Das zweite Peterswalder Heimattreffen am 21. Juni 1959 in Hainstadt am Main
Einladung zum 2. Peterswalder Heimattreffen- |
Vorwort zur Geschichte von Peterswald |
Patenschaft über Peterswald
700 ehemalige Einwohner der sudetendeutschen Gemeinde Peterswald folgten am 21. Juni 1959 der Einladung zum großen Heimattreffen in Hainstadt. Sie kamen aus allen Gegenden des Bundesgebietes, einige sogar aus angrenzenden ostdeutschen Gebieten. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Hainstadt hatte die Schirmherrschaft über dieses große Treffen übernommen.
Das Festprogramm wurde mit einem Lichtbildervortrag über Peterswald und Aussig eingeleitet.
Am nächsten Morgen traf man sich am Hainstädter Ehrenmal auf dem Friedhof zu einer Totengedenkfeier. Prälat Hauser und Herr Franz Ritschel gedachten den Toten und Gefallenen der früheren Heimat. Herr Ritschel legte am Kriegerdenkmal einen Kranz nieder. Musikvoträge der Musik-Gesellschaft „Eintracht“ und Lieder der BvD-Singgruppe umrahmten die Feierstunde.
Bei der offiziellen Eröffnung des Treffens in der Sporthalle begrüßte Herr Ritschel den BvD-Kreisverbandsvorsitzenden Dr. Doranth (Offenbach), Bürgermeister Böhn sowie den Gemeindevorstand und die Gemeindevertretung. Sein Dank galt dem Gemeindeparlament, das in den 14 Jahren der Hainstädter Volksgruppe aus Peterswald jede Hilfe und Unterstüzung zukommen ließ.
Bürgermeister Böhn grüßte die große Peterswalder Gemeindefamilie im Namen des Gemeindevorstandes und gab seiner Freude Ausdruck, daß diese heimat-vertriebene Bürger gerade in Hainstadt zusammengekommen seien. Er wies darauf hin, daß das Hainstädter Gemeindeparlament nach einstimmigem Beschluß die Patenschaft für den Ort Peterswald im Kreise Aussig übernommen habe.
Der Bürgermeister erinnerte an die Zeit vor mehr als zwölf Jahren, als 1000 Heimatvertriebene in Hainstadt eine zweite Heimat fanden. Durch das Entgegenkommen der Altbürger und die Bereitstellung von Baugelände sei es gelungen, die erste Wohnraumnot zu überbrücken. Als besonders erfreuliche Tatsache stellte Herr Böhn heraus, daß 75 Prozent der Neubauten in der Gemeinde Hainstadt von Heimatvertriebenen erstellt wurden. Mit dem Bau ihrer Eigenheime hätten gerade die Heimatvertriebenen zur Linderung der Wohnungsnot in Hainstadt wesentlich beigetragen. Auch zwei Peterswalder hätten in Hainstadt Industriebetriebe gegründet, die eine Anzahl Alt- und Neubürger beschäftigen.
Herr Ritschel dankte für die Übernahme der Patenschaft und die Unterstützung der Gemeinde. Als Erinnerungsgabe überreichte er Hainstadts Bürgermeister eine in Leder gebundene Ortschronik von Peterswald.
Kreisverbandsvorsitzender Dr. Doranth überbrachte die Grüße des BvD-Kreisverbandes, der Sudetendeutschen Landsmannschaft und des Aussiger Kreisrates. Er bezeichnete das große Heimattreffen als einen neuen Beweis für das Leben der Sudetendeutschen Volksgruppe und als ein geschlossenes Bekenntnis zur Selbstbestimmung und zur früheren Heimat. Unter der Leitung von Lehrer Schuller sang die BvD-Singgruppe Heimatlieder. Fräulein Helga Hiebsch überraschte mit Gedichtvorträgen.
DIE PETERSWALDER DANKEN !
24. und 25. Juni 1959
Am 24. und 25. Juni fand in Hainstadt am Main das zweite Heimattreffen der Peterswa!der statt. Űber 800 Heimatfreunde kamen heuer zusammen, ein Beweis, wie gut es den Peterswaldern im Jahre 1959 hier gefallen hat. Es waren für uns aIle, die wir da beisarnmen waren, unvergeßiche Stunden. Man hörte wieder die vertraute heirnatliche Mundart, sah Gesichter, die man vielfach nicht mehr erkannte. Viele hunderte Menschen waren wie eine einzige Familie. Welche Freude, wenn ich einen seit 1945 nicht mehr gesehenen Jugendfreund erkannte!
In vergangene glückliche Zeiten wurden wir zurückversetzt durch den Lichtbildervortrag über Peterswald, den Geistlicher Rat Johann Stiel hielt. Ganz besonders ergreifend war die Morgenfeier am Ehrenma! des Hainstädter Friedhofes, bei der unser Pfarrer Roman Endtrich die Gedenkansprache hielt. Ais die Heimatfreunde Franz Ritschel und Heinz Wolf einen Kranz zum Gedenken unserer Toten niederlegten und die Hainstädter Musikkapelle das Lied yom guten Kameraden spielte, wurden viele Augen feucht. Die Kirche in Hainstadt, in der Erzdechant Stiel das Hochamt hielt, war brechend voll.
Der wunderschöne Tag klang aus mil einem gemütlichen Beisammensein. Es gab viel zu erzählen. Es wurde gelacht und gescherzt, aber auch wehmütige Erinnerungen wurden ausgetauscht.
Wenn wir zurückblicken, kommt uns kaum zum Bewußtsein, welch ungeheure Vorarbeit zum gelingen dieses Festes geleistet wurde. Besonders den Peterswaldern, an ihrer Spitze die Herrn Franz Ritschel und Heinz Wolf gebührt unser aufrichtiger Dank! Dank gebührt aber auch allen jenen, die oft von weither zu ihrer Patenstadt geeilt waren, um zu zeigen, daß die Peterswalder auch in der Fremde noch zusammenhalten und wie eine wirkliche Familie zusammenstehen !