912 an wurde Peterswald vom Elektrizitätswerk in Pirna mit elektrischem Strom versorgt, der nicht nur der heimischen Industrie zunutze kam, welche ihre Maschinen mit Wasser- oder Dampfkraft in Bewegung setzen mußten und nun mit Elektromotoren leistungsfähiger arbeiten konnten; der fünf Kilometer lange Ort erhielt auch eine Straßenbeleuchtung.

Ein Nachteil für die Industrie in Peterswald war die weite Entfernung von den Bahnstationen Königswald und Tellnitz auf böhmischer und Gottleuba auf sächsischer Seite.  Im Jahre 1891 trat in Aussig ein Ausschuß zusammen, der eine Bahnverbindung zwischen Aussig und dem Erzgebirge zustande bringen wollte.  1893 wurde das Bahnprojekt vom Ministerium in Wien genehmigt, doch schei­terte der Plan an der Weigerung der sächsischen Regierung, die Verlängerung der Bahnlinie von Peterswald nach Gottleuba oder Langhennersdorf zu gestatten.  Zu den Män­nern, die sich um das Zustandekommen einer Bahnverbindung mit Aussig be­mühten, gehörte auch Franz Fejfar.  Durch die „Kaiserstraße“ war die Verbin­dung nach Teplitz fast günstiger als mit Aussig.  Besser wurde es, als die elek­trische Straßenbahn im Jahre 1912 nach Tellnitz ausgebaut wurde.

Die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 waren in Peterswald nicht weniger spürbar als in anderen Orten.  Weil die Industrie zumeist auf den Export angewiesen war und der Krieg diese Handelsbeziehungen zerriß, ließ die Produktion beachtlich nach.  Arbeitskräfte wurden zu den Waffen einberufen, Materialschwie­rigkeiten traten ein, Betriebe kamen zum Stillstand, Angestellte und Arbeiter verloren ihre Posten.  Auch der Gewerbestand kam in Not, da der Bedarf aller­orts eingeschränkt wurde.  Nach und nach gab es Lebensmittel und Bedarfs­gegenstände nur mehr auf Karten, und im Jahre 1917 war die allgemeine Not besonders groß.  Besonders schmerzlich waren die Blutopfer.  Der Erste Weltkrieg forderte in Peterswald 98 Opfer, für die auf dem Rathausplatz an Stelle eines früheren Kriegerdenkmals ein Gedenkstein errichtet wurde.

Nach dem Ersten Weltkrieg ging die Industrie in Peterswald stark zurück.  Auch die Bevölkerung nahm ab, weil viele gezwungen waren, außerhalb des Ortes Arbeit zu finden.  Schuhösen und Druckknöpfe wurden an anderen Orten in großen Betrieben auf Automaten hergestellt.  Die übrigen Artikel fanden keinen ausreichenden Absatz.  Das Aufkommen von Zelluloidknöpfen und Filigranknöpfen brachte etwas neuen Aufschwung in die Industrie.  Gut wurde es aber erst wieder, als man daranging, Reißverschlüsse zu erzeugen.

Hans Dittmeyer führte den Reißverschluß in Peterswald ein.  Die Firma Dittmeyer entwickelte sich zum größten Betrieb im Orte.  Weitere Fabriken, die sich mit Reißverschlußerzeugung befaßten, waren Franz Löbel (Nr. 260), Franz Schönbach, August Haase, Wenzel Wolf, Josef Haase, August Wolf und Sohn, C. Kühnel, Josef Krahl, Julius Rauchfuss, Karl Kühnel (Nr. 61), Gustav Körtel, Rudolf Püschel, Franz Haase, Hoffmann in Hungertuch und Fritsche in Neuhof.

Der Reißverschluß

In aller Gottesfrüh, da geht’s schon lustig zu.
Die Leut’ sein wie die Narren, manchmal sehr unerfahren.
Fragt man, wo wollt ihr hin, kann man gleich Antwort kriegen.
Alles fängt an zu schrei’n, wir sind beim Budverein.

Das ist ein Hasten und ein Treiben, ein Laufen und Zurückbleiben.
Die eine macht beim Bäcker ‚rein, die and’re kauft beim Fleischer ein.
Die fünfte nimmt sich für’n Appetit noch etwas in die Tasche mit.
Doch um 1/2 achte geht es los, oben beim Reißverschluß.

Was ist das für ein Ding, das ich dem Liede bring’?
Ich selbst hab‘ es noch nicht geseh’n, ich konnte noch nicht hingehn.
Ich will’s euch kurz erklären, natürlich nur vom Hören.
Denn es darf ja niemand ’nein, beim Budverein.

Es sollen schmale Bänder sein, die Haken, die sind winzig klein.
Die werden von den Mädchen aufgesteckt, mit dem Automaten zusammengedrückt.
In die Mitte kommt ein Schieber ‚rein, dann packt man es recht sauber ein.
Die Ware geht en gros, fertig ist der Reißverschluß.

Was hat der für einen Zweck? Die Knöpfe fallen weg.
Die braucht man jetzt nicht mehr, ist quasi auch kein Malheur.
Einst mit der Knöppelei, man wurde ganz nervös dabei.
Das Patent ist wirklich fein, vom Budverein.

Zieht man jetzt den Schieber ‚runter, hat man auf den ganzen Plunder
ob an Hose oder Schuh, schiebt man’s rauf, ist’s wieder zu.
Ist sehr leicht und geht geschwind, begreiflich für ein jedes Kind.
Die Sache geht famos, mit dem Reißverschluß.

Solltet nur die Damen sehn, wie sie zur Arbeit gehn,
Florstrümpfe und Lackschuh, dann Bubikopf dazu.
Bis über die Knie ein Kleid, vorn ausgeschnitten weit.
Man merkt das gleich: die sind beim Budverein.

Unter dem Arm eine Aktentasche, rasen sie ‚rum auf der Straße.
Sehen keinen Burschen an, weil sie sehr verdienen tun.
Doch wir machen uns nichts d’raus, lachen sie ja heimlich aus.
Weil jeder wissen muß, das macht der Reißverschluß.

Kommt man mal zum Friseur und denkt, ist alles leer,
da hat man sich geirrt, derweil ist’s überfüllt.
Die holde Weiblichkeit ist stark vertreten heut.
Ein Stuhl muß stets sein frei für die vom Budverein.

Die eine läßt sich ondolieren, die and’re wieder ausrasieren,
die junge Dame in der Mitt‘, die möchte wieder Herrenschnitt.
Da wird gepinselt und gelacht, bis der Laden zugemacht.
Das Geschäft geht tadellos, das macht nur der Reißverschluß.

Wurde früher mal gefreit, das dauerte ein lange Zeit
bis man mitging ins Haus.  Doch heute schaut es anders aus
Die Zeiten sind vorbei mit der langen Liebelei.
Das Mädchen sagt, komm ‘rein, denn ich bin beim Budverein.

Da wird geliebstert und gelacht, bis die Mutter ist erwacht,
sie spricht: Jetzt will ich meine Ruh und macht die Türe wieder zu.
Das Mädchen sagt: Wir sind allein, laß uns einmal glücklich sein.
Und gib mir einen Kuß.  Ich zeig dir auch den Reißverschluß.

Das ganze Kinzelhaus, das wurde umgebaut.
Wer hätte das gedacht, was da alles wurde gemacht.
Der Hof wurde planiert, die Bäume renoviert.
Es ist alles tipp-topp fein beim Budverein.

Eine Garage wurde auch gebaut, daß niemand mehr die Räder klaut.
Die Schlosser stellen ihren Mann, die meisten kommen mit Motorrad an.
Es wird nicht lange dauern mehr, kommen sie mit dem Äroplan daher.
Und niemand läuft dann mehr zu Fuß bei diesem Reißverschluß.

Doch jetzt ist höchste Zeit, daß ich aufhöre heut.
Allein mit dem Patent hat es jetzt ein End,
man hörte unlängst schon, daß auch andere angefangen hon.
Sie bau’n dasselbe ein, wie beim Budverein.

Nun wollen wir mal sehn, ob es bei anderen auch wird gehn.
Ich glaub, sie wollen dieselben Sachen, ohne Maschinen auch so machen.
Mir geht es gar nichts an, doch reden kann man.
Schließlich wird man noch konfus vor lauter Reißverschluß.

( Autor unbekannt )

Infolge der Wirtschaftskrise der Jahre 1929 bis 1932/33 mußten mehrere Unternehmungen ihren Betrieb einstellen, so Anton Kühnel, Wenzel Wolf, Franz Schönbach, Kurt Hoffmann.  Mehrere Betriebe waren stark verschuldet.  Dadurch wurde der Spar- und Vorschußkassenverein in Mitleidenschaft gezogen, der zahlungsunfähig wurde und im Jahre 1935 die Schalter schließen mußte.  Die Einleger mußten auf einen beachtlichen Teil ihrer Ersparnisse verzichten, und die Anteilsbesitzer, vor allem die Vorstandsmitglieder, mußten Zuschuß leisten.  Dadurch entstand viel wirtschaftlicher Schaden in Peterswald.  Die örtliche Geldanstalt wurde eine Filiale der Prager Allgemeinen Volkskreditanstalt.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) waren in Nollendorf von 35 existierenden Bauernhöfen nur noch 16 bewohnt.  Im Jahre 1787 aber waren bereits 72 Häuser und 1880 sogar 96 Häuser bewohnt.  Mit dem Anwachsen der Population wurde der Ackerboden bald knapp.  Nur etwa ein Viertel der Bevölkerung konnte von der Landwirtschaft leben, die übrigen mußten mit anderer Arbeit ihr Auskommen suchen.  Zum Beispiel fertigten Nollendorfer Bewohner viele Gegenstände für den täglichen Bedarf aus Holz und Stroh an und verkauften sie in der Umgebung durch „Hausieren“.  Auch wurde viel gestrickt.  Die meisten dieser Erzeugnisse wurden nach auswärts verkauft.  Im Sommer waren die Männer mit Brigaden als Maurer, Zimmerleute und Dachdecker unterwegs und verdienten oft weitab von zu Hause ihr Brot.  Es gab aber auch Köhler, Schnallen- und Knöpfemacher, Steinmetze, Färber, Müller, Bäcker, Schankwirte, Fuhrleute, Heu-, Getreide- und Hopfenhändler.  Dabei sei aber nicht verschwiegen, daß es in Nollendorf auch Wilddiebe und Pascher (Schmuggler) gab.  Sogar einen „Pascherkönig“ hatte Nollendorf einmal.

In Nollendorf wohnten um 1860 etwa 700 Menschen, 1880 waren es nur noch 454.  Der Grund des Niederganges seiner Bevölkerungszahl war die Abwanderung vieler Nollendorfer in die aufkommende Industrie und in den Kohlebergbau nach Aussig und Karbitz, aber auch nach Sachsen und bis nach Amerika wanderten Nollendorfer aus.  Mechanisierung und Automatisierung während der industriellen Revolution hatten zur Folge, daß viele Heimarbeiter arbeitslos wurden.  Zur gleichen Zeit entstanden in den Orten Peterswald, Tyssa und Königswald neue Fabriken, die Arbeit boten.  Auch in Tetschen-Bodenbach und in Aussig fanden Nollendorfer ihre Arbeitsplätze.

Mehr als Peterswald profitierte Nollendorf vom Tourismus.  Im Jahre 1913 wurde vom Gebirgsverein Aussig auf der Nollendorfer Höhe (701 m) aus Anlaß der Jahrhundertfeier der siegreichen Schlachten in seiner Umgebung während der Befreiungskriege ein Aussichtsturm, die „Kaiserwarte“, errichtet, der 1923 in „Karl-Weis-Warte“ umbenannt wurde.  Mit der Errichtung dieses Turmes und des Baues der Straßenbahn von Aussig nach Tellnitz im Jahre 1912 war Nollendorf ein neues Wanderziel der Aussiger geworden.  Der aufkommende Wintersport trug ebenfalls dazu bei, daß 1923 vom Touristenverein „Die Naturfreunde“, Sektion Aussig, angeschlossen an den „Verband Deutscher Jugendherbergen“, in Nollendorf Nr.42 das „Naturfreundehaus Nollendorf“ eingerichtet wurde.

Fremdenverkehrswerbung für Schönwald lautete in der Sudetendeutschen Tageszeitung vom 17. August 1930 in der Abteilung „Deutsches Reisen – Deutsches Wandern“ wie folgt: In Wanderkreisen weniger bekannt, aber sehr besuchenswert ist der Sattelberg bei Schönwald im Erzgebirge.  Er erhebt sich über die das Erzgebirge bildende Gneisscholle mäßig empor, trägt in seinem oberen Teile eine Schicht Sandstein der zenomanen Ablagerung, die da einige mächtige Wände und eine Höhle bildet.  An zwei Stellen wird der Sandstein von Basalt überragt, daher die Sattelform und der Name des Berges.  Die Basaltmassen haben den Gneis an diesen Stellen zu einer Zeit durchbrochen, als das Erzgebirge von Sand überlagert war.  Die Basaltdurchbrüche, die wie zwei mächtige Nägel in die Tiefe reichen, haben an dieser Stelle den Sand vor der Abtragung durch das Wasser bewahrt und so in ihrem Schutze erhalten.  An den meisten anderen Stellen ist der Sand aus dieser Gegend verschwunden.  Der Basalt ist am Sattelberg in schönen Kantsäulen abgesondert, die in nordwestlicher Richtung liegen; er weist große Einwirkung auf die Magnetnadel auf.  

Der 719 m hohe Gipfel des Berges trägt auf einer gemauerten Säule einen Fixpunkt für die Landesvermessung und ein altes Steinkreuz.  Die Aussicht ist gegen Osten und Norden sehr umfassend und lohnend und reicht vom Zinkenstein über Roll, Jeschken, Kleis, Kaltenberg, Kottmar, Tanzplan, Valtenberg, Sybillenstein, Augustusberg, Dresden, Willisch, Luchsberg bis zum Geising.  Gegen Süden gestattet das Erzgebirge nur noch den Rundblick in die Nähe, so nach Streckenwald, Mückentürmchen, Vorder- und Hinterzinnwald.  Der Berg läßt sich von Schönwald, Peterswald, ebenso von Sachsen her leicht erreichen.  Der Pflanzenfreund wird mancherlei Anziehendes, so unter anderem den nordischen Streifenfarn und die Waldplatterbse finden. 

Sagenumwoben war er, unser Spitz- oder Sattelberg.  Eine Sage berichtet von seiner Entstehung: Vor vielen, vielen Jahren, als noch mächtiger Urwald die hiesige Gegend bedeckte und Bären, Wölfe und wilde Eber im Walde hausten, hatte eine böse Hexe nächst der Geiersburg bei Mariaschein ihren Wohnsitz.  Ihr stetes Sinnen und Trachten war es, ihren Mitmenschen Schaden und Unglück zu bringen.  Im Bunde mit dem Bösen, dem Teufel, erschien sie stets in anderen Gestalten, um sich den Menschen unauffällig zu nähern.  Einst hatte sie es auch auf einen jungen, schönen Rittersmann abgesehen.  Auf Schritt und Tritt verfolgte sie ihn.  Er aber war schlau genug, immer wieder ihren gefährlichen Nachstellungen zu entgehen.  Es jagte einst der Ritter mit seinem Knappen im weiten Forste.  Ermüdet vom anstrengenden Jagen stieg er vom Pferde, um kurze Zeit der erquickenden Ruhe zu pflegen. Das Pferd hatte er abseits an einen Baum gebunden.  Nach beendeter Ruhe bestieg er sein Tier.  Plötzlich erhob sich dasselbe in die Luft, wurde immer größer und größer und trug den Ritter in sausendem Flug mit Windeseile davon.  Als der Rittersmann zur Besinnung gekommen war, nahm er sein geweihtes Schwert und hieb dem Pferde den Kopf ab.  Unter Blitz und Donner verschwand der Spuk.  Etwas unsanft, aber glücklich gelangte der Ritter zur Erde.  Das Pferd war verschwunden, aber der riesige Sattel erstarrte zu Felsgestein und blieb im Gelände auf einer Anhöhe liegen.  So entstand der jetzige Sattelberg.

Eine andere Sage berichtet von einem Schatz, der seit undenklichen Zeiten im Spitzberg vergraben lag.  Ihn bewachte stets ein langbärtiger Zwerg.  Nur ein unschuldiger Mensch, der immer fromm und gut war, konnte ihn heben.  Er mußte am Karfreitag frühmorgens vor Sonnenaufgang auf den Berg gehen.  Ein blaues Flämmchen zeigte ihm den Platz, wo der Schatz vergraben war.

Eine dritte Sage wußte von einer vergrabenen Kriegskasse zu erzählen.  Nach der Schlacht bei Kulm im Jahre 1813 trieben sich versprengte Soldaten auch in der Peterswald-Schönwalder Gegend umher.  Beim Spitzberg auf der großen Steinwiese lagerten sie mit einer Kriegskasse.  Aus zusammengeholten Eiern hatten sie sich ein gutes Essen bereitet.  Jetzt wurden sie übermütig.  Sie legten die noch übrigen Eier auf der Wiese umher und ritten mit ihren Pferden darin herum.  Da stürzte ihr Anführer vom Pferde und fiel der Länge nach in den breitgelaufenen Eierbrei.  Greulich fluchend verwünschte er alle Eier der Welt.  Plötzlich erschien unter Blitz und Krachen der Geist des Berges.  Mit Donnerstimme verwies er ihnen ihr sündhaftes Treiben, nahm ihnen die Kriegskasse weg und ließ diese im Berge verschwinden.  In Zukunft soll diese Kasse erst wieder „ein unschuldiger Mensch, der am Fronleichnamstag während des Umzuges zwei Mandeln Eier auf den Berg trägt, ohne sich auf dem Wege umzusehen, heben können.“ Dabei muß er einen frommen Spruch hersagen.

Eine vierte Sage erzählt von einer Braupfanne mit viel Gold, Silber und Edelgestein, die im Spitzberg vergraben liegt.  Nur alle sieben Jahre einmal öffnet sich der Berg, und man kann sich der Herrlichkeit ergötzen.  Wer am Palmsonntag, während in der Kirche die Passion gesungen wird, gerade dazukommt, kann hineingehen und von den Schätzen nehmen.  Er muß aber schnell sein.  Denn wenn die Passion zu Ende ist, schließt sich der Berg wieder. Ist dann noch jemand drin, muß er sieben Jahre lang im Berg bleiben und den Zwergen dienen.

In den Jahren von 1860 bis etwa 1890 war im Aussiger Erzgebirge das Strohflechten eine Beschäftigung und eine Verdienstmöglichkeit für jung und alt.  Sowohl Kinder, mitunter schon im Alter von fünf Jahren, als auch Leute im Greisenalter knickten ungleich schnell die Strohhälmchen, die sie für kargen Lohn zu Geflecht vereinigten.  Man flocht am Tage und abends bei Spanlicht.  Für Kinder war der schulfreie Nachmittag keine Freizeit, sie mußten da eifrig flechten.  Selbst in der Schule wurde während der Mittagspause von den dagebliebenen Kindern geflochten.  Von den Eltern bekamen sie aufgetragen, wieviel Geflechte sie fertig bringen mußten.

Es gab Weizen- und Reisstrohgeflecht, aus dem die besseren Hüte gefertigt wurden.  Auch aus Holzbaststreifenhalmen stellte man Geflecht her.  Zuerst mußte das Flechtstroh vorbereitet werden.  Dazu wurde das Stroh geschnitten und die Knoten aus den Halmen entfernt.  Danach wurde es geschwefelt, aufgeschnitten und mit dem Messer geschabt (glatt gestrichen).  Hierauf riß man die breit gestrichenen Hälmchen mit sogenannten Reißern in gleichmäßige Streifen.  Nun erst konnte das Flechten beginnen.

Es gab zehnhalmiges, elf- und vierzehnhalmiges Geflecht.  Letzteres war am schwierigsten herzustellen.  Aus Geflechten, die aus unzerteilten Halmen bestanden, wurden die billigsten Hüte erzeugt.  Vielfach lieferten Fabriken, vorwiegend aus der Rumburger Gegend, bereits vorbereitetes flechtfertiges Material.  Die feinen 11- und 14-teiligen Geflechte wurden besser bezahlt, beanspruchten aber mehr Arbeitszeit.  Das fertige Geflecht wurde auf ein eine Doppelelle langes Brettchen aufgezogen, angespannt und dabei geputzt.  Dabei wurden die vorstehenden Einsetzer und Reste abgeschnitten.  15 Doppelellen aufgewundenes Material ergab eine Mandel.  Eine Mandel grobes Geflecht wurde mit 12 Kreuzern, eine Mandel feines Geflecht aber mit 16 bis 18 Kreuzern entlohnt.

Um besonders an den langen Winterabenden Licht zu sparen, ähnlich der Zeit der Spinn- und Rockenstubenabende, kamen die Flechter abwechselnd gruppenweise in benachbarten Häusern zusammen.  Dabei gab es Unterhaltung und Kurzweil.  Meist kamen Händler aus Zinnwald und kauften die fertige Ware.  Dort war der Hauptplatz für diesen Handel.

Von 1860 bis 1885 stand in Streckenwald auch der Flachshandel in Blüte.  Damals wurde auch in hiesiger Gegend noch viel Flachs angebaut.  Man säte Leinsamen in Beeten aus.  Wenn die Flachspflanze aufging, mußte das Flachsfeld gejätet werden.  Der reife Flachs wurde ausgezogen (gerauft) und getrocknet.  Danach wurden die Halme durch Riffeln an eisernen Kämmen von den Samenkapseln, den Knoten, befreit, auf einem Wiesenplatz geröstet und im Ofen gedörrt (getrocknet).  Sodann wurden die Stengel auf Handbrechen gebrochen und auf der Hechel völlig von noch anhaftenden Fasern befreit sowie in kleine Büschel gelegt, die später zu einem größeren Bunde, dem sogenannten Kloben, vereinigt wurden.  So kam der Flachs an die Händler, die ihn in verschiedenen Ortschaften sammelten und an die Großhändler abgaben, von wo aus er in die Spinnereien geliefert wurde.

Zu dieser Zeit gab es in Streckenwald etwa acht Flachshändler.  Einer der größten war Josef Rosenkranz (Nr. 93), späterhin Nr. 69, ein anderer Johann Rosenkranz (Nr. 45).  Als Hauptkäufer galten die Gebrüder „Hahn“ aus Reischdorf bei Preßnitz im Erzgebirge.  Den Handel mit Leinsamen zum Anbau betrieb Hermann Rosenkranz (Nr. 17), das sogenannte „Leinmannel“.  Jener Flachs, den man im Hause verarbeitete, wurde auf den Rocken gewickelt und auf dem Spinnrad zu Garn gesponnen, das als Zwirn verwendet oder zu Leinwand gewebt wurde.  Heute baut man keinen Flachs mehr an, und die jungen Leute kennen Flachs und Spinnrad nur noch vom Hörensagen.  Die Erfindung der Kunstseide verursachte den Niedergang des Flachshandels im Erzgebirge.

Eine gute Erwerbsquelle in Streckenwald war der Handel mit Borstenvieh (Schwei­nen).  Die Händler kauften diese Tiere zumeist in Leitmeritz auf dem Wochenmarkt von den aus den tschechischen Dörfern bei Theresienstadt kommenden Züchtern.  Die größeren Tiere (Läufer) trieb man in kleinen Herden über Aussig, Kninitz und Nollendorf nach Streckenwald.  Schon unterwegs wurden viele derselben in den Durchgangsorten abgesetzt, die übrigen in den angrenzenden sächsischen Dörfern verkauft.  Die kleineren Tiere und die Ferkel (Jungschweine) kamen in eigens dazu angefertigte Transportkörbe, die mit einem Gitterdeckel zugedeckt wurden.  Kleinere Händler führten ihr Ware mit dem Handstoßwagen nach Hause, größere hatten dazu einen mit einem Pferde bespannten, ungefederten Steierwagen.  Es gab Händler, die nur wenige Ferkel kauften und diese in einem Sack, der über die Schultern hing, beförderten.  Größere Händler bezogen ihre Borstentiere auch aus Mähren und Galizien.  In den 1880er Jahren besuchte ein Streckenwalder Vater seinen Sohn in Banjaluka in Bosnien, der dort als Soldat diente.  Es bot sich ihm dort die Gelegenheit, Schweine billig einzukaufen und mit der Eisenbahn zu transportieren.  Er soll kein schlechtes Geschäft gemacht haben, da er erstaunlich billig einkaufen konnte.  Manche Händler fuhren nach Berlin, kauften galizische und ungarische Ware und vertrieben sie von hier aus nach nah und fern.  Im großen und ganzen betrieben in den 1860er bis 1880er Jahren den Borstenviehhandel: Anton Gröschel (Nr. 21), Anselm Gröschel (Nr. 80), Karl Rosenkranz (Nr. 78), Anton Kühnel (Nr. 22) und andere mehr.  In den 1890er Jahren und späterhin betrieben ungefähr 14 bis 16 Händler dieses Geschäft.  Seither ist der Handel zurückgegangen.  Der Weltkrieg hat diesen Erwerbszweig ebenfalls beeinträchtigt.

Der Handel mit Wacholdersaft wurde in Streckenwald ehedem meist von Frauen betrieben.  Seit Rückgang des Borstenviehhandels betrieben ihn auch Männer.  Diese Händler verschleißten Wacholdersaft und andere Heilsäfte. Zumeist wurde der Saft aus den Siedereien in Eulau und Bodenbach bezogen.  Die alten Geschäftsleute verzapften die Ware direkt vom Faß, das auf einem hölzernen Traggestell, auch Kraxer oder Guge genannt, stand.  Die Händlerinnen stellten das Fassel in den Rückenkorb (Buckelkorb).  Die Guge wurde mit Wachstuch verdeckt, das über den Korb gebunden wurde.  Später hat der Rucksack die Guge und zum Teil auch den Korb verdrängt.  Vor dem Ersten Weltkrieg erstreckte sich der Handel namentlich auf Deutschland, im Osten bis Schlesien und Ostpreußen sowie nach Westen bis ins Ruhrgebiet.  Den besten Verdienst hatten früher die in Deutschland hausierenden Geschäftsleute.  Nach dem Kriege mußten die Händler zumeist im Inland Handel treiben.

Nicht nur “ausgeführt” wurden lokale Erzeugnisse, sondern benötigte Rohstoffe, zum Beispiel Ruß, mußten aus anderen Ländereien hergeschafft werden.  Vor dem Ende des 19. Jahrhunderts, bevor synthetische Fettstoffe und Farben erhältlich wurden,  brauchte man Ruß in jedem Haushalt.  Er  wurde zur Bereitung der Stiefelschmiere verwendet, die man aus Fett oder Rindertalg, mit Fischtran verbessert, herstellte und mit gut hinein gerührtem Ruß schwarz färbte.  Die teerigen Bestandteile des Rußes verhinderten das Naßwerden des Leders.  Die Knechte benützten ein ähnli­ches Gemenge, um die Riemen und anderes Lederzeug der Pferdege­schirre in Ordnung zu halten.  Des weiteren brauchte man Ruß zur Herstellung von Ölfarbe und schwarzem Lack.  Die im Gebirge beliebten Räucherker­zen, die durch ihre Kegelform auffielen, wurden mit Zuhilfenahme von Ruß hergestellt.  Wenn im Frühjahr die Stuben und das Äußere des Hauses frisch geweißt worden waren, wurde stets ein grauer Sockel angesetzt.  Die beste und dauerhafteste Farbe dafür erhielt man, wenn die Kalkmilch mit Ruß verrührt wurde.  Dies war eine Lieblingsbeschäftigung auch der Kinder.  Es gab manche Gelegenheit, bei denen sich die Burschen und Mäd­chen Gesicht und Hände damit beschmierten.  Auf dieselbe Weise spielte der Ruß eine lebenswichtige Rolle der Tarnung für Pascher und Wilddiebe.

Zum Verkauf des Rußes durchwanderten gelegentlich armselige Menschen die Ort­schaften unseres Erz- und Mittelgebirges.  Oftmals kamen sie auch in die Städte unserer Heimat, um ihren Ruß zu verkaufen.  Sie kamen im Sturm des Herbstes, im Frost des Winters und in der Hitze des Sommers in zerlumpten, beschmierten Kleidern, überall von Hunden angebellt und von den Dorfpolizisten und den Grenz­wächtern des Schmuggels verdächtigt.  Während andere wandernde Händler, die Spitzenweiber und die Bändel­männer zum Beispiel,  alleweil freundliche Gesichter mach­ten und ihren Kram mit schönen Worten und spaßigen Bemerkungen anboten, gingen die Rußbuttenleute ziemlich wortkarg durchs Dorf und sagten ihr “Braucht’s an Ruß?” eintönig und unfreundlich daher.  Müde und stumpf setzten sie ihre Holzkraxen nieder, nahmen einen Arm voll Butteln, und gingen damit in der Nachbarschaft hausieren.  Ihr gedrücktes Wesen und schlechtes Aussehen rührte nicht allein von der Last her, die sie trugen, denn Ruß geht nur wenig ins Gewicht.  Es war ihre karge Ernährung, der sie frönten.  Ihre Mahlzeiten bestanden fast durchwegs nur aus Brot und Was­ser; Wenn ihnen einmal jemand einen Topf Suppe oder Kaffee mitleidig reichte, so war das ein Festschmaus für die Armen.  Ihre Nachtruhe hielten sie in den Pferdeställen der Gasthäuser.  War ihr Vorrat an Ruß verkauft, dann verschwanden sie aus der Gegend und kamen erst nach längerer Zeit wieder.

Die Rußbuttenleute waren nicht die Erzeuger des Rußes sondern bloß seine Verkäufer.  Sie stammten aus Wallesgrün bei Jechnitz und aus der Falkenauer Gegend.  Ein Unternehmer, der den Ruß brannte, war zum.  Beispiel David Stark bei Falkenau, der sich später dem Bergbau widmete, nach Pilsen zog und ein großes Vermögen hinterlassen haben soll.  Erzeugt wurde der Ruß in den Rußhütten.  Sie standen, ähnlich wie unsere bekannten Dörrhäuschen etwas abseits vom Dorf, an einem Feldweg oder am Rand des Waldes.  Die Hütte war gewöhnlich ein Fachwerkbau, hatte eine Tür und zwei fenster­artige Öffnungen, die durch Holzläden verschlossen werden konnten.  Im Hüttenraum stand der Rußofen.  Das war ein ziemlich langer, aus dem Erdboden aufgemauerter Kanal von einem Meter im Durchmesser.  Vorn lag die Feuerung.  Am hinteren Ende bog der Kanal rechtwinkelig in die Höhe und mündete schließlich in einen Kamin.  Dessen rückwärtiger Teil war die eigentliche Rußkammer.  Hier hing der Rucksack oder das Rußtuch, in welchem sich der Ruß absetzte.  Von Zeit zu Zeit wurde er mit einer Rute abgeklopft und unten durch ein im Kanal angebrachtes Türchen herausge­nommen.  Verbrannt wurde meist Kienholz (Kieferholz), aber auch Rinde.  Das Feuer durfte jedoch nie hell brennen, sondern nur schwelen oder eine schmauchende Flamme haben.  Gewöhnlich wurde nur im Winter gearbei­tet.  Dann verbrannte man das im Sommer herbeigeschleppte Holz, das fein neben der Hütte aufgeschichtet wurde.  Diese kleinen Betriebe sind seit langem verschwunden, nur einzel­ne Flurnamen wie “Bei der Rußhütten” oder “Rußhüttenweg” erinnern an das alte Gewerbe.

Der Name Rußbutten kommt davon her, daß die Ware in sogenann­ten “Butteln” zum Verkauf gebracht wurde n.  So eine Buttel bestand aus sechs zusammengelegten Fichtenholzspänen, die von dünnen Holzstreifen zu­sammengehalten und an beiden Enden durch Deckeichen verschlossen wurden.  Davon gab es zwei Größen.  Die eine Sorte war dreißig bis fünfunddreißig Zentimeter lang und maß zehn Zentimeter im Durchmes­ser.  Die zweite war annähernd zwanzig Zentimeter lang, bei einem mittle­ren Durchmesser von fünf Zentimetern.  Ein Stück kostete zwei bis drei Kronen.

Die im Grenzgebiet herumziehenden Rußbuttenmänner und -frauen wurden von den Finanzern und Grenzwächtern immer mit Mißtrauen angesehen.  Das war nicht unberechtigt, wie folgender Vorfall beweist: Eine Frau hatte gehört, daß im Unterdorf Peterswalds, nahe der Grenze, Rußbuttenleute waren und schickte, weil sie gerade Bedarf für Ruß hatte, ihren Buben dorthin, um schnell ein halbes Dutzend Butteln zu holen.  Der Junge rannte zu den Männern, verlangte eilig die Butteln, zahlte und erhielt sie und trabte heim.  Die Frau nahm das erste der Spankörbchen, schlug den Deckel auf und klopfte und schüttelte, aber es kam kein Ruß heraus.  Ärgerlich über den vermeinten Betrug griff sie mit den Fingern hinein und zog ein zusammengerolltes, fein säuberlich verpacktes Stück Seidenstoff heraus, das ganz gewiß nicht für die Rußkäufer bestimmt war.