Glockenweihe in Peterswald

Wie anderswo zahlte auch Peterswald im ersten WeItkriege den Zoll in Verlusten an Menschenleben.  Schmerzlich berührte ebenfalls der Verlust der schönen Kirdlenglocken.

Unmittelbar nach dem Kriege bemühte sich Herr Dechant Alois Skliba um eine Stahlglocke, die in der Eisenhütte in Karbitz gegossen wurde.

An dem ersten Gelöbnistage, den ich aIs Pfarrer in Peterswald erlebte – 20. 1. 1933 – dankte ich für aIle liebevolle Sorge, die die Peterswalder unter der Leitung des verstorbenen Herrn Dechant Skliba der Kirche hatten angedeihen lassen, wies auf unsere Verpfllichtung hin.das Gotteshaus womöglich noch schöner kommenden Generatlonen zu hinterlassen, erwähnte das Glockenproblem und fügte hinzu, daß die Kirchensammlung dieses Gelöbnistages als Grundstock eines Glockenfondes, verwendet werden soIl.  Wiewohl niemand von:den Gläubigen yon meinem Vorhaben wußte und niemand darauf vorbereitet:war, ergab die Kirchensammlung den.Betrag yon 130 Kronen, ein Betrag, der die gewöhnlichen Sammlungen weit übertraf.

In der Folgezeit wurde ein G!ockenkomitee gegründet, in dem — soweit ich mich erinnern kann — vertreten waren :  die Herren :  Kühnel Karl „Korl-Korl“,  Blumentritt und Kühnel Max von der Sparkasse, Franze ( Finanzinspektor ), Wolf Franz „Richter-Wenzel“, Kliem Franz, Wolf Wenzel „Wabergerber“, Schönbach Franz und Wolf Franz aus dem Oberdorfe, Kühnel Hermann,.Schulnazhermann“.  Bestellt wurden drei Glocken bei der Gießerei Herold in Komotau.  Sie stellten sich auf ungefähr 30.000.– Kronen.  Die Haussammlung im Orte wie einige Spenden von auswärts erbrachten diesen Betrag, ja noch einen Überschuß von ca. 2.500.– Kr., so daß noch ein Orgelmotor angeschafft werden konnte.  In der Fastenzeit veranstaltete Herr Kliem zweimal ein Kirchenkonzert „Passion des Herrn“, bei dem Herr Fachlehrer Tscherney die SolosteIlen sang. Der Reinertrag wurde ebenfalls dem Glockenfonde zugewendet.  AIle Mitwirkenden hatten auf jegliche Entschädigung verzichtet.

Am Vortage der Weihe, 27. Mai, wurden die Glocken in das Dorf gebracht.  In der Scheune des Herrn Schönbach Josef  ( „HeseIbauer“ ) wurden sie über Nacht aufbewahrt und geschmückt.

In einem feierlichen Zuge wurden sie am 28. Mai auf den Sportplatz gefahren.  Dort hielt der Herr Katechet Johann Endler aus Tetschen die Festpredigt, HH. Bezirksvikär Edmund Tobischl aus Teplitz-Schönau nahm die Weihe vor und feierte die hI. Messe.

Bereits in der dritten Nachmittagsstunde waren die Glocken aufgezogen, da in den Vortagen Herr Zimmermeister Kühne! die Umänderung des Glockenstuhles vorgenommen hatte.  Vor der Kirche und auf den umliegenden Höhen warteten Ungezählte auf die ersten Töne.  In Freudentränen glänzten Augen auf.  Laut wurde der verständliche Wunsch, mögen sie ungestört durch Jahrhunderte ihren Dienst versehen und möge niemaIs mehr ein Krieg sie dem Orte entreissen.  Leider ging dieser Wunsch nicht in ErfüIlung.  Anfangs 1942 mußten die zwei großen Glocken abgeliefert werden.  Durch eine Vorsprache bei einem Kommissar im Landratsamte, den ich in Peterswald bei einer Luftschutznachtwache in vorgerückter Stunde kennengelernt hatte, gelang es, daß statt der kleinsten die mittlere gerettet werden konnte.

Am 6. Mai 1942, am Tage meiner Übersiedlung nach Aussig, wurden diese Glocken fortgeschafft.

Glockenweihe in Peterswald  –  20. u. 21. Mai 1933