Der Nollendorfer Bergfriedhof

Bergfriedhof im Winter war das Titelbild unseres Heimatblattes  „Aussiger Bote“ im Feber 2004 ein Bild vom Bergfriedhof in Nollendorf?  Konnten sich die Nollendorfer so schöne Grabsteine mit schmiedeeisernen Grabeinfriedungen und Grüfte leisten?  Ja, es war der Bergfriedhof in Nollendorf!  Es ist schön für uns Nollendorfer, daß dieses Bild an die verlorene Heimat erinnert.  Zugleich erinnert dieses Bild aber auch an eine Zeit, die für die Nollendorfer eine besondere Zeit war, die viel Leistung und Hingabe forderte.  Anhand der Chronik von Nollendorf will ich darüber berichten.

Durch die Reichsstraße von Teplitz-Schönau nach Pirna, die neuen Straßen nach Schönwald und Königswald entstand viel Personen- und Frachtverkehr.  Die Betreuung der Reisenden und Vorspanndienste für schwere Fuhrwerke brachten Beschäftigung und Einnahmen.  Die großen Bauern, die  „Pferdebauern“, wurden selber Fuhrmänner.  Sie handelten mit Getreide, Heu und Hopfen und fuhren Baumaterial, Holz und Kohlen.  Die Nebenverdienste waren notwendig, denn alle Familien hatten viele Kinder.  Es gab Familien mit vierzehn und fünfzehn Kinder.  Allerdings starben einige Kinder schon im Kindesalter.

Im Jahr 1870 hatte Nollendorf sechshundert Einwohner.  Da war es gut, daß der Kohlebergbau in der Karbitzer Wanne und die Knopfindustrie in Peterswald, Tyssa und Königswald Arbeitsplätze bieten konnten.  Frauen und Kinder betreuten die Felder und daß Vieh.  Außerdem schafften sie viel in Heimarbeit durch Stricken, Spinnen, Weben und für die Knopffabrikation.  Baubrigaden mit Maurern, Zimmerleuten und Dachdeckern gingen zu Großbaustellen im Land, aber auch nach Sachsen und bis nach Berlin.  An manchem Bahnhof, an Kasernen haben Handwerker aus Nollendorf mitgearbeitet.

Die Volksschule in Nollendorf war räumlich für die vielen Kinder, auch aus Jungferndorf und Oberwald, nicht gut ausgestattet, aber sie hatte gute Lehrer.  Herr Anton Köhler, der Vater unseres Chronisten, Oberlehrer Rudolf Köhler, lehrte von 1838 -1877 in Nollendorf.  Die Lehrer, aber auch die Pfarrer, boten guten Unterricht und förderten die begabten Schüler.  Ihnen ist es zu verdanken, daß diese Schüler zumeist durch Studium im Gymnasium Mariaschein an der Lehrerbildungs- anstalt in Leitmeritz oder an der Universität in Prag eine vorzügliche Ausbildung erhielten.  Zwischen 1860 und 1914 kamen acht Lehrer, zwei Pfarrer; zwei Ärzte und ein Jurist aus Nollendorf.  Ein Mann studierte Rechtswissenschaft in Prag, wurde staatlicher Postkommissar in Nordböhmen und erlangte 1919 in Wien den Titel Hofrat.  Zwei Männer waren Offiziere der k. u. k. Armee von Österreich-Ungarn.  –  Zehn Personen wanderten in dieser Zeit nach Amerika aus.

Im Jahr 1892 mußte der Friedhof in Nollendorf erweitert werden.  Einhundert Quadrat-Klafter Feld, etwa 354 m2, wurden gekauft und die Friedhofsmauer errichtet.  Die Kosten hierfür waren beträchtlich und der Gemeinderat beschloß, Grabstellen im Vorkauf zu vergeben.  So geschah es, daß viele Familien Grabstellen erwarben, einige sogar vier bis sechs Grabstellen.  Drei Familien kauften Plätze für Grüfte, die in der Friedhofsecke in Richtung Aussig errichtet wurden.  Von zwei Grüften weiß ich noch den Namen der Besitzer.  Eine Gruft gehörte der Familie von Frau Marie Wagner, geb. Hübner aus Nr. 41.  Sie war die Besitzerin des früheren Richtergutes Nr.1, bekannt als Gasthof zur Schenke“.  Eine Gruft gehörte der Familie Karl Hübner Nr. 41.  Karl Hübner sen. schenkte im Jahr 1908 den Bauplatz zum Bau des Turmes „Kaiserwarte“.

Am 28. April 1975 wurde unsere Kirche gesprengt und samt dem Friedhof restlos beseitigt.  Nur Rasen deckt jetzt diesen Ort.  Wir Nollendorfer haben im Juni 1992 dort ein Holzkreuz zum Gedächtnis an unsere Toten aufgestellt.  Das Kreuz steht glücklicherweise noch immer.