Die Ortschronik von Tyssa
Vor einem viertel Jahr hätte ich noch nie gedacht, dass ich noch einmal in meinem Leben das große Glück haben würde, in einer alten Chronik über meinen alten Heimatort Tyssa lesen zu können. Wenn ich auch schon stets die Geschichte unseres Heimatgebiets in verschiedenen interessanten Büchern, wie z.B. „Heimatkreis Tetschen-Bodenbach“ von Alfred Herr oder „Sudetendeutsche Geschichte“ von Emil Franzel, sowie Leserbeiträge in unserer Heimatzeitung verfolgt habe, so stellt doch das Lesen in einer mit gestochener Handschrift, in alter Süderlinschrift geschriebenen Ortschronik, einen besonderen Glücksumstand dar. Dieses Glück habe ich Frau Renate von Babka zu verdanken. Sie ist nicht nur aktives Mitglied in der Heimatgemeinschaft Peterswald, in der sie Ahnen- und Geschichtsforschung betreibt und für die Betreuung der Internetseite (www.Heimatgemeinschaft-Peterswald.de) zuständig ist, sondern hat auch aktiv die Organisation der Heimattreffen in Peterswald erfolgreich vorgenommen. Für unseren Ort Tyssa hat sie jedoch neben ihren Aufgaben für Peterswald, noch eine besonders für uns glückliche Aufgabe mit viel Fleiß vollbracht. In freundschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Archiv in Aussig ist es ihr gelungen, die dort aufbewahrte Ortschronik von Tyssa (1850 bis 1944) zu fotografieren. Hunderte Seiten birgt dieser Schatz, den Frau von Babka nun in mühevoller Arbeit von der alten Süderlinschrift auf eine jetzige Schrift umschreibt und auf CD speichert, um sie der interessierten Nachwelt zu erhalten. Darüber hinaus hat sie für Februar 2012 in der Schule Tyssa ein Treffen mit Schülern und Lehrern vereinbart, bei dem mit Hilfe der Deutsch-Lehrerin, eine „Geschichtsstunde der besonderen Art über das alte Tyssa“ gehalten werden soll. Neben der Geschichtsaufarbeitung soll ebenfalls die Vertiefung der Freundschaft zwischen den Völkern in den Vordergrund gerückt werden. Für diese fleißige Arbeit und für die weiteren geplanten Aktivitäten gebührt Frau von Babka ein großes „Danke-Schön“.
Die CD der Ortschronik, die ich von Frau von Babka in Originalschrift bekommen habe, ließt sich so spannend, dass man fast nicht mit dem Lesen aufhören möchte, sich in die Geschichte zu vertiefen. Gut dabei ist es, dass ich (Jahrgang 1928) noch als Schüler der Schule in Tyssa ab 1934 die alte Süderlinschrift gelernt habe und dieses „alte Meisterwerk“ selbst lesen kann. Wenn mir auch der erste Gedenkbuchführer Julius Weckend (Tyssa Nr. 343, ab 1.7.1922) persönlich nicht bekannt war, so war ich beim weiteren Lesen dieses Gedenkbuches ab den Eintragungen im Jahre 1927 nicht nur erstaunt, sondern auch erfreut; denn ab diesem Jahr hat mein ehemaliger Lehrer Josef Salamon (Tyssa Nr. 295) die weitere Verantwortung des Führens der Chronik übernommen. Wer hätte dies gedacht, dass ich neben dieser historischen Chronik auch noch einmal meinen alten Lehrer „begegnen“ würde.
Mit Frau von Babka habe ich vereinbart, damit auch andere interessierte Heimatfreunde in den Genuss des Lesens dieser alten Chronik kommen können, bevor diese endgültig durchgearbeitet und in anderer Form evtl. veröffentlicht werden kann, dass ich in Etappen auszugsweise einige besonders interessante Passagen unserer Heimatzeitung zur Verfügung stellen werde. Dabei möchte ich nicht in die „tiefsten Tiefen der Geschichte“ vordringen – obwohl dies auch interessant ist – aber es würde den Rahmen einer Zeitung sprengen. So werde ich folgend genannte Auszüge aus dieser Fundgrube zur Kenntnis bringen, die wir noch persönlich erlebt haben, bzw. aus den Erzählungen unserer Eltern kennen lernen konnten:
Über Straßen und Eisenbahnen
Der Postautomobil-Verkehr
Die Elektrizität im Orte
Der Friedhof und das Kriegerdenkmal
Rundfunk im Ort
Der Ziegelteich
Das Wanderkino und Neubau des Tonkinos
Neubau der Schule
Wetter Situationen