Geschichtliches über Peterswald im Erzgebirge

Die Gründung des Dorfes

Um das Jahr 1000 nach Christus war das Land Böhmen noch von einem weiten Grenzwalde umgeben, der einen natürlichen Schutz des Inneren bildete.  Nur wenige Wege führten außer Landes, die man deshalb „Landstraßen“ nannte.  Eine solche war auch die Salzstraße, die wohl schon seit uralter Zeit von Halle ( Saale ) über Gottleuba gegen Hungertuch zu durch den Holzgrund (Ober-Königswald ) über Kleinkahn, Saara, Troschig, Postitz nach Aussig an die Elbe und von da übers Gebirge weiter gegen Prag führte.  Sie war, wie wir es aus späterer Zeit wissen, die privilegierte „Kommerzialstraße“, die eben von Prag über Aussig–Peterswald nach Sachsen führte.  Die frühesten Nachrichten stammen aus dem Jahre 993 nach Christus, als Kulm und Aussig als Zollstätten erwähnt werden. Landes- und Grundherren des mächtigen Grenzwaldes waren die Herzoge von Böhmen, die Teile des Waldes an ihre Vasallen oder Kloster vergaben.  So erhielten im Jahre 1169 die Johanniter ein Waldgebiet, auf dem sie die Dörfer Böhmisch-Kahn, Deutsch-Kahn, München, Leukersdorf, Königswald und andere anlegten, typische deutsche Waldhufendörfer.  Königswald ist wohl erst zu einer Zeit gegründet worden, als die Przemysliden Herzoge die Königswürde erlangt hatten.  Zuerst besaß sie für seine Person Wladislaw ( 1158 bis 1173 ), später erhielt sie erblich Przemysl Ottokar ( 1197-1230 ), der als Förderer der deutschen Kolonisation bekannt ist.  Die Kolonisation des Erzgebirges ging mutmaßlich von der durch König Wenzel ( 1230 -1253 ) erbauten Burg Königstein aus, die im Jahre 1240 als „neue Burg“ genannt wird, und vollzog sich längs der alten Handelswege, die in den Flußtälern der Gottleuba und Müglitz aufwärts nach Böhmen strebten.  Für die Anlage der Hofstätten zu den ursprünglich 79 Hufen waren die Grundwasserverhältnisse maßgebend, so daß das Dorf etwas abseits von der alten Salzstraße angelegt wurde, die mitten durch die Feldlängen der alten Hufengüter führte, ein Beweis dafür, daß sie schon vor Gründung des Dorfes bestand.  Im Namen Peterswald, der urkundlich erst im Jahre 1352 in seiner deutschen Form erscheint ( lateinisch Petri silva ) hat sich höchstwahrscheinlich der Name jenes Mannes erhalten, der als Unternehmer ( locator ) das vom Landesherrn zur Gründung eines Dorfes bestimmte Gebiet gegen eine bestimmte „Anleit“ übernahm und sich verpflichtete, es in einer gewissen Zeit mit Kolonisten zu besetzen.  Für seine Mühe erhielt er eine Freihufe mit bestimmten Vorrechten, wie der Dorfgerichtsbarkeit und dem Rechte des Bier- und Salzschankes.  Die Siedler kamen wohl zumeist aus dem benachbarten Lande Meißen, worauf wohl die beiderseits der Grenze vorkommenden Familiennamen deuten.

Über die Grundherren ( Herrschaftsbesitzer ) von Peterswald erfahren wir erst etwas seit der Mitte des 14. Jahrhunderts.  Seit 1352 waren Patrone der Kirche in Peterswald die Herren von Wartenberg, die im nördlichen Böhmen reich begütert waren, so Benesch von Wartenberg 1367 bis 1371 auf Tetschen, 1429 Sigmund von Wartenberg auf Blankenstein und 1452 dessen Vetter Johann von Wartenberg auf Blankenstein, der mit dem Kurfürsten von Meißen urn die Gerichtsbarkeit von Peterswald im Streite lag.  Die Grenze mit Sachsen wurde erst im Jahre 1459 ( auf dem Tag zu Eger ) festgelegt.  Pirna, Gottleuba und andere Orte, die zurn Dekanate Aussig gehörten, wie Königstein, Reinhardsdorf, Hermsdorf, Markersbach, Ölsen und Rosenthal, wurden an Meißen abgetreten.

Im Jahre 1506 bildeten Peterswald, Schönwald und Nollendorf ein Zugehör zur Herrschaft Graupen und verblieben dabei bis zurn Verkaufe dieser Herrschaft im Jahre 1579.

Die Namen der Pfarrer von Peterswald, die oft wechselten, sind uns aus den Bestätigungsbüchern des Prager Erzbistums bekarnnt, die bis zum Beginn der Hussitenkriege darüber Auskunft geben.  Im Juni 1426 zog das Meißner Hilfsheer, das die von den Hussiten belagerte Stadt Aussig befreien sollte, zum Teil von Pirna aus, wo sich die von der.Stadt Leipzig angeforderten Schützen versammeln sollten, über Peterswald nach Böhmen herein, wurde aber leider auf der „Bihana“ bei Herbitz geschlagen.  Die Hussiten unternahmen dann Raubzüge auch nach Sachsen und suchten dabei wohl auch Peterswald heim.  Die Kirche scheint den Hussitensturm überdauert zu haben, da 1429 ein neuer Pfarrer hier einzog.  Dann fehlen jegliche kirchlichen Nachrichten, erst 1489 wird wieder ein Pfarrer Michael in Peterswald genannt.  Am 8. Oktober 1495 wurde die neu erbaute Kirche in Peterswald durch den Meißner Weihbischof Johann von Salhausen ( 1487-1518 ) eingeweiht, wie aus einer Inschrift auf der aus dem Jahre 1657 starnmenden großen Glocke hervorging.  Die Einweihung der neuen Kirche geschah also drei Jahre nach der Entdeckung Amerikas.  Zu dieser Zeit regierte in Böhmen und Ungarn König Wladislaw, unter dessen Regierung der Freizügigkeit der Landbevölkerung ein Ende gemacht wurde.  Es war der Anfang zur gesetzlichen Festlegung der Leibeigenschaft, in welcher der Bauernstand beinahe 300 Jahre verbleiben sollte.

Nach dem Tode Ludwigs I. in der Schlacht bei Mohacz 1526 fielen Böhmen und Ungarn an das Haus Habsburg, das bis 1918 regierte.  Aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts fehlen Nachrichten über Peterswald.  Bis 1579 gehörte es zur Herrschaft Graupen, so daß der Richter und Schenker das Bier aus Graupen holen mußte.  Das Luthertum scheint erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Eingang gefunden zu haben, als bereits katholische Geistliche an anderen Orten sich der neuen Lehre zugewandt hatten.  Auf den katholischen Pfarrer Peter Hübner, der von 1568 bis 1574 in Peterswald wirkte, folgte der Pfarrer Martin Prätorius, der trotz seines 1570 in die Hände des Aussiger Dechants abgelegten Eides schon 1578 zum Luthertum übertrat.

Peterswald als Zugehör zur Herrschaft Schönwald

Bei Auflösung der Herrschaft Graupen kaufte am 18. Jänner 1580 Damian ( Tam ) von Sebottendorf die Dörfer Schönwald, Peterswald und Nollendorf und bildete aus ihnen ein eigenes Gut mit dem Schlosse und Amtssitze in Schönwald.  Er war Besitzer des Ritterguts Rottwerndorf in Sachsen.  Bei der Erwerbung seiner böhmischen Herrschaft hatte er auf der völligen Unabhängigkeit der dazugehörigen Dörfer bestanden, so daß Kaiser Rudolf als Besitzer der Herrschaft Graupen das der Stadt Graupen zustehende Recht des Bierzwanges in Schönwald, Peterswald und Nollendorf ablösen mußte, worauf die genannten Dörfer in den Bierzwang der neuen Herrschaft Schönwald einbezogen wurden.  Die Brauerei in Schönwald wurde demnach bald nach dem Kauf im Jahre 1580 errichtet.  Auf Tam von Sebottendorf, der 1585 starb, folgte sein Sohn Johann Georg von Sebottendorf von 1585 bis 1604, der seinen Eigenbesitz in Peterswald durch Zukauf bäuerlicher Güter zu vergrößern suchte und so auch die untere Schenke in Peterswald erwarb. 

GRABMAL
des Hans Georg von Sebottendorf auf Rottwerndorf und Schönwald als ehemaliger Grundherr von Peterswald

Nach seinem Tode führte seine Witwe Dorothea, die sich 1606 mit Anton von Salhausen wieder verehelichte, als Vormünderin der Kinder aus ihrer ersten Ehe die Verwaltung der Herrschaft bis etwa 1615.  Ihr Sohn Johann Damian (Tam) beteiligte sich am Böhmischen Aufstande 1618, wurde zum Verluste der Hälfte seines Vermögens verurteilt und starb am 23. März 1623 in Dresden.  Um diese Zeit 1623 und1624 wurden auch die protestantischen Pfarrer aus dem Lande verwiesen.

Käufer der Herrschaft Schönwald war Franz von ( seit 1632 Freiherr von ) Couriers, der wahrscheinlich in der Schlacht bei Lützen 1632 gefallen ist.  Seine Witwe Josina geb. von der Heede verehelichte sicb wieder mit Nikolaus ( seit 1648 Freiherrn ) von Schönfeld.

Aus dem ältesten erhaltenen Grundbuch für Peterswald, das 1577 beginnt und Eintragungen bis nach 1619 enthalt, erfahren wir auch die Namen der Erbrichter Paul Focke von 1577 bis 1584 und Lorenz Jentsch von 1584 his 1589.  Am 21. April 1589 verkaufte Hans Georg von Sebottendorf das Richtergut ( die Schenke ) an Matz Scherber um 1700 Taler mit „frei Schlachten, Backen, Salz-und Branntweinschank“.  Am 27. Mai 1596 erwarb das Richtergut Georg Pfischl um 2000 Thaler. Dann blieb dieses Gut his 1745 im Besitze seiner Familie.  Das alte Gemeindegasthaus, zum Richtergute gehörig, stand an derselben Stelle wie das spätere ,Rathaus“.  In der Schenke fanden die Gerichtstage oder „Ehedinge“ statt, bei denen die grundbücherlichen Übertragungen vorgenommen, Verlassenschaften abgehandelt und Streitigkeiten unter den Einwohnern geschlichtet wurden.  In der Schenke brachte der Richter die Erlässe der vorgesetzten obrigkeitlichen und staatlichen Behörden den Ortsinsassen zur Kenntnis.  Auch die wichtigsten Ereignisse im Leben des Menschen, Geburt, Hochzeit und Tod fanden in der Schenke ihren Widerhall.  Taufen, Hochzeiten und Leichenschmaus wurden nach altem Herkommen in der Schenke gefeiert.  Hier wurde auch das sogenannte „Tauschkenbier“ getrunken, das den Ortsinsassen nach der alljährlichen Begehung der Feldergrenzen oder Herrichtung von Wegen auf Gemeindekosten zustand.  Bier und Wein mußten von der Herrschaft bezogen werden.  Außer der Schenke im Erbgericht bestand in Peterswald noch eine Schenke im Oberdorf und die „untere Schenke“ an der Landesgrenze, die Johann Georg von Sebottendorf im Jahre 1601 dem Peterswalder Schulmeister Hans Grahl verkaufte.

Nach der Vertreibung der evangelischen Pastoren wurden die Protestanten gezwungen, ihren evangelischen Glauben abzuschwören und wieder katholisch zuwerden.  Viele wollten dies aber nicht tun und zogen es vor zu fliehen.  Sie ließen ihre Güter und Häuser im Stich, so daß ihr Gut oder Erbanteil der Herrschaft anheimfielen.  Wegen des langen Krieges konnte die Gegenreformation freilich nicht so streng durchgeführt werden, wie dies nach dem Ende des Krieges geschah.  1639 wurde die Kirche in Peterswald von den Schweden in Brand gesteckt.  Dies geschah wahrscheinlich am 1. Oktober dieses Jahres, als um diese Zeit 9000 Mann samt etlichen Stücken und Munition nach Pirna durchmarschierten.  Seit dieser Zeit hatte Peterswald auch keinen Pfarrer.

Eine Schule besaß Peterswald schon 1577.  Der in diesem Jahre genannte Schulmeister Georg Pretschendorf wirkte hier bis 1586 und übersiedelte dann nach Schöwald.  Sein Nachfolger war Johann Grahl bis 1594, als er die untere Schenke übernahm.  1598 wird ein Kaspar Heide als Schulmeister genannt.  Am 30. August 1607 erfolgte der Ankauf des Schulgütels von Melchior Pergelt für 225 Thaler.  Es war zwischen dem Pfarrgute und Hans Rautenstrauch gelegen und war zum Unterhalte des „Schuldieners“ bestimmt.

Am 13. Mai 1621 geschah in Peterswald die Übergabe des vom Kurfürsten in Sachsen gefangenen und an den Kaiser ausgelieferten Oberstlandrichters, Grafen Joachim Andreas von Schlick, Besitzers der Herrschaft Elbogen, an den Hauptmann ( Alexander Regnier ) von Bleileben mit 120 Schützen und fünf Pferden.  Der Zug ging über Aussig nach Prag, wo Schlick am 21. Juni 1621 als erster auf dem Altstädter Ring in Prag hingerichtet wurde. I

Im Jahre 1625 wurde die erste Botenpost zwischen Leipzig, Dresden und Prag eingerichtet, die Montag und Freitag von Dresden und Sonntag und Mittwoch von Prag abging.  An ihrer Stelle wurde 1631 eine Reitpost eingeführt.  Der Ritt zwischen Peterswald und Dresden über Zehista fiel dem Peterswalder Postmeister zu.

Drei Reiter wurden nach Peterswald, Aussig und Welwarn gelegt, welche die Briefe tags und nachts weiterzufördern hatten.

Im Jahre 1631 fielen auch die Sachsen über Peterswald nach Böhmen ein.  Am 13. November dieses Jahres kam der Kurfürst von Sachsen selber nach Böhmen.  Er kam mit seinen zwei Leibregimentern über Peterswald, wo er übernachtete, und traf am Freitag, dem 14. November, um 3 Uhr nachmittags, in Aussig ein.  Ende Februar 1632 war von den Sachsen alles aufgezehrt und auch für die Pferde war nur wenig Futter vorhanden.  Als Wallenstein, vom Kaiser wiedergerufen, ein mächtiges Heer zusammengebracht hatte und von Prag nordwärts marschierte, ordnete Arnim, der sächsische Oberbefehlshaber, am 7. Juni.den Rückzug über Peterswald nach Pirna an.  Die Sachsen machten aber auch nachher wiederholt Einfälle nach Böhmen, brannten Häuser und Scheuern nieder, raubten auch in Peterswald, Streckenwald und Nollendorf Vieh und anderes.  Als Wallenstein am 16. November 1632 bei Lützen geschlagen worden war, hausten die Kaiserlichen auf dem Rückzuge im Lande nicht besser als die vor kurzem vertriebenen Sachsen.  Die Bewohner flüchteten vielfach in die abgelegenen Wälder des Gebirges.  Im Juni 1634 wurden die Friedensverhandlungen zwischen dem Kaiser und dem Kurfürsten von Sachsen wiederaufgenommen.  Als die Unterhändler Nikolaus Gebhard von Miltitz und Dr. Johann Georg Oppel nach Leitmeritz reisten, hatte man ihnen von Peterswald aus ein Geleite von 50 Reitern. gegeben, unter deren Schutze sie nach Aussig und Leitmeritz reisten, wo die Friedensunterhandlungen am 15. Juni begannen.  Trotzdem ging der kleine Grenzkrieg weiter.  Zum Frieden kam es erst 1635 in Prag den 30. Mai.  Am 3. Juni 1635 wurde er in Aussig verkündet.

Am 26. April 1639 sandte der schwediscbe Feldherr Banér den Generalmajor Torsten Stolhanske mit neun Regimentern zu Roß und 500 Knechten über Peterswald nach Aussig, und Banér rückte nach der Einnahme von Pirna ebenfalls über Peterswald nach Aussig und weiter nach Prag.  Nach der Rückkehr aus Böhmen sammelte sich das schwedische Kriegsvolk in einem Lager bei Nollendorf, wohin die ganze Umgebung Lebensmittel liefern mußte. Peterswald und die Nachbarorte hatten auch noch in den folgenden Jahren durch die Schweden zu leiden, weil sie eben an der Einfallstraße nach Böhmen lagen.  1643 marschierte das aus kursächsischen und kaiserlichen Regimentern bestehende Korps des Generals Hofkirch über Peterswald nach Böhmen ein.

Am 18. Juni 1646 kamen die Schweden mit 26 Reitern nach Peterswald, nahmen den Postmeister gefangen und schleppten ihn mit allen Möbeln und Postpferden mit.  Der Postmeister wurde zwar ausgelöst, aber die Pferde gab man nicht frei.

Die Zeit des Wiederaufbaus nach dem 30jährigen Kriege
( 1650-1740 )

Besitzer der Herrschaft Schönwald, also Grundherr von Peterswald, war seit etwa 1644 bis 1663 Nikolaus Freiherr von Schönfeld, dann sein Sohn Rudolf Wenzel Freiherr ( seit 1678 Graf ) von Schönfeld bis zu seinem Tode am 5. August 1684.  Ihn beerbte wieder der Sohn Josef Rudolf Graf von Schönfeld, der 1704 kinderlos starb.  Erbin wurde seine Schwester Maria Viktoria, vermählt seit 1706 mit Franz Ignaz Grafen Wratislaw von Mitrowitz.  Nach dessen Tode am 15. Februar 1724 regierte die Herrschaft Schönwald seine Witwe Maria Viktoria bis 1727, worauf bis 1732 ihre Söhne Josef und Franz Karl zuerst gemeinsam und dann Franz Karl allein bis zu seinem Ableben 1759 die Herrschaft führten.

Das im Jahre 1679 neu angelegte Grundbuch für Peterswald, das 31 Jahre nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges angelegt wurde, nachdem alle zur Herrschaft Schönwald gehörigen Dorfschaften um ihre Grundbücher gekommen waren, erzählt von den Leiden und Drangsalen, welche diese Dörfer zu erdulden hatten.  Güter sind verwüstet, Wirtschaften verlassen, Häuser verfallen oder niedergebrannt, alle Güter sind entwertet.  Im Dorfe gibt es kranke Leute, Kriegswitwen und Waisen. Viele Güter waren ohne.Gebäude.  Es fanden sich mitunter auch gar keine Käufer.  Franz Fejfar schilderte in einem ausführlichen Aufsatze in den „Beiträgen zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes“1929, wie es in Peterswald nach dem langen Kriege aussah.

Aus dem Landeskataster vom Jahre 1654 erfahren wir, daß Peterswald 60 Bauern,19 Kaluper ( Feldgärtner oder Kleinbauern ) und 12 Häusler zählte, zusammen 91 Ansässige. Es waren aber nur 63 Häuser bewohnt und 28 unbewohnt. Zugtiere sollten gehalten werden 105, wirklich vorhanden waren aber nur 61. 224 Kühe sollten vorhanden sein, es waren aber nur 132, gelte Kühe 92, sonst nur noch ein Schaf, 5 Schweine und 21 Ziegen. 568 Strich waren geackert, 143 brach, 73 Strich wurden als Wintersaat, 208 Strich als Sommersaat bezeichnet. Von den Getreidearten wurden hauptsächlich Korn und Hafer angebaut. Aus Korn und Hafer wurde das Brot bereitet.

Peterswald war also bis ins 17. Jahrhundert.ein Bauerndorf. Söhne und Töchter, die auf dem väterlichen Gute keine Arbeit fanden, verdingten sich als Dienstleute oder Taglöhner. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts finden sich aber schon unterschiedliche Handwerker: Schneider, Schuster, Wagner, Tischler, Schmiede, Müller und Bäcker, Fleischer, aber auch Kaufleute und Fuhrleute. Als 1679 das neue Grundbuch angelegt wurde, war Christian Friedrich Püschel Richter. Geschworene waren Georg Rützschel, Christoph Püschel, Martin Rützschel, Jakob Rützschel, Hans Setmacher, Geörg Umblauft. GemeindeäIteste waren Geörg Wolf, Michael Rützschel, Hans Schönbach, Michel Streit.

Die „Gerichte“, nämlich der Richter und die Gerichtsgeschworenen, wurden von der Obrigkeit ernannt.  Der Richter hatte einen Stellvertreter, der Vizerichter hieß.  Die Gemeindeältesten waren als die Vertreter der Gemeinde anzusehen.  Der Richter Christian Friedrich Püschel hatte das Richtergut am 26. Dezember 1666 für 800 Schock ( zu 70 Kreuzer ) erworben. Sein Sohn Johann Heinrich Püschel, der am 9. Jänner 1710 das väterliche Gut übernahm, war auch Postmeister.  Am 2. Mai 1745 kaufte Hans Georg Zechel das Richtergut für seinen Eidam Hans Georg Beyl.

An dem Bauernaufstande des Jahres 1680, der durch Militär unterdrückt wurde, waren auch Peterswalder Bauern beteiligt, Lorenz Kliem war unter den vier Bauern aus dem Kreis Aussig, die im Mai 1680 auf dem Aussiger Gerichtsberge gehenkt wurden.

Im Jahre 1652 war die Pfarrei in Peterswald noch unbesetzt.  Alle Bewohner waren noch lutherisch.  Aus den Berichten der Reformationskommission vom Jahre 1652 ergab sich, daß man auf der Herrschaft Schönwald, 328 Neubekehrte, 146 Akatholiken ( also Protestanten ) und 393 Entwichene zählte.  Als die Reformationskommission nach Schönwald und Peterswald kam, gab es hier einen förmlichen Aufstand.  Die Leute mußten erst durch 120 Mann Militär zur Räson gebracht werden.  Viele flohen daher über die Grenze.

Vor dem Jahre 1650 gehörten zum Schönwalder Pfarrsprengel die Filialen Großliebenau, Breitenau, Oelsen, Markersbach ( in Sachsen ), Peterswald, Böhmisch-Kahn und Nollendlorf.  Die in Sachsen befindlichen Dörfer wurden 1639 abgetrennt.

Rudolf Köhler hat in einem Aufsatze der „Beiträge zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes“ 1927 an Hand der seit 1649 in Schönwald vorhandenen Matriken die Reihenfolge der Pfarrherren festgestellt, die im Rahmen dieses Rückblicks nicht alle aufgezählt werden können.  Der erste hieß Adam Bayerweck, der bereits am 21. März 1652 starb.  Nachdem im Jahre 1656 die1639 zerstörte Kirche in Schönwald wieder aufgebaut worden war, wurde auch in Peterswald die alte Kirche vom Jahre 1495 erneuert und der Patronatsherr Nikolaus Freiherr von Schönfeld stiftete zusammen mit seiner Gemahlin Josina drei Glocken.  Diese Kirche stand mitten im Friedhofe und hatte vier Fenster in der Front.

1656 war Jakob Püschel, ein Sohn des Richters Martin Püschel, Schulmeister in Peterswald.  1671 oder 1672 ist er gestorben.  Seit 1652 war er mit der „Ehr-und Tugendreichen Jungfrau Anna, Tochter des Michl Streit, Zöllners zu Peterswald“ verheiratet.  Sein Nachfolger war Elias Michel, der vom Jahre 1672 an die Jahresrechnungen für die Kirche zu „Nahlendorf“ schrieb.  In den Jahren 1688 und 1689 schrieb die „Nahlendorfer Kirchenraittungen“ der Peterswalder Schulmeister Wenzel Kralup.  Er hatte auch das Orgelspiel in der Kirche zu Schönwald mit zu versehen, wofür er jährlich drei Schock aus der Kirchenkasse bekam.  Im Herbst 1690 trat an seine Stelle Elias Siegmund Michel.  1731 wurde Johann Georg Ritschel aus Böhmisch-Kahn Schulmeister in Peterswald, nachdem er bereits eine Zeitlang als Präzeptor den alten Lehrer unterstützt hatte.  Er wirkte his 1767.

Das Zeitalter Maria Theresias und Josefs II.
(1740 – 1790)

Im ersten Schlesischen Kriege fielen die Sachsen unter dem Oberbefehl des Grafen Rutowsky, eines Halbbruders des Königs, etwa 20 000 Mann stark, in vier Heersäulen nach Böhmen ein.  Eine auf der alten Landstraße über Peterswald, Arbesau in das Innere des Landes.  Am 25. Juni 1741 wurden die Feindseligkeiten eingestellt und der allgemeine Rückmarsch nach Sachsen angetreten.

Im zweiten Schlesischen Kriege rückten am 23. August 1744 unter Führung König Friedrichs II. von Preußen 27 366 Mann Infanterie und 12 437 Reiter in das Lager zwischen Schönwald und Peterswald, wo aus der ganzen Umgebung Lebensmittel angefordert wurden.  Ende August trat das preußische Heer den Marsch in das Innere des Landes an.  In der zweiten Hälfte des Jahres 1745 überzog Friedrich II. auch Sachsen, das bisher als neutral galt, mit Krieg, worauf anfangs Dezember an 19 000 Mann österreichische Truppen auch über Peterswald vorrückten.  Prinz Karl von Lothringen nahm auf diesem Zuge sein Hauptquartier zuerst in Peterswald und dann in Aussig, während die Regimenter in der Umgebung einquartiert wurden.  Am 25. Dezember 1745 wurde in Dresden der Friede geschlossen.

Im Siebenjährigen Kriege ( 1756-1763 ) brach der Prinz von Braunschweig am 13. September 1756 über Berggießübel nach Böhmen ein und schlug die österreichischen Truppen bei Nollendorf zurück.  Am 28. September traf auch König Friedrich mit seinem Bruder, dem. Prinzen von Preußen, über Peterswald kommend, im Lager bei Johnsdorf ein.  Nach der Schlacht bei Lobositz ( 1. Oktober 1756 ) nahm Friedrich den Rückzugsweg ebenfalls über Peterswald.

Am 22. April 1757 rückte Friedrich abermals mit einem Heere von 30 000 bis 35 000 Mann übers Erzgebirge in Böhmen ein.  Bei Nollendorf fanden die ersten Kämpfe mit den österreichischen Kroaten statt, die aber die Preußen nicht hinderten, ihren Marsch über Karbitz ins Innere des Landes fortzusetzen.  Nach der Schlacht bei Kolin am 18. Juni 1757, in der Friedrich geschlagen wurde, geschah der Rückzug auf den bekannten Wegen übers Mittel- und Erzgebirge, wobei das Land von den Flüchtenden noch mehr als bisher ausgesaugt wurde.  Auf diesem Rückzuge wurden durch die Preußen die Dörfer Kninitz und Zuckmantel in Brand gesteckt.  Das Jahr 1758 verlief für unsere Gegend verhältnismäßig ruhig und brachte nur Einquartierungen österreichischer und verbündeter Truppen.  Am 4. und 5. März wurden in dem Grenzdorfe Peterswald die österreichischen und preußischen Kriegsgefangenen ausgetauscht.  Die Grenze Böhmens war verhältnismäßig ruhig und brachte nur Einquartierungen österreichischer und verbündeter Truppen.  Am 4. und 5. März wurden in dem Grenzdorfe Peterswald die österreichischen und preußischen Kriegsgefangenen ausgetauscht. Die Grenze Böhmens war damals von Kroaten besetzt.  Am 16. November 1758 verließ Daun seine Stellung bei Dresden und zog sich am 21. November über Peterswald nach Böhmen zurück.

Am Ostersonntag, 15. April 1759, machte Prinz Heinrich von Preußen einen Einfall nach Böhmen, um die österreichischen Magazine zu vernichten und marschierte über Peterswald und Schönwald gegen Aussig, Lobositz, Leitmeritz und Budin.  Am 20. April trat er den Rückzug an.  Zum Friedensschluß kam es nach weiteren Kämpfen in Schlesien erst am 15. Februar 1763 auf dem Jagdschlosse Hubertusburg, unweit Grimma in Sachsen.

Während des Bayrischen Erbfolgekriegs 1778-79, in welchem sich Friedrich II. von Preußen mit den Sachsen verbunden hatte und die österreichischen Ansprüche auf Niederbayern bekämpfte, hörte man von kriegerischen Ereignissen nur wenig außer von dem Krieg, den die Preußen gegen Scheuern, Schüttböden, Weinkeller, Bürger und Beamte führten.  Der Feldzug wurde allgemein als Zwetschkenkrieg oder Kartoffelrummel bezeichnet.  Die Preußen standen unter Berggießhübel und warteten auf eine Gelegenheit, um in Peterswald einzufallen.  Nach mehreren kleinen Gefechten mit österreichischen Vorposten besetzten die Preußen am 6. August 1778 Peterswald und am 9. August Nollendorf.  Mitte September zogen sich die Preußen aus dem Lande ins Gebirge zurück.  Am 21. September wurde ein großer Teil des groben Geschützes durch Peterswald geführt, ebenso die gefangenen Geiseln aus verschiedenen Städten und Dörfern.  Am 13. Mai 1779 kam der Friede zu Tetschen zustande und dann wurde der Schaden erhoben, der den Leuten durch die preußische Invasion zugefügt worden war.  Nach diesem Kriege bereiste Kaiser Josef II. das nördliche Böhmen.  Am 23. September ritt er von Tetschen aus auf den Schneeberg, von da nach Tyssa, Nollendorf, Peterswald, wo er ein Mahl einnahm.  Nach dem Essen ritt er auf den Spitzberg bei Schönwald, durch Hellendorf, Gießhübel und andere Orte nach Peterswald zurück, wo er übernachtete.  Am 24. September nahm er sei über Streckenwald, Ebersdorf in Richtung gegen Ossegg.  In späteren Jahren wurde in der Ortsmitte von Peterswald eine ,,Kaiser-Josef-Eiche“ gepflanzt.

Die Post

Im Jahre 1752 kam zwischen Dresden und Prag eine fahrende Post in Gang.  Nach dem darüber am 31. Juli 1752 auf 25 Jahre abgeschlossenen Verträge zwischen der österreichischen und sächsischen Postverwaltung sollte die Dresden-Prager Kutsche in jeder Richtung wöchentlich einmal abgehen und auf gemeinschaftliche Kosten unterhalten werden.  Es waren für ihre Benützung zu zahlen: Von Dresden his Peterswald ( vier Meilen ) 211/2 Groschen, bis Prag 91 Groschen.  Die Post lohnte sich so gut, daß bereits laut Abkommen vom 20. November 1753 am 2. Jänner 1754 eine zweite wöchentliche Fahrpost Dresden-Prag eingerichtet wurde.  Unter den Poststationen spielte nun Peterswald als Grenzstation eine wichtige Rolle, und mit der Zunahme des Postverkehrs herrschte im Gasthofe zur Post ein reges Leben.

Die alte Post in Peterswald
                                                                                                                 Zeichnung von Franz Fejfar

Am 2. Mai 1745 verkaufte die Witwe des verstorbenen Johann Heinrich Püschel das Richtergut mit drei anderen Güteln dem Hans Georg Zechel aus Schönwald, der es für seinen Schwiegersohn Hans Georg Bayl um den Preis von 1,150 Gulden erstand.  Dieser starb aber schon 1758, worauf Johann Wenzel Finger die Witwe des verstorbenen Ortsrichters ehelichte und so in den Besitz des Erbgerichtes gelangte.  Nach Abgang des bisherigen Postmeisters Jakob Thinel übernahm er diese Stellung und rückte nach dem Ableben des Richters Christian Schönbach ( 1762 ) zum Erbrichter vor.  In den Jahren 1772 bis 1778 war er amtlich bestellter Verwalter der in Krida befindlichen Herrschaft Schönwald.  Im Jahre 1778 wandte er das Postmeisteramt seinem Sohne Johann Wenzel Finger zu und übernahm selber die Postmeisterstelle in Königgrätz.  Der Sohn mußte das Richtergut um den Betrag von 2342 Gulden 40 3/4 Kreuzer von seinen Stiefgeschwistern übernehmen.  In der grundbücherlichen Einverleibung heißt es unter anderem: ,,Sollte von diesem Gutsbesitzer das Richteramt nicht selbst bekleidet werden, soll derselbe einen anderen Richter nebst Botenjungen unterhalten, der 12 Gulden Botenlohn erhalten solle“.

Im Jahre 1777 wurde eine Vereinbarung getroffen, nach der die Postkutsche in eine leichte Diligenze verwandelt, aber nicht mehr, auf gemeinschaftliche Rechnung unterhalten wurde.  Es übernahm jeder Teil die Beförderungskosten auf seinem Gebiet.  Die zweimal wöchentlich verkehrende Reitpost Dresden-Prag blieb unverändert.

Reformen unter Maria Theresia und Josef II.

Die Kaiserin Maria Theresia zeigte Verständnis für die Befreiung der Bauern von ihren drückenden Lasten, aber der Adel setzte ihren Bemühungen anhaltenden Widerstand entgegen.  1771 wurden die Herrschaften aufgefordert, binnen neun Monaten Urbarien zu verfassen, in denen die alten Schuldigkeiten der Bauern und Ansprüche der Herrschaften verzeichnet werden sollten.

Im Jahre 1770 erschien das Patent über die Einführung der Hausnummern, dessen Durchführung aber erst zumeist 1771 erfolgte.  In späteren Jahren kames aber in einzelnen Orten, so auch in Peterswald zu einer Umnumerierung.  Im Jahre 1787 wurden hier 267 Häuser gezählt.  Der Ort hatte also seit 1654 mit 91 Häusern um 176 Häuser zugenommen, was ohne Zweifel auf die in der Zwischenzeit neu aufgekommene Schnallen- und Knopfindustrie zurückgeführt werden muß, von der noch die Rede sein wird.

Die Aufhebung der Leibeigenschaft am 1. November 1781 sicherte dem Kaiser Josef II. ein dankbares Andenken bei der Bauernschaft.  Eine Steuerreform, derentwegen der Kaiser eine Verordnung, zur Aufzeichnung und Ausmessung aller fruchtbringenden Gründe und Realitäten 1785 erlassen hatte, was in den meisten Orten 1787 geschah ( Josefinische Vermessung ! ), wurde aber nach seinem frühen Tode nicht durchgeführt.

Von tiefster Nachwirkung war auch das Toleranzpatent des Kaisers Josef II. vom 13. Oktober 1781.  Am 20. Dezember 1781 wurden die geistlichen Orden aufgehoben und aus deren Vermögen der ,,Religionsfond“ gebildet, der für die Errichtung neuer Pfarreien bestimmt wurde.  Nun erhielten auch Peterswald und Nollendorf 1783 zunächst sogenannte Exposituren oder Lokalien des Pfarramtes in Schönwald.  Für den Einzug des neuen Pfarrers P. Adrian Strobach wurde das alte Pfarrhaus in Peterswald neu hergerichtet.  Sein Kooperator war P. Michel Pelz.  Beide waren Kapuziner.  Bis 1790 gehörte Peterswald zum Vikariate Aussig, nachher zu Teplitz.  Die Matriken beginnen 1771.

Mit Hofdekret vom 20. Oktober 1781 führte Josef II. den Schulzwang ein.  Jedes Kind hatte die Schule zu besuchen.  Seit 1767 wirkte in Peterswald als Schulmeister und Cantor Johann Michel Hampe, der aus Böhmisch-Kahn stammte.  Nach der neuen ,,Allgemeinen Schulordnung“ vom 6. Dezember 1774 nahm sich jetzt mehr der Staat des Schulwesens an, während sich bisher der Seelsorger darum zu kümmern hatte.

Nachdem der Sohn des Johann Michel Hampe, namens Johann Georg Hampe, sich bereits 1771 um die Schulmeisterstelle in Peterswald beworben hatte, erhielt er sie etwa im Jahre 1785 und hatte sie bis 1802 inne.  1790 zählte die Schule in Peterswald 155 schulfähige Kinder, weshalb sich der Lehrer noch einen Gehilfen hielt.  Von den ,,schulfähigen Kindern“ besuchten aber nur 39 Prozent die Schule, sechs Prozent kamen überhaupt nicht.  33 Prozent der Kinder vermochten auch kein Schulgeld zu zahlen, das für die Unterstufe wöchentlich ein Kreuzer, für die mittlere Stufe eineinhalb Kreuzer und für die Oberstufe zwei Kreuzer in der Woche betrug.  Der Lehrer hatte Mühe, diese Kreuzer am Ende der Woche einzusammeln.  Bis in die Zeiten Kaiser Josefs hatte der Schulmeister auch das Wetterläuten zu besorgen.

Die Scbnallen- und Knopffabrikation

Nach P. Anton Nitsche war ein gewisser Christian Hieke der erste, der in Peterswald anfing, Schnallen zu erzeugen ( 1757 ).  Er habe solche aus Zinn, dann aus Messing gegossen, dann durch Reiben und Feilen gereinigt.  Er verfertigte auch Schnallen, die mit Silber eingelegt waren.  Die verfertigten Waren verkaufte er selbst in größeren Städten und auf Märkten.  Bald fanden sich auch andere, welche die Schnallenmacherei betrieben.  Neben den Schnallen fing man auch an, Knöpfe zu gießen.  Die ersten, welche diesen Industriezweig betrieben, waren vier Brüder Schönbach.  Anfangs besorgten die Knopffabrikanten das Verkaufen ihrer Ware selber, bald aber fanden sich Verleger für Schnallen und Knöpfe, welche damit Handel trieben und diese Artikel in die Welt brachten.

Ein altes Giesshäusel

,,Schnallenfabrikanten“ waren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Christian Hieke, Bernhard Hieke, Josef Ritschel, Franz Ritschel, Franz Kühnel, Josef Krahl, Franz Bernhardt, Johann Georg Bernhardt ( 1774 ), Christian Streit, Hans Hieke, Josef Kühnel, Anton Schönbach, Franz Wolf, Franz Setmacher, Franz Nitsche, Wenzel Messen, Georg Hieke, Franz Kriesche, Josef Löbel.  Nur mit der Knopferzeugung beschäftigten sich Franz Ruprecht, Josef Schneider, Johann Michel Binder, Franz Schönbach, Wenzel Schönbach, Franz Setmacher, Anton Schönbach, Karl Schönbach.  Als Knopf- und Schnallenverleger werden 1797 genannt Josef Kliem ( 242 ), Streit, Franz Kliem, Kriesche.  In seiner Topographie vom Jahre 1787 berichtet Schaller, daß in Peterswald alle Jahre mehr als 150 Zentner Schnallen und Knöpfe verfertigt und von hier nach Prag, Dresden, Leipzig und andere Gegenden verführt werden.  Es heißt, daß die Erzeuger, die ihre Waren nicht selten in Ranzen und auf Schubkarren verpackten, Silbergeld heimbrachten, das mehr wog als ihre dafür verkauften Schnallen und Knöpfe.

P. Anton Nitsche macht in seinem Büchlein „Peterswald vor hundert Jahren“ ( 1908 erschienen ) einige Angaben über die Gründung der größeren Unternehmungen:
1. Die Metallwarenfabrik C. Kühnel wurde 1782 gegründet.
2. Die Metallwarenfabrik Franz Schönbach in Peterswald 118
 reicht bis ins Jahr 1780 zurück.
Weitere Unternehmungen wurden später gegründet.

Der Zeitabschnitt von 1790 – 1850

Die Zeit der Napoleonischen Kriege und das Zeitalter des Vormärz

Nach dem frühen Tode des Kaisers Josef II. übernahm sein Bruder Leopold die Regierung, starb aber bereits nach zwei Jahren.  Von 1792 bis 1835 regierte der Kaiser Franz und bis 1848 folgte ihm Ferdinand der Gütige.

Herrschaftsbesitzer von Schönwald, also Obrigkeit für Peterswald war Rudolf Freiherr von Hackelberg-Landau von 1793 bis 1801.  Amtsverwalter waren in seiner Zeit Anton Franz Florian, Anton Johannes Pietschmann. 

Nach dem Freiherrn von Hackelberg-Landau kauften die Herrschaft Schönwald die Wein- und Ledergroßhändler Franz und Anton Waagner in Leitmeritz.  Durch ungeregelte und leichtsinnige Wirtschaft geriet die Herrschaft in Verfall und wurde am 28. Jänner 1828 mit kaiserlicher Bewilligung verlost.  Das große Los gewann der Bürgermeister von Hermannstadt in Siebenbürgen, das zweite Los, das Gut Böhmisch-Kahn, gewann F. X. Waagner selbst, dem es gelang, die Herrschaft wieder zu erwerben, doch starb er schon am 5. Feber 1829, erst 49 Jahre alt.  Frau und Kinder waren die Erben, doch ging es mit ihr wieder bergab.  Sie wurde 1836 feilgeboten und der Prager Landesadvokat Likowetz erstand sie, starb aber auch schon 1837.  Der letzte Grundherr von Schönwald, dem die Peterswalder noch Robot zu leisten hatten, war der Rotfärber und Wollehändler Anton Balle aus Zwickau.  1848/49 hörte die Untertänigkeit auf, auch die Peterswalder wurden ,frei“!

Das Richter- und Postgut

Johann Wenzel Finger, der das Richtergut 1788 übernommen hatte und zugleich Postmeister war, verkaufte es am 24. Dezember 1808 an das k. k. Aerar und aus dem Kaufvertrage war zu ersehen, daß der Pferdestall, der an der Straße gegenüber dem Wohnhause lag, zwei Abteilungen mit 12 und 6 Pferdeständen hatte und daß die Wagenschuppen unter demselben Dache waren.  Zum Postgute gehörten etwas über 52 Joch Grundstücke, und im Beilaß werden 14 brauchbare Postpferde, 2 Zugochsen, 6 Nutzkühe, 3 Postkaleschen und anderes aufgezählt.

Um jene Zeit war die neue Poststraße von Prag über Teplitz – Arbesau bis zur Landesgrenze fertiggestellt, die seit 1803 im Bau war und die Stadt Aussig zum großen Schmerz der Aussiger abseits liegen ließ.  Es war daher notwendig, von Aussig bis Arbesau eine Verbindungsstraße zu bauen, und als sie im Jahre 1817 fertig war, erbaute der Aussiger Postmeister Michael Ulbrecht auf der kleinen Anhöhe bei Arbesau, wo bis dahin die Postpferde von Teplitz und Peterswald gewechselt wurden, ein Posthaus, bei dem bis zur Eröffnung der Staatseisenbahn im Jahre 1850/51ein lebhafter Verkehr herrschte.  Noch bedeutender war natürlich der Verkehr in Peterswald.  lm 18. Jahrhundert war die Worschschmiede die einzige im Dorf.  Bei dem großen Fuhrwerksverkehr, der durch Peterswald ging, war sie auch viel belagert.  Mit der Schmiede war eine Tabaktrafik, ein Branntweinverschleiß und eine Krämerei verbunden.  Es wurde erzählt, daß der alte Worschschmied sein Silbergeld in Backschüsseln messen konnte.  Ein zweiter Schmied namens Thorand im Hause Nr. 206 wußte weniger Kundschaft an sich zu ziehen.

1818 brauchte die Fahrpost Prag – Dresden 41 Stunden, Wien – Dresden 80 Stunden.  lm Jahre 1827 einigten sich Sachsen und Österreich über die Herstellung einer wöchentlich zweimaligen Eilpost zwischen Prag und Dresden über Teplitz, welche den Weg mit damals unerhörter Schnelligkeit in 20 Stunden zurücklegen konnte!  Nach Wien brauchte man nur 37 Stunden.

Nach einer Angabe hielt der Peterswalder Postmeister über 30 Pferde, beschäftigte sieben Knechte und Kanzleibeamte.  Die umwohnenden Bauern waren verpflichtet, im Bedarfsfalle ihre Pferde dem Postmeister zur Verfügung zu stellen.

Kurz vor Errichtung des neuen Bezirksgerichtes wurde vom Direktorialamt in Schönwald – der letzte Amtsverwalter war Franz Xaver Ulrich (1821 bis 1849) – dem Postmeister Wilhelm Scheibner in Peterswald in Verbindung mit dem Postmeister von Pirna vom 1. Mai 1849 an die Bewilligung zu einem Stellwagenverkehr zur Personenbeförderung zwischen Pirna und Teplitz erteilt.  Die Abfahrt des Stellwagens sollte jeden Tag um sieben Uhr früh durch die Pferde des Pirnaer als auch in Teplitz durch die des Peterswalder Postmeisters geschehen.  Das Umspannen der Pferde sollte lediglich in Peterswald stattfinden.  Der Peterswalder Postmeister hatte auch noch darüber zu wachen, daß keine verdächtigen oder proskribierten (steckbrieflich verfolgten) Personen unter irgendwelchen Vorwänden aus dem Auslande eingebracht werden.

Neubau der Kirche

Da sich die im Jahre 1657 von Nikolaus Freiherr von Schönfeld erneuerte Kirche als zu klein erwies, wurde im Jahre 1793 eine neue gebaut.  Sie wurde auf einem anderen Platze errichtet.  An Stelle der alten niedergerissenen Kirche wurde auf dem Friedhof 1796 ein Steinkreuz gesetzt, das Josef Peilbauer aus dem Hause 192 stiftete.  In dem langgestreckten Gebäude, dessen Presbyterium in einer Rundung ausläuft, sind an den beiden Seiten des Chores Emporen angebracht.  Das Dach war mit Schindeln gedeckt.  Auf dem pyramidenförmigen Dache befand sich ein neun Schuh hohes Kreuz.  lm Oberbau des ganz aus Stein gearbeiteten Hochaltars errichtete man beiderseits je zwei Säulen, dazwischen standen die Statuen des heiligen Petrus und Paulus.  In der Mitte war das Bild des Kirchenpatrons St. Nikolaus, über diesem im zweiten Aufbau das Bild der Dreifaltigkeit.  Ganz oben brachte man Statuen des heiligen Michael, der heiligen Barbara und der heiligen Katharina an.  Der Tabernakel war ursprünglich auch aus Stein, wurde aber hundert Jahre später (1896) durch einen hölzernen ersetzt.  Die Kanzel wurde von dem Aussiger Bildhauer Johann Schuster verfertigt und von Josef Kühnel aus Peterswald staffiert.  Diese von Josef Peilbauer gestiftete Kanzel wurde 1894 durch eine neue ersetzt.  Peilbauer starb im Jahre 1799.

Auf dem Friedhof stand lange Zeit ein sehr schöner Grabstein aus dem Jahre 1805, den der k. k. Zolleinnehmer lnguart setzen ließ.  Er stellte eine Mutter mit einem Kinde und einem großen und kleinen Sarge dar.  Die Mutter Theresia lnguart war eine geborene Schwarz, geboren am 2. März 1777.

Der erste Pfarrer Adrian Strobach starb 1791.  lhm folgte Anton Gabler bis 1793, Josef Zuhr von 1804 bis 1821, Bernhard Grühner von 1821 bis 1825, Josef Franzel von 1825 bis 1856.

Von der Schule

Nachfolger des Schullehrers Johann Georg Hampe wurde im Jahre 1802 sein Sohn Augustin Hampe.  In seinem Anstellungsdekret heißt es: ,Von der Herrschaft Schönwälder Grundobrigkeit wird auf bittliches Anersuchen des Peterswalder Schullehrers und der Peterswalder Gerichten in Vertretung dieser Gemeinde dem Augustin Hampe, nachdem er durch anderthalbjährige Substitution seines alten Vaters den Lehrdienst bereits mit Begenehmigung und zur Zufriedenheit des Leitmeritzer Kreisschulkommissärs, des dortigen Seelsorgers und der ganzen Gemeinde versehen hat und infolge des vom Kreisamte ihm erteilten Lehrfähigkeitszeugnisses der Peterswalder Schuldienst gegen dem verliehen, daß er sich in seiner Lehrart nach den bestehenden allerhöchsten Normalien zu benehmen habe und es sich bestens angelegen sein lasse, die unterhabende Schuljugend in der alles beglückenden Religion und in denen anderen vorschriftsmäßigen Kenntnissen mit allem Fleiße zu unterrichten, sie zur Gottesfurcht und Arbeitssamkeit anzuhalten und seine Zöglinge zu wohlgesitteten und treuen Untertanen zu bilden“.  lm übrigen wurde Augustin Hampe angewiesen, von seinem Gehalte auch für seinen betagten Vater zu sorgen.

Von 1804 bis 1806 wirkte als Schullehrer in Peterswald Franz Josef Klaus, gebürtig aus Schönwald.  Sein Nachfolger Josef Mirsch hatte noch 1805 für die Witwe des alten Lehrers zu sorgen, welche Verpflichtung schon sein Vorgänger übernommen hatte.  Als Praezeptor stand ihm um 1820 Bernhard Eichler aus Sobochleben zur Seite.

Als Mirsch im Jahre 1834 wegen seines vorgerückten Alters den Schuldienst nicht mehr ganz versehen konnte, versetzte ihn die Behörde in den Defizientenstand (teilweisen Ruhestand).  Die Unterrichtserteilung wurde ihm untersagt, nur den Chor- und Mesnerdienst durfte er weiter versehen.

Die Leitung der nunmehr zweiklassig gewordenen Schule übernahm der bestellte Schulprovisor und bisherige Hilfslehrer Augustin Michel, geboren 1804.  Von der Gemeinde wurde ein Lehrzimmer für die zweite Klasse zur Verfügung gestellt und für dessen Beheizung gesorgt.  1844 mußte die alte Schule, ein einfacher Lehmfachwerkbau mit Strohdach, abgetragen wer den.  An ihrer Stelle erstand ein Steinbau mit Ziegeldach.  Am 15. Oktober 1844 wurde das neue Schulhaus durch den bischöflichen Vikär P. Kaufold aus Groß-Tschochau eingeweiht.  Es enthielt im ersten Stock zwei große Lehrzimmer und ebenerdig die Lehrerwohnung mit einem Zimmer für den Hilfslehrer.  Eine neue Scheuer für das Schulgütel erbaute die Gemeinde 1861.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts

Seitdem in Österreich 1771 das Papiergeld eingeführt worden war, pflegte der Staat seine Bedürfnisse immer mehr mit Papiergeld zu decken.  Es trat eine Inflation ein.  Die Teuerung fing 1799 an.  Getreide und alles, was man zum Essen oder Anziehen brauchte, fing an zu steigen und stieg alle Jahre höher und höher.  Spekulanten kauften das Getreide überall auf.  Dazu kamen infolge der fortwährenden Kriege mit Frankreich empfindliche Steuern (Militärbeiträge, Haussteuer, Personal- und Klassensteuer …).

Ein besonderes Notjahr war 1805.  Die Getreidepreise erreichten eine entsetzliche Höhe.  Nicht nur zehnmal, sondern achtzehnmal teurer als gewöhnlich wurden die Lebensmittel.  1806 mußten alle Gold- und Silbersachen zur Punzierung eingeliefert werden, wobei 20 Prozent als Steuer gezahlt werden mußten.  Die Geldentwertung ging immer weiter, bis as am 20. Februar 1811 zum Staatsbankerotte kam.  Papier- und Kupfergeld galt nurmehr ein Fünftel seines früheren Wertes.  Unzählige Familien verarmten durch diese staatliche Maßregel, zumal die Teuerung noch weiter ging.  Es stockte aller Verkehr, Handel und Wandel lagen darnieder.  Die Bankozettel wurden bis 31. Jänner 1812 eingezogen, und man führte Banknoten ein, die als ,,Wiener Währung“ (1 Gulden zu 60 Kreuzer) galten.  Die österreichische Nationalbank wurde gegründet und das Münzgeld wieder eingeführt.  Durch den Staatsbankerott vom Jahre 1811 wurde auch der reichste Schnallengießer und Knopffabrikant Hieke fast ganz arm und mit ihm sechs andere Unternehmer.  Erst später erholten sie sich wieder etwas.  1813 stockte die Fabrikation durch mehrere Monate.

Kriegsereignisse

lm Jahre 1809 beherbergte Peterswald für kurze Zeit Soldaten der ,,schwarzen Legion“ des Herzogs von Braunschweig, der ein Freikorps zum Kampfe gegen Napoleon gebildet hatte.  Am 25. Mai 1809 drangen die Sachsen in Peterswald ein und überwältigten eine Patrouille des Rittmeisters Katte vom Freikorps.  Da den Sachsen die geforderte Kriegssteuer nicht gezahit wurde, plünderten sie das Dorf, raubten und schleppten fort, was sie nur konnten.  Die sächsische Regierung erkannte hernach die Plünderung als ein Unrecht und sollte Ersatz leisten.  Die Sachsen standen damals noch auf Seite Napoleons.

lm Kriegsjahre 1813 bewegten sich auf der ,,großen Straße von Peterswald“ mächtige Heeresmassen nach Sachsen und wieder zurück.  Peterswald sah die verschiedensten Soldaten aus allerlei Nationen, Freunds und Feinde.  Unsägliches Elend brachte das Jahr 1813 dem Orte.  Am 12. Mai zog der sächsische König mit seiner Reiterei durch Peterswald nach Dresden.  In den Friedens- verhandlungen zwischen Dresden (Napoleon) und Prag (Metternich) ritten gar oft durch Peterswald die Gesandten und Kuriere.  Die Verhandlungen zu Prag führten aber zu keinem Frieden.  Österreich schloß sich dem Bündnisse zwischen Preußen und Rußland an und erklärte am 17. August den Krieg an Napoleon.  Die Verbündeten stellten nun drei große Armeen auf, von denen die Hauptarmee sich unter dem österreichischen Feldmarschall Karl Philipp Fürsten zu Schwarzenberg im nördlichen Böhmen sammelte.  In Teplitz fand die Zusammenkunft der Kaiser von Österreich und Rußland und des Königs von Preußen statt.  Napoleon sollte in Sachsen angegriffen werden und das böhmische Heer sollte auf vier Wegen übers Erzgebirge geführt werden.  Auf der Peterswalder Straße zogen die Russen.  Zum Schutze der Grenze hatten die Verbündeten einige Kompanien Jäger nach Peterswald geschickt und nun merkten die Bewohner erst, was ihnen drohte, so daß sie sich beeilten, ihre kostbarste Habe in Sicherheit zu bringen.  Manche hielten sich im dichten Walde auf, andere gingen in die vom Kriege weniger bedrohten Dörfer wie Raitza, Tyssa, Königswald, Eulau, Leukersdorf, Spansdorf, Ohren u. a.

Am 22. August 1813 überschritt das Heer der Verbündeten bei Peterswald die Grenze und zog gegen Hellendorf.  Vor dem Abmarsch versammelten sich die russischen Soldaten bei der Post, wo ein russischer Geistlicher nach einer Ansprache die Soldaten segnete.  P. Anton Nitsche hat die Vorgänge in Peterswald ausführlich geschildert, als sich die Franzosen den vorrückenden Russen entgegenstellten.  Die Durchmärsche durch Peterswald dauerten mehrere Tage.

Als aber Napoleon in der Schlacht bei Dresden am 26. und 27. August gesiegt hatte, sahen sich die Verbündeten zum Rückzuge nach Böhmen gezwungen.  Die Heeresteile marschierten auf verschiedenen Wegen übers Gebirge und sollten sich in der Gegend von Teplitz wiedervereinigen.  Der russische General Ostermann erhielt den Befehl, über Maxen und Dippoldiswalde nach Böhmen zu ziehen.  Der Prinz Eugen von Württemberg wies aber auf die große Gefahr hin, wenn man dem Feinde die große Straße nach Peterswald freigebe und Ostermann ging nach einigem Zögern auf diesen Vorschlag ein.  In der Tat hatte der General Vandamme von Napoleon den Befehl erhalten, nach Pirna zu ziehen und die Straße nach Peterswald zu erreichen.  Seine Armee zählte 52 Bataillone, 29 Eskadronen und 80 Geschütze.  Das Fuhrwerk der Russen war schon am 27. August nach Peterswald befördert worden, wo as in der Nacht um 12 Uhr ankam und früh nach Kulm geschafft wurde.  Während die Russen in und um Peterswald lagerten, traf Vandamme gegen Abend in Hellendorf ein.  Mittlerweile war Napoleon in Pirna eingetroffen, um dann selbst nach Peterswald vorzudringen und sandte Vandamme den Befehl, in Böhmen einzufallen und vor der im Rückzug befindlichen Armee der Verbündeten den Talkessel zu erreichen.  Frühmorgens am 29. August gegen 2 Uhr ließ Vandamme zum Angriff auf Peterswald und die Stellung der Russen aufbrechen.  Unter dem Schutz von Nebel konnten die russischen Garden ins Tal gelangen, nachdem es bereits um das Dorf heftige Kämpfe mit den Franzosen gegeben hatte.

Vandamme, der einen geschlagenen Feind zu verfolgen glaubte und daher einen schwachen Widerstand zu finden hoffte, wartete die Ankunft seiner sämtlichen Streitkräfte nicht ab, sondern ließ seine Truppenabteilungen die russischen Truppen, die bei Priesten eine Stellung eingenommen hatten, angreifen, die schwere Verluste hatten.  Vandamme übernachtete im Schlosse zu Kulm.  Der folgende Tag – es war am 30. August – brachte für die Verbündeten einen glänzenden Sieg, zu dem der General Kleist mit seiner Truppe durch sein Erscheinen bei Nollendorf beigetragen hatte, indem er den Feinden in den Rücken fiel.  Über I0 000 Franzosen, darunter der General Vandamme wurden gefangengenommen.  Einem Teile der Franzosen gelang ein Durchbruch durch die Preußen bei Tellnitz.  Den ganzen Tag und die ganze Nacht zogen Soldaten durch Peterswald.  Den gleichen Weg nahm ein Trupp herrenloser Pferde, die preußische Soldaten als herrenloses Gut mit sich fortführten.  Jetzt galt es die Franzosen zu verfolgen und den Sieg auszunützen.  Peterswald sah in den ersten Tagen des September viel Militär.  Napoleon beabsichtigte noch, die Truppen bei Peterswald zu umgehen und trachtete über Ebersdorf und den Geiersberg in den Teplitzer Talkessal zu kommen, doch gelang es ihm nicht.  Er gab seinen Plan auf und übernachtete vom 10. auf den 11. September in Breitenau und ging am 11. September gegen Nollendorf vor.  Er übernachtete dann im Pfarrhause zu Peterswald, dessen Bewohner entflohen waren und kehrte am 12. über Pirna nach Dresden zurück.  Am 15. September rückte er mit seinen Garden von Dresden wieder gegen Böhmen vor, weshalb sich am 16. September die Russen und Preußen immer kämpfend von Stellung zu Stellung bis Vordertellnitz zurückzogen.  Abends traf Napoleon bei der Nollendorfer Kirche ein, da aber über dem Tale dichter Nebel lagerte, so daß kein Ausblick möglich war, begab er sich nach Peterswald zurück und übernachtete dort im sogenannten Herrenhause Nr. 7, das erst im Jahre 1794 gebaut worden war und Kaserne genannt wurde, weil lange Zeit darin die k. k. Finanzwachabteilung untergebracht worden war.

Auf die Nachricht von der Ankunft Napoleons traf der österreichische Oberbefehlshaber Schwarzenberg unverweilt Gegenmaßnahmen.  Am 17. September kam es zum Treffen bei Arbesau, das für die Verbündeten siegreich ausfiel.  Die Franzosen verloren ungefähr 2000 Mann, weitere 2000 gerieten in Gefangenschaft.  Unter den Augen Napoleons drangen die Franzosen am 18. September noch einmal vor.  Von seinem Standorte oberhalb Kninitz überprüfte er noch einmal die Kampflage und trat den Rückzug an.  Vom 18. auf den 19. September übernachtete er noch einmal in Peterswald und begab sich dann über Pirna nach Dresden.  Anfang Oktober brachen die Truppen der Verbündeten aus unserer Gegend auf, zogen nach Sachsen und errangen in der dreitägigen Schlacht bei Leipzig vom 16. bis 18. Oktober den entscheidenden Sieg, der Napoleon zur Rückkehr nach Frankreich zwang.

lnfolge dieser Kriegsereignisse war viel Elend über die Bewohner von Peterswald gekommen.  Viele, die ihre Wohnstätten verlassen hatten, fanden sie nach ihrer Rückkehr zerstört.  Acker, Wiesen und Gärten waren zerstampft, das überreife Getreide, wenn solches noch zu sehen war, hatte man verbraucht oder zertreten.  Die leicht gebauten Häuser waren zerstört, massive Wohnungen waren ausgeraubt, die wenigen noch vorhandenen Dachstühle standen gleich Gerippen in die Höhe, von den Dächern und Giebeln war das Holz abgerissen, das zum Bau von Baracken oder für Wachtfeuer verwendet worden war.  Spürten die Soldaten irgendein Vieh, so war es unrettbar verloren.  Freunde und Feinde fragten nicht viel, wem es gehöre.

Nach dem Kriege war große Not unter den Bewohnern, denn nur die wenigsten besaßen einige Stück Vieh, denn fast alles war durch Vorspannleistungen oder durch Raub verlorengegangen.  Die Bauern hatten nur leere, verwüstete oder abgebrannte Scheuern vorgefunden und die Handwerker besaßen kein Geld, da ja ihre Beschäftigung ganz zum Stillstand gekommen war.  Dazu trat Anfang Oktober eine ansteckende Krankheit auf, die viele Personen hinwegraffte.  Überall lagen Kranke herum, die von den Durchmärschen im verwundeten Zustande zurückgelassen worden waren.  Viele Soldaten starben dahin, und da der Friedhof doch nicht alle fassen konnte, wurden sie auf dem Felde hinter dem Friedhofe auf dem Postgute und Pfarrgute beerdigt.  Ein steinernes Kreuz erinnerte an die Ruhestätte der verstorbenen Soldaten und Bewohner des Dorfes.  Vom Oktober 1813 bis in den Sommer 1814 fielen 200 Bewohner des Dorfes der Seuche zum Opfer, die man als ,,Pest“ bezeichnete.

Zum immerwährenden Andenken an diese Zeit der Krankheit wurde von der Gemeinde der Gelöbnistag Fabian und Sebastian eingeführt.   Der 20. Jänner war daher für den Ort ein Feiertag, an welchem eine Predigt und ein Amt gehalten wurde mit der Bitte, daß Gott der Herr auf die Fürbitte der beiden Heiligen die Gemeinde Peterswald vor ähnlichen Drangsalen und Krankheiten bewahre.

Auch die Kirche hatte viel Schaden gelitten.  Bänke, Kästen, Bilder, Orgel, Türen, was nicht nagelfest war, wurde zum Barackenbau und anderen Dingen verwendet.  Oft diente die Kirche zu einem Lager für die Soldaten, dann zur Aufnahme und Beherbergung der Verwundeten.  lm Pfarrhause hatten die Befehlshaber von Zeit zu Zeit auch ihr Standquartier genom men.  Erst nach und nach konnte die Kirche wieder instandgesetzt werden.  An Stelle der alten Orgel, die unbrauchbar war, wurde 1818 von den Brüdern Feller in Königswald eine neue ausgestellt.  Ein gewisser Josef Schneider kaufte ein Fabian- und Sebastianbild, das am Gelöbnistage auf dem Hochaltar angebracht wurde.  Verschiedene Dinge wurden der Kirche auch von anderen Orten geschenkt.

In den Kriegswirren war auch die vom Schnallenmacher Christian Hieke im Jahre 1757 errichtete Wegkapelle zur Heiligen Dreifaltigkeit zerstört worden.  An ihrer Stelle ließ Bernhard Hieke ein Kreuz mit einem Bilde der Dreieinigkeit herstellen (1839).

Auch nach dem Kriege war die Not nicht gleich beseitigt, sie wurde noch vermehrt durch die Mißjahre 1814 und 1815, wo der Strich Korn mit mehr als 40 Gulden Bankozetteln bezahlt wurde.

Die ,,untere Schenke“, die Wenzel Hantschel im Jahre 1769 neu aufgebaut hatte und den Fuhrleuten zu Ehren, die – von Sachsen kommend und dorthin fahrend – in der Schenke gern einkehrten, ,,Schwarzes Roß“ genannt hatte, war nach den Franzosenkriegen baufällig geworden und erwies sich in Anbetracht des immer stärker werdenden Verkehrs zwischen Böhmen und Sachsen unzulänglich.  Daher errichtete sein Sohn (oder Enkel?) gegenüber ein großes Haus mit einem Tanzsaal und verlegte das Wirtsgeschäft dorthin. (später Püschels Metallknopffabrik).

Die ,,untere Schenke“ war unter dem Namen Kastanienhof allgemein bekannt.  Franz Fejfar schrieb im Aussiger Heimatkalender für 1959 die Geschichts des Hauses und fügte ein Bild hinzu.

Die lndustrie

Das Kriegsjahr 1813 brachte eine schwere Störung jeglichen wirtschaftlichen Lebens und der für Peterswald so bedeutsamen Knopf- und Schnallenindustrie mit sich.  In den nächsten Jahren erholte sich aber doch der Ort und im Jahre 1832 wies er 375 Häuser mit 2242 Einwohnern auf *).  Im Jahre 1787 waren es nur 267 Häuser mit rund 1600 Einwohnern.  Also hatte Peterswald seit diesem Jahre einen Zuwachs von 108 Häusern zu verzeichnen.

Die Knopf- und Schnallenindustrie dehnte sich immer weiter aus, besonders im 19. Jahrhundert.  Neben Zinnknöpfen erscheinen Handschuhknöpfe in allen Formen und Größen, Kragenknöpfe, Dekorationsaufschläge für Kleider und Mützen, zum Beispiel Anker, Adler u. a.  Auch die Metallgießer und Gelbgießer verfertigten die verschiedensten Bestandteile für Pferdegeschirre, für Sattlerarbeiten u. a.  Manche betrieben die Metallindustrie mehr in kleinerem Maßstabe als Hausindustrie, andere stellten große Betriebe her, nahmen zunächst die Wasserkraft und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die Dampfkraft zu Hilfe, stellten die verschiedenartigsten Maschinen auf, verfertigten immer neue Muster und erwarben für viele Artikel und Maschinen das wie H. C. Kühnel auf Zwingen und Plätinen, Beschläge für Schirme und Stöcke; H. W. Wolf auf Damenblusenknöpfe, Schuhknöpfe, Schuhschließen;  H. Haase auf Uniformknöpfe; Franz und Anton Schönbach 118 auf Phantasieknöpfe, Druck- und Annähknöpfe, Metallfilter und kleinere Metallwaren, ebenso Waschknöpfe und Kragenknöpfe (Hellendorf); H. August Wolf erzeugte Gußwaren für Sattler und Tapezierer und Tapeziernägel; Ernst Luis Gottschall in Hungertuch Metallzwingen und Regenschirmteile.

Der Export der Waren ging außer nach Österreich-Ungarn nach Deutschland, England, Rußland, Rumänien, Türkei, Indien, China, Amerika, Australien, Südsee-Inseln u. a.  Wie sich einzelne Unternehmungen noch weiter entwickelten, soll noch erzählt werden.

Die Pascherei

In Peterswald und Tyssa, wo die Finanzwächter ihren Standort hatten, sollte in erster Reihe dem Schmuggel gesteuert werden.  Als Grenzdorf hatte Peterswald seit alter Zeit ein Zollamt.  lm Jahre 1770 überließ die Gemeinde das sogenannte Zollhaus der Herrschaft käuflich um 62 Gulden rheinisch.  Es war vom Zolleinnehmer bewohnt.  Ein k. k. Nebenzollamt befand sich am untersten Ortsende mit einer Kanzlei für einen königlich sächsischen Zollbeamten und eine Abteilung der k. k. Finanzwache.

Über die Pascherei berichtet auch der Geschichtsschreiber von Schwaden, Anton Tscherney, in seinem Buche über Schwaden: Wenn Waren aus Pirna und Königstein nach Leitmeritz und Prag gingen, passierten sie oft Schwaden, weil die Pascher nach Erreichung des rechten Elbufers gedeckt  waren.  Die Pascherwege von der Grenze bei Peterswald führten durch den Holzgrund (Oberkönigswald) oder über Kninitz zur Elbe.  Schon im 17. Jahrhundert schmuggelte man sächsisches Salz.  Dann kam Tabak in die Mode, natürlich auch Zigarren und Schnupftabak, ebenso Kaffee, Zucker, Liköre, Safran, Seide, Wollzeuge und anderes.  Diese genannten Artikel wurden von sächsischen Großverschleißern bis zur Grenze nach Hellendorf bei Peterswald oder Rosenthal bei Tyssa befördert.  Mit den Verschleißern setzten sich die Pascherherren ins Einvernehmen, für die ein gelungener Handel sehr einträglich war.  Dazu half der goldene Esel, der bei den Grenzkommissaren in keiner zu großen Verachtung stand.  Manchmal erhielt der Herr Kommissär eine ganze Mütze voll Speziesthaler.  Nach einer solchen Bestechung sahen die Grenzwächter nicht, wie halb Peterswald, selbst Kinder, sich auf die Beine machten, um die Waren von Hellendorf im einzelnen herüberzutragen und in ihren Häusern und Scheuern bis zur Ankunft der Pascher zu verwahren.  Seit Erbauung der Staatseisenbahn 1847 bis 1850/51hörte der Schleichhandel fast plötzlich auf, wenn auch späterhin noch manches gepascht wurde.

Das Jahr 1848

Vor dem Jahre 1848 galt der Satz: ,,Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“.  Durch ein Polizei- und Spitzelsystem der Metternichschen Ära des ,,Vormärz“ war den Bürgern der Städte und noch mehr der bauerlichen Bevölkerung jegliche politische Betätigung unmöglich gemacht.  Nach der Wiener Revolution im März und Juni in Prag war auch in unserer Gegend viel die Rede von Freiheit, Preßfreiheit, Wahlfreiheit, Konstitution, nämlich Teilnahme des Volkes an der Regierung, Parlament, Vereinsfreiheit und Volksbewaffnung.  Die Volkserhebungen in Wien und Prag wurden wohl durch Militär unterdrückt, doch sah sich der Kaiser Ferdinand zu Zugeständnissen gezwungen.  Ein Reichstag wurde nach Wien einberufen, der allerdings bald seinen Sitz nach Kremsier verlegen mußte.  Viele Hoffnungen gingen nicht in Erfüllung, aber die Abschaffung der Untertänigkeit und Robot, welche auf den Antrag Hans Kudlichs am 7. September 1848 vom Reichtstag beschlossen und vom Kaiser am 4. März 1849 sanktioniert wurde, bildete eine wichtige Errungenschaft.  Die Ortschaften wurden dadurch, wie man sagte, ,,frei“, das heißt sie unterstanden nicht mehr dem Gutsherrn, der Herrschaft und ihrem Amtmann, in bezug auf Geld und Arbeitsleistungen oder in bezug auf Rechtspflege und Rechtsschutz, sondern dem Staate und den k. k. Beamten.

Die Richtlinien für die Grundgestaltung waren bereits durch das Patent vom 4. März 1849 gegeben.  Abgelöst wurden die Robot, die herrschaftlichen Abgaben, die Grundzinse für Gemeindegründe, die Abgaben an den Pfarrer und den Lehrer.  Als abgelöst betrachtete man auch die Bierabnahmepflicht aus den herrschaftlichen Brauhäusern.  Das Jagdrecht, das auf den bäuerlichen Gründen bisher die Herrschaft ausgeübt hatte, fiel nun den Gemeinden selbst zu.

Die politische Neueinteilung des Landes konnte freilich erst nach Überwindung von allerhand Schwierigkeiten im Jahre 1850 durchgeführt werden.  Die zur Herrschaft Schönwald gehörigen Dörfer wurden dem politischen Bezirke Aussig und dem Gerichtsbezirke Karbitz zugeteilt.  An der Spitze der Gemeinde stand nunmehr auch in Peterswald an Stelle des ehemaligen Richters der ,,Vorsteher“, der dem Bezirkshauptmanne in Aussig untergeordnet war.  Die Wahl des Gemeindeoberhauptes geschah nach dem neuen Wahlgesetz, das drei Wahlkörper vorsah.  Erster Vorsteher in Peterswald wurde … ?

Die Nationalgarde

Zu den Zugeständnissen, die infolge der Märzrevolution in Wien der Bevölkerung gemacht wurden, gehörte auch die Volksbewaffnung.  Der Eifer für diese Sache war sehr groß.  Auf Grund des ,,Provisorischen“ Statuts über die Organisation der Nationalgarde vom 18. Mai 1848 wurden in allen größeren Orten Nationalgarden gebildet.  lhre eigentliche Aufgabe war Schutz des konstitutionellen Landesfürsten, Schutz der Verfassung und Gesetze, Erhaltung der Ruhe und Ordnung im Innern, Wahrung der Unabhängigkeit und Unversehrtheit des Gesamtstaates sowie Abwehr jedes feindlichen Angriffs von außen.  Zum aktiven Dienst waren alle Staatsbürger vom 19. bis 50. Lebensjahre an ihrem ständigen Wohnorte verpflichtet.  

Auch in Peterswald wurde eine Nationalgarde errichtet, deren Fahnenweihe am 10. September 1848 stattfand.  Der damalige Kaplan P. Locke, der später Pfarrer in Tyssa war, hielt die Festrede.  Der Entwurf zu seiner Rede hat sich erhalten und wurde von Julius Weckend in Tyssa in den ,,Beiträgen zur Heimatkunde des Aussig-Karbitzer Bezirkes“ 1927 abgedruckt.  Um die Leser dieses geschichtlichen Rückblicks in den Geist jener Tage zurückzuversetzen, sei diese Rede hier abgedruckt: 

Brüder, wie nie zuvor trifft uns die Sonne heute vereint, geschmückt und gerüstet!  Eine Feier begehen wir, darob die eure und meine Brust voll Jubel und kein Herz unseres freundlichen Gebirgsdorfes ohne Anteilnahme ist.  Ja, selbst werte Kameraden als höchst willkommene Gäste nehmen teil, denn wem diese noch nie dagewesene und sicher lange nicht wiederkehrende Feier gilt, ist schon nicht mehr unbekannt Geweiht von des Priesters Hand, betraut mit des Himmels Segen, ruht der Gegenstand unseres Festes in der Hand unseres verehrten Kommandanten.  Es ist unsere Fahne, ein lebloses Ding zwar, allein bedeutungsvoll und wortreich ist ihr feierliches Rauschen.  Es ruft uns dreierlei zu: ,,Blick in die Vergangenheit, schütze die Gegenwart und rüstet Euch für die Zukunft!“ 

Der Blick, meine Brüder, in die Zeit unserer Ahnen wie in die, welche wir selbst noch erlebten, ist wahrlich nicht der erfreulichste.  Könnte ich sie auferwecken, die morschen Gebeine unserer Ahnen, sie würden uns erzählen, was sie ertragen in den Tagen der Leibeigenschaft.  Derjenige war ihr Herr, der es allen anderen im Faustrecht zuvortat.  Alles, was sie besaßen, und wenn sie es zehnmal mit ihrem Schweiß errungen, besaßen sie als Geschenk, als Gnade der Obrigkeit.  Gnade war das Stroh, auf dem der Ahn lag, Gnade die Brotkrumme, die er im Schweiße für den Schloßherrn inmitten der Garben kaute.  

Recht war es dagegen, im Schlosse auf Federdaunen zu schlafen, in Seide gekleidet den schäumenden Becher zum Munde zu führen.  Kurz, das Schloß prangte im lichten Sonnenglanze, die Lehmhütte im Tal drückte der Nebel.  Und fragt ihr, was man für die geistige Ausbildung unserer Ahnen tat, so muß ich euch erwidern: so viel wie nichts, da Dummsein beinahe Grundsatz war.  Sein Wille war der Schloßbefehl, sein Zahlmeister war der Zuchtmeister, der Schloßbüttel.  Und für das alles mußte er dem gnädigen Schloßherrn noch die Hand küssen.

Unter welchem Drucke lebten daher unsere Ahnen, wie beraubt der allgemeinen Menschenrechte, die zu genießen der gütige Schöpfer jedes menschliche Wesen angewiesen hat.  Doch die zu sehr gespannte Saite mußte zerreißen, das glimmende Rechtsgefühl schlug mit der Zeit zur lichten Flamme auf und leuchtete insbesondere an den Thron Kaiser Josefs des Zweiten.  lhm war es vorbehalten, in die Gruft der Sklaverei auch die Ruhe der Leibeigenschaft zu schaffen und statt ihrer die Untertänigkeit ins Leben zu rufen.  Allein auch diese hatte ihre Schattenseite, ihre menschenentwürdigenden Fesseln.  Wir haben sie bis zum 15. März selbst mitgeführt unter einer strengen monarchischen Regierung.  lm Bande der Untertänigkeit hatten wir nur Gesetze blindlings zu befolgen, Steuern zu geben, ohne fragen zu dürfen: Warum? Wofür? Wozu? Wo ist der Ausweis?

Die Robot, statt sie zu mildern, wurde noch eher hinaufgeschraubt!  Sollte nicht selbst der Händler im Notjahre 1846 das Feigenblatt seiner Blöße gleichsam verzehnten?  Was soll ich erst von der Rechtspflege sagen!  Wo mußten sooft die gerechtesten Klagen verstummen?  Wer gab auf der Wag der Gerechtigkeit nur zu häufig den Ausschlag?  Wer bekleidete in Zivil und beim Militär mit wenig Ausnahmen die höchsten Ehrenstellen?  Wer hatte gewöhnlich die Arbeit, wer die Ehre des Amtes?  Wer trug und spreizte sich in der Regel mit dem Degen, wer schleppte das Gewehr?  Darauf zu anworten ist euch, meine Brüder, nicht schwer!

Abgeschlossen vom Ausland, das längst freier atmete, waren wir gezwungen, gehindert, unser Gewerbe zu vervollkommen.  Ausländer wurden unsere Fabriksherren, wir ihre Arbeiter und Knechte.  Das war ungefähr der schmählichste Zustand unserer Untertänigkeit.  Auch hier mußte es anders werden.  Mit dem Jahre 1848 begann die geistige Völkerwanderung, die Flut des einen Gedankens, daß Europas Völker, keine Kinder mehr, des Gängelbandes müde sind!  Sie schlug die Grenzen, ja an die Mauern Österreichs an.  Mit dem Morgengrauen des 13. März erklirrten die Untertanenfesseln der Wiener und der Ruf traf auch die Prager nicht unvorbereitet.  Metternich, Österreichs Pharao, der sich allmächtig dachte, mußte fliehen, der gütige Kaiser Ferdinand erteilte die Konstitution, das heißt Mitregieren des Volkes!  Von diesem Baume der Freiheit, den Wiens und Prags heldenmütige Bewohner mit dem Einsatz ihres Lebens, ja mit ihrem Blute pflanzten, genießen auch wir in Böhmen.

Schon haben wir unsere Reichsdeputierten zu Wien in nur einer Kammer, ein Werk des 18. Mai.  Die Macht des Adels ist gebrochen!  Minister müssen uns über ihre Handlungsweise Rechenschaft ablegen.  Der gegenwärtige Finanzminister Kraus sagt selbst: ,,Meine Arbeit verrichte ich so, als ob ich in einem Glashause säße.“  Das Wort ,,Untertan“ ist bereits gestrichen, freier Bürger ist der Bauer wie der Städter, der Reiche wie der Arme.  Keiner von uns wird je mehr auf die Robot gehen noch fahren, dagegen eine höchst billige Entschädigung zahlen.  Wir erfahren jedes Wort, das beim Reichstag gesprochen wird.  Frei und ungehindert zu jeder Stunde können wir uns vereinigen, unterreden und den Deputierten von dem verständigen, was uns am Herzen liegt.  Landesfürstliche Gerichte erhalten wir und vor diesen und ihren Schranken muß der Adelige und Geistliche so gut erscheinen als ihr!  Recht muß den Bedrängten werden, anders kämen unsere Klagen in die Öffentlichkeit.  Nur der Taugliche kann fortan zu Ämtern gelangen und der reiche wie der arme Sohn des Vaterlandes muß zum Soldatenstande.  Offen steht das Ausland, es ist Lehr- und Lernfreiheit, die Zollschranken dürften auch am Längsten gestanden haben. 

Das ist, meine Brüder, die wohlverstandene Freiheit aus der Hand des Kaisers.  Dies sind die Rechte, die Wiens und Prags Brüder unseren Feinden aus den Händen gerungen haben, das ist die Gegenwart, an die uns das Rauschen der Fahne erinnert.  Und diese zu wahren, ja nötigenfalls für sie zu kämpfen, dafür rüstet euch!  Das Gebälke der Staatsverfassung ist noch nicht ausgezimmert, viel weniger gefügt, und solange nicht die Konstitutionsurkunde auf dem Tisch des Reichstags liegt, sind unsere Zustände noch schwankend.  Feinde, hohe wie niedrige, versuchen es wieder holt, uns ins alte Regierungsgeleis zurückzudrängen.  Republikanische Wühler, die von der kaiserlichen Familie wie vom Adel nichts mehr wissen wollen, eigentlich Menschen, die nichts zu verlieren haben, suchen die schwankenden Zustände des Reichs für sich auszubeuten.  Das Volkswohl haben sie auf den Lippen, eine Ministerstelle im Herzen.  Da ist es an der Zeit, daß der besonnene Bürger für Recht und Ordnung einsteht.  Bereits sind auch schon 300 000 freie Bürger als Nationalgarden gerüstet.  Ein Geist beseelt sie.  Fahnen wehen, Bajonette blinken verwandt einander zu.  Zu diesen freien Bürgern gehören auch wir!

Könnten wir säumen, zu den Waffen zu greifen?  Wollen wir unsere Enkel einst sagen lassen, unsere Väter waren blind am Geiste, Lahme, Bresthafte an Leib und Seele, Memmen, feige Verräter ihrer in Händen gehabten Rechte?  Daß wir ferner, so wie die Erde und die Sterne über uns sich um die Sonne scharen, also scharen und sammeln wir uns um unsere Fahne als um unsere Sonne!  lhr Anblick soll uns stets erwärmen mit inniger Liebe zu dem höchsten Herrn, zu dem die Spitze unserer Fahne weist.  Erwärmen mit unverbrüchlicher Treue für Kaiser und Vaterland, so deutet ihr Rot.  Begeistern soll sie uns für Recht, Wahrheit, Ordnung und Pflicht, erglühen lassen in Gefahren für unser und der Unsrigen Leben und Eigenturn!   Erröten mögen wir vor jeder Untat und uns entrüsten ob offenbarer Willkür und schreiendem Unrecht!

Wehe aber auch dem, der diese Güter mit frevelnder Hand uns anzutasten wagt und für ernste Zurechtweisung taub ist.  Blut fließe auch dann, denn auch das deutet ihr Rot.  Und wenn wir als Opfer fallen, wachen wollen wir über diese Güter, wie der Adler mit seinen zwei Köpfen als Sinnbild der Wachsamkeit!   Allein vergeben wirkt der Magnet unserer Fahne auf uns, wenn die Liebe im Bruderherzen fehlt, wenn nicht ein jeder für seines Bruders Güter, Freiheit, Ehre, Leben und Eigentum einsteht, einer for alle, alle for einen!  Ehre und Ruhm des einzelnen ist Ehre und Ruhm der ganzen Garde, ist Lorbeer unserer Fahne.  Schande des einzelnen dagegen ist Schmach für das ganze Korps, ist Schmutz und Schimpf der Fahne.  Rein sei daher und bleibe, wie das Weiß der Fahne, die Hand des Gardisten!“ 

Am 1. Oktober 1848 kamen aus der ganzen Umgebung die Nationalgarden zur Fahnenweihe der Nationalgarde in Aussig zusammen.  Es wurde exerziert, manövriert und pokuliert!  Die Herrlichkeit der Nationalgarde dauerte aber nicht lange.  Schon am 27. August 1851 verfügte die Bezirkshauptmannschaft in Aussig auf Grund eines höheren Auftrags die Auflösung der Nationalgarde.  Gewehre, Bajonette, Fahnen und Trommeln mußten an die Entwaffnungskommission abgegeben werden.  Sang- und klanglos hatten die Nationalgarden zu bestehen aufgehört.  Die Wiener Regierung war schon im Dezember des Jahres 1848, nachdem am 2. Dezember dieses Jahres an Stelle Ferdinands Kaiser Franz Josef den Thron bestiegen hatte, willens, den Verfassungsentwurf des Reichstags auf keinen Fall anzuneh men.  Durch die sogenannte ,,oktroyierte“ Verfassung vom 4. März 1851 wurde auch der Reichstag überflüssig und alle Macht war wieder in die Hände des Kaisers gelegt.

Das Zeitalter des Kaisers Franz Josef I.
(1848 – 1918)

Bei der Neuordnung der politischen Verwaltung bemühte sich Peterswald, selbst ein Bezirksgericht zu erhalten, was nicht gelang.  Der Weg zur vorgesetzten politischen Behörde war sonach weiter als vor 1850 zum herrschaftlichen Amte in Schönwald, nur der Weg zum Bezirksgericht und Steueramt in Karbitz war etwas näher als Aussig.  Nach Errichtung der Gendarmerie im Jahre 1850 erhielt Peterswald zwei Gendarmen.  Wegen einer drohenden Kriegsgefahr erhielt unsere Gegend im Jahre 1850 auch eine Militäreinquartierung, und man freute sich allgemein, als die Truppen wieder in ihre Standquartiere zurückkehrten.

1850 wurde Peterswald zum Marktorte erklärt und bekam zwei Jahrmärkte: erstens am Montag vor St. Johann von Nepomuck, zweitens vierzehn Tage vor der Kirchweih.

Nach der Eröffnung der Staatseisenbahn Prag – Dresden am 6. April 1851 hatte die Poststraße über Peterswald, die ehemals der kürzeste Weg von Dresden nach Prag und Wien war, ihre Bedeutung verloren.  Solange die Bahn vom    1. Oktober 1850 bis 6. April 1851 nur bis Aussig ging, mußten die Reisenden freilich noch den Postwagen von Aussig über Arbesau nach Peterswald und Pirna benützen, dann aber wurde der Wagenverkehr auf der ,,großen Straße“ immer geringer.  Die Post bediente sich selbstverständlich der Eisenbahn.  So hören wir denn, daß die Stallungen und Wagenschuppen des Posthauses in Peterswald abgetragen wurden.  Unter der Postlinde, wo vormals Tische und Bänke für die Reisenden aufgestellt waren, fanden sich nur mehr wenige fremde Leute ein.  Am 31. März 1860 verkaufte das k. k. Aerar das Richtergut oder Postgut der Gemeinde Peterswald um 10 347 Gulden, 26 Kreuzer österreichischer Währung, darunter auch das Expeditionsgebäude Nr. 2.  Von der Gemeinde übernahm dieses Haus der Postmeister lgnaz Mainl am 16. Jänner 1883.  Nach dessen Tode wechselte es die Besitzer.  Ein späterer Neubau beherbergte die Apotheke.

lm Jahre 1868 wurde das Gemeindegasthaus – die frühere Post – als baufällig abgetragen.  lm gleichen Jahre wurde das ,,Rathaus“ erbaut.  Das angebaute Stallgebäude mit den im Obergeschoß befindlichen Wohnräumen wurde 1881 abgetragen.

Die Apotheke wurde 1874 durch Magister Stolz gegründet.  1876 ließ sich ein Arzt nieder und als 1888 Sanitätsdistrikte geschaffen wurden, bildete Peterswald eine selbständige Sanitätsgemeinde.

1887 zählte Peterwald 430 Häuser und 2613 Einwohner, hatte also gegen 1832 wieder einen Zuwachs von 55 Häusern zu verzeichnen.  Der Grundkomplex der Gemeinde betrug 1887 1991 Hektar 32 ar.

Während des Bruderkrieges zwischen Österreich und Preußen 1866 kam es in unserer Gegend zu keinen kriegerischen Handlungen, aber Peterswald erlebte Ende Juni dieses Jahres den Durchmarsch der sächsischen Truppen, die als Verbündete zur österreichischen Nordarmee stoßen soll ten.  Am 13. Juli nächtigte ein ganzes preußisches Landwehrkorps in Peterswald und marschierte am Morgen über Nollendorf ins Tal.  In der zweiten Hälfte des August begann der Rückmarsch des preußischen Heeres.

Kirche und Schule im Zeitalter Kaiser Franz Josefs

Nach dem schon genannten Pfarrer Josef Franzel, der von 1825 bis 1856 in Peterswald wirkte, folgte Josef Hille von 1856 bis 1878, dann Jakob Knechtel bis 1882.  Er starb 1907 in Mariaschein.  Johann Pleschke, sein Nachfolger bis 1888, starb 1898 in Georgswalde.  Josef Hille, Pfarrer von 1889 bis 1896, verlebte seinen Ruhestand in Kaaden.  Dem Pfarrer Alois Skliba war von 1895 bis 1932 eine lange Zeit seines Wirkens in Peterswald beschieden.  lm Jahre 1904 wurde der Kirchturm hochgebaut.

Bedeutsam war die Entwicklung des Schulwesens.  Am 1. Mai 1852 trat Franz Tischer sein Amt als Lehrer und Leiter der zweiklassigen Pfarrschule an.  Als fleißiger Schulmann war er eifrig auf seine Fortbildung bedacht.  1868 nahm er an einem landwirtschaftlichen Lehrgang an der Hochschule für Bodenkultur in Wien teil.  Zur Hebung der Bienenzucht und des Obstbaues in Peterswald hat er durch Belehrung und Beispiel viel beigetragen.  Seine Leistungen in der Kirchenmusik waren anerkennenswert.  Den Gesangverein ,,Liedertafel“ leitete er bis kurz vor seinem Ableben.  1862/63 wurde die Schule dreiklassig.  Nach dem neuen Volksschulgesetz vom Jahre 1869 wurde die Schulpflicht, die bisher nur sechs Jahre betrug, auf acht Jahre ausgedehnt.  lm November 1870 wurde Franz Tischer Oberlehrer.  1878 wurde die Schule vierklassig und 1879 fünfklassig, und die eingeschulte Ortschaft Neuhof erhielt eine Expositur.  1878 ließ die Gemeinde einen Anbau an das bestehende Schulhaus ausführen.  Oberlehrer Tischer starb am 31. August 1886.

Als Schulleiter wirkten nach ihm A. Krehan und Anton Klöpsch.  1897 wurde Franz Fejfar Oberlehrer in Peterswald, nachdem er bereits seit 1883 in der Expositur in Neuhof unterrichtet hatte.  1902 begründete er die Gewerbliche Fortbildungsschule.  1905/06 wurde das große Schulhaus für eine Volks- und Bürgerschule erbaut und 1906 eröffnet.  Von 1903 bis 1913 besaß Peterswald auch eine Winterexpositur in Antonstal, wo jeweils vom 15. November bis 15. März an drei Wochentagen unterrichtet wurde.  Seit 1913 besuchten die Kinder von Antonstal die Schule in Tyssa.  1907 wurde Franz Fejfar erster Direktor der 1907 eröffneten Bürgerschule.  1924 trat er in den Ruhestand, nachdem er 41 Jahre in Peterswald verdienstlich gewirkt hatte.  Geboren am 17. Dezember 1863 in Benadek, starb er am 23. Mai 1936 in Pockau bei Aussig, wo er sich in den Jahren seines Ruhestandes eingehend mit der Geschichte von Peterswald beschäftigte.  Unter anderem hat er die umfangreichen Grundbücher für Peterswald ab 1577 und 1678 angefangen, durchgearbeitet und die Besitzverhältnisse für jedes Haus festgestellt.  Mehrere Beiträge zur Geschichte von Peterswald hat er für die Aussiger heimatkundlichen Veröffentlichungen geliefert.  Von 1924 bis 1945 war Josef Karger Direktor der Volks- und Bürgerschule.

Vom Vereinsleben

Von wirtschaftlicher Bedeutung wurde der 1869 gegründete und am 8. November 1870 behördlich genehmigte ,,Erzgebirgische Spar- und Vorschußverein“, die Spar- und Vorschußkasse in Peterswald.

Ins Jahr 1874 fällt die Gründung des Arbeiterbildungsvereins, der 1879 177 und 1880 188 Mitglieder zählte und neben den ideellen Aufgaben zur Weiterbildung auch die materielle Unterstützung seiner Mitglieder bezweckte.  In der Arbeiterbewegung war in Peterswald vor allem Wilhelm Kriesche tätig.

Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1876 ins Leben gerufen.  1904 konnte eine Dampfspritze angeschafft werden.  Feuerwehrkommandanten waren Franz Wolf 297, Eduard Kliem 333, Josef Schönbach 474.  Feuerwehrinspektor Franz Wolf 297.

Wie an anderen Orten schuf man in Peterswald 1878 auch einen Schulkreuzerverein.

1879 fanden sich die Freunde des Gesanges und der Musik zu einem Gesang- und Musikverein zusammen.  lm Laufe der Zeit wurden noch zwei weitere Gesangvereine gegründet.

Die ehemaligen Soldaten bildeten einen Militärveteranenverein, der sich die Pflege der Kameradschaft zum Ziele setzte, eine Sterbekasse begründete und bei festlichen Gelegenheiten, insbesondere zu den patriotischen Gedenktagen, ausrückte.

Nachdem im Jahre 1880 der Deutsche Schulverein gegründet worden war, wurde bereits im Jahre 1883 auch eine Ortsgruppe dieses Schutzvereins in Peterswald gebildet.

Neben dem ,,Land- und forstwirtschaftlichen Bezirksverein“, der sich die berufliche und wirtschaftliche Förderung des Bauernstandes zum Ziel gesetzt und seinen Sitz in Aussig hatte, entstanden zahlreiche Vereine, die landwirtschaftliche Kenntnisse in den Reihen ihrer Mitglieder zu verbreiten suchten, so auch 1886 in Peterswald.

Zu dem im Jahre 1889 gegründeten Turnverein gesellten sich im Laufe der Jahre noch zwei andere Turnvereine.

Der 1891 in Peterswald gegründete Arbeiter-Konsumverein war einer der ersten Konsumvereine des Bezirkes.

Die lndustrie

Die Metallwarenfabrik Anton Franz Schönbach, deren Bestand bis auf 1780 zurückging, wurde im Jahre 1880 vergrößert; auch in Hellendorf wurde ein kleinerer Betrieb eingerichtet.  1901 wurden die einem Herrn Adler gehörigen Gebäude hinzugekauft.  1903 wurde ein Neubau aufgeführt und 1906 die Griesbachmühle in Hellendorf angekauft und für das Fabrikat eingerichtet.  Franz Schönbach starb 1902.  Seine Söhne Franz und Anton führten das Werk weiter.

Die Metallwarenfabrik C. Kühnel, 1782 gegründet, wurde 1871 vergrößert.  Von 1877 bis 1882 war H. Kühnel in Hungertuch, von 1882 in der Storchmühle Nr. 146, die neu aufgebaut und vergrößert wurde.  In den neunziger Jahren wurde von ihm auch eine Fabrik in Königswald errichtet, die aber wegen Mangel an Facharbeitern und wegen Absatzschwierigkeiten aufgelassen werden mußte.  Bis 1918 erstreckte sich die Erzeugung hauptsächlich für den Export, Schirm- und Stockbeschläge und Tapeziernägel.

Die Fa. Aug. Wolf & Sohn 1840 durch die Brüder Franz und Josef Wolf 1840 gegründet, erzeugte Sattlerwaren wie Rosetten und Schnallen, dann aber auch Stiefeleisen aus Gußmessing.  Die Waren wurden nach Prag, Brünn, Pilsen und anderwärts auf den Markt gebracht.  Anfangs verarbeiteten die Brüder nur die mit ihren Formen hergestellten Rohgüsse, später wurde eine eigene Gießerei angegliedert.  Seit 1863 bestand das Unternehmen unter der Firma August Wolf & Sohn.  1899 übersiedelte das Unternehmen in die frühere Samtfabrik van der Becke.  Seine Blütezeit fand es in der Zeit von 1906 bis 1912, in der über 300 Arbeiter dauernd beschäftigt waren.  Erzeugt wurden damals Druckknöpfe, aber auch Anker-, Aufputz- und Zelluloidknöpfe.  1917 wurde Franz Hiebsch, ein Neffe des August Wolf, Alleinbesitzer der Fabrik.

Die Firma C. Hoffmann in Peterswald-Hungertuch ging 1880 aus der Firma C. Kühnel & Co. hervor.   Der Teilhaber Ernst Louis Gottschald in Dresden übernahm den Betrieb in Hungertuch als selbständiges Unternehmen.  Seit 1890 wurde es von der Richard Dittmayer und Gustav Hoffmann aus Dresden unter der Firmenbezeichnung ,,E. L. Gottschalds Nachfolger“ weitergeführt und 1907 von C. Hoffmann allein übernommen.  Das Unternehmen brannte zweimal ab, wurde aber stets wieder in zeitgemäßer Weise aufgebaut.  Hergestellt wurden von Anfang an Schirm- und Stockbestandteile, später Handschuhknöpfe, deren Erzeugung aber schon von Gottschald wieder aufgegeben wurde.

Die Knopffabrik Franz Haase, begründet 1884, erzeugte Metalknöpfe aller Art, anfangs auch Agraffen für die Handschuhindustrie.  1903 wurde ein neues Fabrikgebäude errichtet.

Die Knopffabrik Josef Haase begann 1891 mit der Erzeugung, pachtete 1900 und 1901 die Fabrik des Eduard Schönbach und baute dann eine eigene Fabrik.  Die Gründung der Firma Wenzel Wolf fällt in das Jahr 1901.  Seit 1918 war Franz Wolf Eigentümer.  Zuerst wurden hauptsächlich Schuhknöpfe, Ziernägel für Tapezierer und Handschuhagraffen hergestellt, später wurde die Erzeugung für Damen- und Knabenkonfektion ausgedehnt.

Die Metallwarenfabrik ,,Püschelmühle“ wurde anfangs der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts in der Mühle Nr. 77 durch F. Püschel als Blechdessinieranstalt gegründet.  1903 wurde die Knopffabrikation aufgenommen.  In den Jahren vor dem ersten Weltkrieg ging das Unternehmen sehr gut, mit Kriegsausbruch trat aber beinahe ein völliger Stillstand ein, da die Firma vornehmlich für die Ausfuhr nach Rußland gearbeitet hatte.  Die vorhandenen Rohstoffe wurden noch aufgearbeitet, an den Heereslieferungen beteiligte sich das Unternehmen fast gar nicht.

Kleinere Betriebe waren die Unternehmungen von Ferdinand Schönbach, Franz Löbel.

Nach 1900 hatte die Peterswalder Industrie den größten Aufschwung zu verzeichnen.  Das Geschäft der Webereien ließ nach.  Vor dem Jahre 1900 spielte nämlich auch die Samtweberei in Peterswald eine Rolle und wurde hauptsächlich von Häuslern betrieben.  lm Jahre 1890 zälhlte man im Orte mehr als 500 Samtwebstühle, die monatlich über 150 000 Meter Samt erzeugten.  Auch Fabriken dieses lndustriezweiges bestanden schon Mitte der siebziger Jahre.  Die Älteste war die des Josef Laubenstein, die 1890 Gustav Klier gehörte.  Daneben gab es noch eine Seiden- und Samtwaren- fabrik J. F. A. van der Becke und die Schafwoll-, Baumwoll- und Seiden- weberei des Josef Ruprecht. Dieser Erwerbszweig konnte sich aber nicht behaupten und verschwand noch vor dem ersten Weltkriege aus der Gemeinde.

Durch die lndustrie kam Wohlstand in die Gemeinde.  Die Geschäfte gingen ausgezeichnet und auch die Bauern konnten ihre Erzeugnisse gut absetzen.  Es setzte auch eine rege Bautätigkeit ein.  Es wurden in dieser Zeit das ,,Messendörfel“ und das ,,Nazseffdörfel“ und noch viele andere Häuser gebaut.  1912 bis 1913 wurde die Firma Wolf & Sohn wesentlich vergrößert.  Alle Betriebe hatten einen guten Geschäftsgang zu verzeichnen.

Vom Jahre 1912 an wurde Peterswald vom Elektrizitätswerk in Pirna mit elektrischem Strom versorgt, der nicht nur der heimischen lndustrie zunutze kam, welche ihre Maschinen mit Wasser- oder Dampfkraft in Bewegung setzen mußten und nun mit Elektromotoren leistungsfähiger arbeiten konnten, auch der fünf Kilometer lange Ort erhielt eine Straßenbeleuchtung.

Ein Nachteil für die lndustrie in Peterswald war die weite Entfernung von den Bahnstationen Königswald und Tellnitz auf bömischer und Gottleuba auf sächsischer Seite.  1891 trat in Aussig ein Ausschuß zusammen, der eine Bahnverbindung zwischen Aussig und dem Erzgebirge zustande bringen wollte.  1893 wurde das Bahnprojekt vom Ministerium in Wien genehmigt, doch scheiterte der Plan, da die sächsische Regierung die Verlängerung der Linie von Peterswald nach Gottleuba oder Langhennersdorf nicht gestattete.  Zu den Männern, die sich um das Zustandekommen einer Bahnverbindung mit Aussig bemühten, gehörte auch Franz Fejfar.

Durch die ,,Kaiserstraße“ war die Verbindung mit Teplitz fast günstiger als mit Aussig.  Besser wurde es, als die elektrische Straßenbahn im Jahre 1912 nach Tellnitz ausgebaut wurde.

Die Auswirkungen des ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 machten sich in Peterswald nicht weniger fühlbar als in anderen Orten.  Die lndustrie war ja zumeist auf den Export angewiesen und der Krieg zerriß diese Handelsbeziehungen.  Arbeitskräfte wurden zu den Waffen einberufen, Materialschwierigkeiten traten ein, Betriebe kamen zum Stillstand, Angestellte und Arbeiter verloren ihre Posten.  Auch der Gewerbestand kam in Not, da der Bedarf allerorts eingeschränkt wude.  Nach und nach gab es Lebensmittel und Bedarfsgegenstände nur mehr auf Karten und im Jahre 1917 war die allgemeine Not besonders groß.  Es würde zu weit führen, alle die Nöte des Krieges aufzuzählen.  Und schmerzlich waren die Blutopfer.  Der erste Weltkrieg forderte in Peterswald 98 Opfer, für die auf dam Rathausplatz an Stelle eines früheren Kriegerdenkmals ein Gedenkstein errichtet wurde.

In der Tschechoslowakischen Republik
(1918 – 1938)

Nach dam Ende des ersten Weltkrieges hofften die Sudetendeutschen, daß auch sie das vom Präsidenten der USA allen Völkern zugesicherte Recht der Selbstbestimmung erhalten werden, aber alle ihre Bemühungen waren vergeblich.  Noch bevor es zu einem Friedensschluß kam, besetzten die Tschechen die deutschen Gebiete.  Am Morgen des 11. Dezember rückte tschechisches Militär in die Stadt Aussig ein, und schon am 17. Dezember übernahmen die Tschechen die Bezirkshauptmannschaft Aussig.  Die kaiserlichen Doppeladler wurden abgenommen – auch in Peterswald.

lm Juni 1919 fanden die ersten Gemeindewahlen nach dem allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht statt.  Vorsteher in Peterswald waren von 1919 bis 1938: Josef Karger 1919-1923, Anton Kühnel Nr. 174 1923-1931, Josef Körtel Nr. 231 1931-1938, Max Wolf 1938-1945.

Am 18. April 1920 fanden die Wahlen in das Prager Parlament und acht Tage später in den Senat statt.

Zahlenangaben

Nach der amtlichen Volkszählung vom 12. Februar 1921 hatte die Katastralgemeinde Peterswald eine Grundfläche von 1991 Hektar, 554 Häuser, 743 Wohnparteien, 2757 Einwohner, davon 1253 männliche, 1504 weibliche, 2700 Deutsche, 26 Tschechen, 26 Ausländer, 2721 Katholiken, 34 Protestan ten, 1 Andersgläubigen, 1 Konfessionslosen.

Der Ort Peterswald allein hatte 512 Häuser, 691 Wohnparteien, 2560 Einwohner, 1172 männliche, 1388 weibliche, 2509 Deutsche, 26 Tschechen, 25 Ausländer, 2526 Katholiken, 33 Protestanten, 1 Andersgläubigen.

Antonstal, auf bäuerlichem Peterswalder Grund liegend, wurde seit 1873 besiedelt und hatte 1887 neun Häuser mit 55 Einwohnern.  1875 wurde es nach Tyssa eingepfarrt, 1879 auch dahin eingeschult, seit 1880 aber nach Peterswald umgeschult.  Bis 1932 kam noch ein Haus hinzu.

lm benachbarten Jungferndorf wurden die ersten Häuser zwischen 1802 bis 1808 gebaut und von Holzfällern, Webern und Knopfarbeitern aus Peterswald bewohnt.

Die ersten Baustellen von Neuhof wurden im Jahre 1822 an ,,vertraute Untertanen“ der Herrschaft Schönwald vergeben.  Die Überlassung der Baustellen wurde 1824 von der Statthalterei bestätigt.  Sie lagen in der Nähe des zur Tschechner Herrschaft gehörigen Dorfes Raiza auf einer Hutweide, die zum Meierhof Hungertuch gehörte und den Namen Bienhof führte.

1932 hatte Neuhof an der sächsischen Grenze 32 Häuser und 143 Einwohner.

1932 hatte Peterswald 555 Häuser und 2559 Einwohner. 

Der Ortsteil Hungertuch am unteren Ende von Peterswald entstand auf den Gründen eines Meierhofs, dessen Felder durch die Bodenreform enteignet und an Kleinlandwirte verkauft wurden.  Den zu Hungertuch gehörigen Waldteil erwarb die Gemeinde Peterswald.  Bis zur Bodenenteignung gehörten Felder, Wiesen und Wald zur Herrschaft Schönwald, auch die Felder um Neuhof.  Der Herrschaft verblieb nur eine Ruine, der sogenannte Schafstall.  Diese kann aber nicht ursprünglich als Schafstall erbaut worden sein, da der Bau im gotischen Stile ausgeführt war.  Noch um 1913 waren einige Fenster und Spitzbogenwölbungen erhalten.  Die Herrschaft ließ die Ruine bis auf wenige Mauerreste abbrechen und verkaufte die Steine als Baumaterial.

An Stelle des Meierhofs befanden sich die Nummern 90, 91, 92, 93, davon gehörten 90 und 91 zur Metallwarenfabrik des Kurt Hoffmann, Nr. 92 war der alte Schafstall und 93 der Hungertuchhof.  Das Ausmaß des Meierhofs betrug 360 Joch.  1726 verkaufte Viktoria, verwitwete Gräfin Wratislaw, ihrem Untertan Christian Kühnel die ,,obrigkeitliche Hungertucher Mahl- und Brettmühle nebst Wiesen und Grund um 300 Gulden rheinisch.  Diese Mühle hatte die alte Nummer 67 und erhielt bei der Umnumerierung die Nummern 90 und 91 und wurde von C. Kühnel und Gottschalk erworben und in eine Metallwarenfabrik umgebaut, 1933 Firma Kurt Hoffmann.  Die Gebäude 92 und 93 verblieben im Besitze der Herrschaft.  Das Haus 93 diente wahrscheinlich dem Schaffer des Meierhofs als Wohnung, 92 wurde nicht zu Ende gebaut.

Mit Bewilligung des Kreisamtes Leitmeritz vom 30. September 1822 wurde der Schönwalder Herrschaft gestattet, in der Nähe des Dorfes Raiza ,,an vertraute Untertanen“ einige Baustellen vom Meierhof Hungertuch zu überlassen.  Diese Baustellen bildeten einen ,,nutzlosen Hutweidegrund“ unter dem Namen ,,Bienhof „.  (Diese Bezeichnung kommt schon im ältesten Grundbuch der Gemeinde Peterswald aus dem Jahre 1577 vor.)  Die Siedlung auf dem Hungertucher Bienhof erhielt den Namen ,,Neuhof“ mit einer eigenen Numerierung.  Der Meierhof Hungertuch verblieb bis zur Enteignung durch die Bodenreform im Besitze der Herrschaft und war parzellenweise verpachtet.  An den alten Meierhof erinnern noch die Flurnamen: Hofefelder, herrschaftliche Kiefern im Herrschaftlichen, beim Schafstalle.

Über die politische Einstellung der Bewohner von Peterswald unterrichtet die Stimmenabgabe bei den Wahlen in das Prager Abgeordnetenhaus im Jahre 1925.  Von den 1521 abgegebenen Stimmen entfielen: auf die Sozialdemokraten 475, auf den Bund der Landwirte 358, auf die Kommunisten 209, auf die deutsche Nationalpartei 181, auf die Christlichsozialen 148, die deutschen Nationalsozialisten 133, auf die tschechischen Nationaldemokraten 9, die tschechischen Nationalsozialisten 3, die tschechischen Sozialdemokraten 2, tschechisch-christlichsozialen 2, auf die tschechische nationale Arbeiterpartei 1.  (17 tschechische Stimmen von den tschechischen Staatsangestellten!)

Die lndustrie

Nach dem ersten Weltkriege ging die lndustrie in Peterswald stark zurück, auch die Bevölkerung nahm ab, weil sich viele irgendwo anders Arbeit suchten.  Schuhösen und Druckknöpfe wurden an anderen Orten in großen Betrieben auf Automaten hergestellt, die übrig gebliebenen Artikel reichten nicht aus.  Später kamen dann Zelluloidknöpfe und Filigranknöpfe, was vorübergehend Beschäftigung gab.  Gut wurde es erst wieder, als man anfing, Reißverschlüsse zu erzeugen.

Der Reißverschluß kam mit der Firma Hans Dittmayer, die sich zum größten Unternehmen des Ortes entwickelte, nach Peterswald.  Weitere Fabriken waren: Franz Löbel 260, Franz Schönbach, August Haase, Wenzel Wolf, Hans Dittmayer & Co., Josef Haase, August Wolf & Sohn, C. Kühnel, Josef Krahl, Julius Rauchfuß, Karl Kühnel 61, Gustav Körtel, Rudolf Püschel, Franz Haase, Hoffmann- Hungertuch und Fritsche-Neuhof.

lnfolge der Wirtschaftskrise der Jahre 1929 bis 1932/33 mußten mehrere Unternehmungen ihren Betrieb einstellen, so Anton Kühnel, Wenzel Wolf, Franz Schönbach, Kurt Hoffmann.  Mehrere Betriebe waren so stark verschuldet und haben dann den Spar- und Vorschußkassenverein in Mitleidenschaft gezogen, so daß dieser im Jahre 1935 die Schalter schließen mußte.  Die Einleger mußten auf einen Teil ihrer Einlagen verzichten und die Anteilbesitzer, vor allem die Vorstandsmitglieder, mußten nachschießen.  Dadurch ist viel wirtschaftlicher Schaden entstanden.  Die Geldanstalt wurde eine Filiale der Allgemeinen Volkskreditanstalt in Prag.

Post und Verkehr

Das Post- und Telegraphenamt (dieses wurde schon 1894 errichtet) war mit mehreren tschechischen Beamten besetzt.  Zum Postsprengel gehörten außer Peterswald die Orte Jungferndorf, Nollendorf, Oberwald, Neuhof und Hungertuch.

Die erste Omnibuslinie wurde im Jahre 1921 zwischen Peterswald und Gottleuba eingerichtet.  Später kam noch eine Autobuslinie Karbitz – Königswald – Peterswald hinzu.  Von Gottleuba konnte man auch nach Dresden weiterfahren.

Kirche und Schule

Unterm Pfarrer Alois Skliba wurden im Kriegsjahre 1917 auch zwei Glocken abgenommen, die durch eine Stahlglocke ersetzt wurden, die in der Karbitzer Stahlgußhütte hergestellt wurde.

Nachfolger des Pfarrer Skliba war vom 1. November 1932 an Johann Stiel, der bis zum 30. April 1942 in Peterswald verblieb und darauf Erzdechant in Aussig wurde.  In der Zeit seiner Amtswirksamkeit wurden am 28. Mai 1933 drei neue Glocken eingeweiht, die von der Firma Herold in Komotau geliefert wurden.  lhr Preis stellte sich mit Nebenauslagen auf ungefähr 30 000 Kc.  Da bei der Sammlung für die Glocken ein höherer Betrag erzielt wurde, konnte noch ein elektrischer Orgelmotor angeschafft werden.  Pfarrer Stiel sorgte auch für die Anschaffung von bemalten Kirchenfenstern, neuer Statuen und den Bau eines Vorhäuschens bei dem Seiteneingang zur Kirche.

Ein alter Brauch war das Osterreiten am Ostersonntagmorgen.

lm Jahre 1918 hatte die Volks- und Bürgerschule in Peterswald 10 Klassen; 1925 bestanden nur mehr 9 Klassen.  Die Leitung der Volks- und Bürgerschule hatte von 1924 bis 1945 Josef Karger inne.

Das Vereinsleben

Nach dem Umsturz 1918 änderte der Militärveteranenverein, der entösterreichert werden mußte, seinen Namen in Kameradschaftsverein gedienter Soldaten.  Die übrigen Vereine bestanden weiter, etwa 1922 fand sich die Landjugend im ,,Bund der Landjugend“ zusammen.  Eine Laienspielgruppe fand ein eifriges Theaterpublikum.  lm Postsaal wurde ein Kino eingerichtet.  Eine Blas- und Streichkapelle unter der Leitung des Kapellmeister Eduard Kliem und später seines Sohnes Franz Kliem, hatte beachtliche Leistungen aufzuweisen.  Sie spielte in einer altösterreichischen Johann-Strauß- Uniform oft in Dresden, Pirna, Bautzen und anderen Städten Sachsens in bekannten Konzertsälen, wie zum Beispiel im Gewerbehaus in Dresden.

Feuerwehrkommandanten waren von 1926 – 1929 Ernst Ritschel, Karl Wolf 439 1929 – 1936, nachher Franz Schönbach 326 und Alwin Schönbach.  Feuerwehrinspektor: Karl Wolf 1929 – 1938.  Die 1931 angeschaffte Motorspritze war ein Geschenk der Spar- und Vorschußkasse Peterswald.

lrn Jahre 1934 entstand im Oberdorfe ein Fußballplatz, der sich immer größerer Beliebtheit erfreute.  Am 31. Juli 1936 fand in Peterswald an der Landesgrenze auch die Übergabe der olympischen Fackel, die ihren Weg vom Olymp in Griechenland zur Olympiade nach Berlin nahm, an reichsdeutsche Läufer statt, was viele Zuschauer nach Peterswald gelockt hatte.

Der obere Gemeindeteich wurde zu einem Schwimmbad ausgebaut und fand an den Sommermonaten viel Zuspruch.  Abends fanden in der dort neu erbauten Gaststätte auch Tanzveranstaltungen statt.

Das Jahr 1938

Am 1. Mai 1938 setzten sich die Sudetendeutschen in gewaltigen Volkskundgebungen, wie sie in unserer Heimat noch nicht da waren, für die Forderungen der Sudetendeutschen Partei ein.  70 000 Menschen versammelten sich auf dem Aussiger Marktplatze.  850 Mann waren bei strömendem Regen aus Peterswald gekommen, ebensoviele aus Schönwald, um nur recht weit entfernte Orte des Aussiger Bezirkes zu nennen.  Konrad Henlein, der Hauptredner des Tages, betonte in seiner Ansprache das lebendige Recht der deutschen Volksgruppe, die nach der vollen Gleichberechtigung im Staate verlange.

Bei den Gemeindewahlen am 29. Mai 1938 wurden in Peterswald 1862 Stimmen abgegeben.  Davon entfielen auf die Sudetendeutsche Partei 1684 Stimmen (27 Mandate), auf die Kommunisten 114 Stimmen (2 Mandate), auf die tschechischen Nationalsozialisten 64 Stimmen (1 Mandat).

Anläßlich der ersten tschechischen Mobilisierung am 21. Mai 1938 wurde in Peterswald die Straße nach Sachsen beim Zollamt mit Wagen verbarrikadiert, die mit Mist, Steinen und Ackergeräten beladen waren.  Durch die Gendarmerie wurde ein Ausgehverbot nach 20 Uhr abends verfügt.  Der ganze Ort und die Grenze wurde durch den sogenannten Grenzschutz (eingkleidete Kommunisten) besetzt.  Niemand durfte auf die Felder, so daß die Feldarbeit stockte.  Die Feldwege wurden durch tiefe Gräben bis zu drei Meter Tiefe unfahrbar gemacht.  An der Grenze wurden Steinbarrikaden errichtet.  Arbeitsiose Volksgenossen wurden gezwungen, bei den Befestigungsarbeiten mitzuarbeiten.  Nach dem 21. Mai wurden Barrikaden im oberen Gemeindewald aus Waldbäumen und Steinen errichtet.  Die Straßen und Brücken im Orte wurden unterminiert.  Auf den Feldern wurden  Maschinengewehrnester eingerichtet und Bunker ausgebaut.  Es war jedoch kein Feind zu sehen.

14 Tage vor dem 1. Oktober, an welchem der Einmarsch der deutschen Truppen erfolgen sollte, wurden die Amtsverwalter der Sudetendeutschen Partei gesucht.  Am 2. Oktober zogen die Tschechen aus Peterswald ab.  Montag, den 3. Oktober, wurde im ganzen Orte geflaggt und geschmückt.  Um 13.30 Uhr erreichte die Spitze des motorisierten lnfanterie-Regiments Hamburg-Itzehoe die ehemalige Grenze und legte den Grenzpfahl feierlich um.  In der nächsten Stunde wurden die Barrikaden beim Zollamt weggeräumt und die Truppen wurden mit Begeisterung empfangen.  Die Soldaten blieben durch sechs Tage Gäste des Ortes und wurden in Privatquartieren untergebracht.

Drei Tage nach dem Einmarsch traf der erste Transport von Lebensmitteln ein.  Durch die Volkswohlfahrt konnten 850 Volksgenossen damit beteilt werden.

Durch die Verordnung vom 11. Oktober 1938 wurde mit Wirkung vom 20. November 1938 die Deutsche Gemeindeordnung in den sudetendeutschen Gebieten eingeführt.  Der Vorsteher führte nunmehr die Amtsbezeichnung ,,Bürgermeister“.  lhm standen die Beigeordneten zur Seite. Bürgermeister wurde Max Wolf bis Kriegsende.

Neu war die Errichtung des Standesamtes, das vom Bürgermeister Max Wolf geführt wurde.  Geburten, Trauungen und Sterbefälle wurden nunmehr vom Standesamt registriert.

Die kirchlichen Matriken wurden aber nach dem Jahre 1938 viel in Anspruch genommen, weil alle, die in Partei, Staat oder Wehrmacht eine Stelle bekleideten, den Nachweis ihrer deutschblütigen Abkunft erbringen mußten.  Das kirchliche Leben erfuhr keine Einschränkungen, nur wurden im Jahre 1942 wieder die Kirchenglocken bis auf die kleinste Glocke beschlagnahmt.

In der Schule wurden nunmehr auch die Gedenktage des Deutschen Reiches gefeiert.  Die Reform des Berufsschulwesens im Kreise Aussig führte dazu, daß die kleinen allgemeinen Fortbildungsschulen im Bezirke – auch Peterswald hatte eine solche – aufgelassen und in den beiden Kreis Berufsschulen Aussig und Schreckenstein zusammengefaßt wurden.

Bei den sogenannten Ergänzungswahlen zum Großdeutschen Reichstag am 4. Dezember 1938 gab es in Peterswald 2012 Wahlberechtigte.  Abgegeben wurden 1998 Stimmen, davon waren 1997 Ja-Stimmen, 1 Stimme war ungültig.

Bei der Volkszählung des Jahres 1939 zählte Peterswald 521 Häuser und 2429 Einwohner in 883 Haushaltungen.  65 % der Bevölkerung waren in der Industrie beschäftigt und im Handwerk.  Bis 1945 existierten folgende Betriebe: Vinzenz Werner in der Hoffmannschen Fabrik, Richard Haase, Rudolf Püschel, Gustav Körtel, Rauchfuß & Söhne, Karl Kühnel, C. Kühnel, August Wolf & Sohn, Josef Haase, Franz Schönbach im Oberdorf, Anton Löbel und die Firmen Hans Dittmayer und Piezug aus Hellendorf in den früheren Betrieben Anton Kühnel, Wenzel Wolf, Franz Schönbach und in der Künzelwirtschaft.  Diese alle erzeugten Knöpfe, Metallwaren und vor allem Reißverschlüsse. Außerdem stellten Franz Fiedler und Emil Körtel Kartonagen her.  In den letzten Jahren kamen noch Arbeiter aus anderen Dörfern nach Peterswald, so daß die Bevölkerung wieder auf etwa 3000 anwuchs.

Die Post wurde sofort nach dem Einmarsch der deutschen Truppen unter Leitung des Postamtmannes Meier, Pirna, an Pirna angeschlossen, so daß die lndustrie keine Unterbrechung erfuhr und der Export sogleich neue Wege suchen konnte.  Auch der Fernsprechdienst klappte.  Alle staatlichen Ämter befanden sich nunmehr in deutscher Hand.

Namentlich im Frühjahr 1939 kamen viele Reichsdeutsche in das ,,befreite“ Sudetenland.  Auch Peterswald bekam aus dem nahen Pirna und Dresden Besuch, auch Berliner fanden sich ein.  Siebzehn gute und saubere Gaststätten sorgten für das leibliche Wohl der Wandersleute, Sommerfrischler und Wintersportler.  Peterswald war ein Ausgangspunkt für schöne Wanderungen nach den Tyssaer Wänden, Raiza, Schneeberg, der nahen Sächsischen Schweiz, dem Sattelberg bei Schönwald und der Kaiserwarte bei Nollendorf.

Für die Markierung schöngepflegter Wanderwege sorgte die Sektion Peterswald des Gebirgsvereins Aussig.  1939 bestand eine Autobusverbindung Aussig – Peterswald – Dresden neben der Verbindung Karbitz – Tellnitz – Nollendorf  -Peterswald – Königswald.  Die Post ging über Bodenbach. 

Nach den Entscheidungen des Stillhaltekommissars in Reichenberg wurden im Jahre 1939 einzelne Vereine aufgelöst oder in andere Organisationen überführt, wie zum Beispiel der Militärveteranenverein in den Reichskriegerbund. 

Die Gewerkschaften übernahm die ,,Deutsche Arbeitsfront“. 

Alle waren von den besten Hoffnungen für die Zukunft erfüllt, ein neues Leben schien sich überall zu entfalten.  Es gab keine Arbeitslosen und keine Bettler mehr.  Selbst die Umwandlung der Rest-Tschechoslowakei seit 15. März 1939 schien ein Erfolg Hitlers, und erwies sich aber in der  Folgezeit als ein schwerer Fehler seiner Politik.  Sein Streben, auch Danzig wiederzugewinnen, führte schließlich zum Kriege mit Polen, der sich zum zweiten Weitkriege ausweitete.  Nun wiederholten sich die verschiedenen Einschränkungen im täglichen Leben und die Zahl der Kriegsopfer, welche Peterswald brachte, ist gar nicht bekannt.  Am 9. Mai 1945 wurde die deutsche Wehrmacht zur Kapitulation gezwungen und die bisherige Ordnung, die noch immer im Hinterlande herrschte, löste sich auf. 

Der Zusammenbruch und Vertreibung der Deutschen 

lm Mai 1945 standen die Fronten unmittelbar vor Peterswald.  Nach dem Waffenstillstand am 9. Mai war der Ort mit seiner bedeutenden Nord-Süd-Straße ein Durchzugweg der zurückflutenden deutschen und vorwärts dringenden russischen Truppen samt den Gefangenen.  In der Zeit der russischen Besetzung mußten Hunderte von Familien ihre Häuser verlassen und in den Wäldern um Peterswald für längere Zeit Schutz suchen vor den Plünderungen und Vergewaltigungen der russischen Truppen.  Allein 68 Menschen haben sich in Peterswald selbst das Leben genommen. 

lm Juni setzten die Vertreibungen ein.  Nach und nach siedelte man Zigeuner und Tschechen an, welche die bisher vorbildlich geführten Betriebe, Geschäfte und Landwirtschaften übernahmen.  Schon damals erkannten unsere Landsleute, daß die neuen ,,Herren“ nicht in der Lage waren, alles so in Stand zu halten, wie das bisher der Fall war.  Es ging stetig bergab.  Betriebe wurden vielfach zusammengelegt.  Wertvolle Maschinen wurden einfach ins Freie gestellt und dem Verfall ausgeliefert.  Was mit Fleiß durch viele Geschlechterfolgen in der Landwirtschaft und lndustrie geschaffen war, wurde nun ein Opfer weniger Jahre.  Heute wohnen nur etwa 15 Familien von den ehemals fast 3000 Einwohnern im Orte.  Nur wenige sind noch in der lndustrie beschäftigt, die anderen arbeiten auf Kolchosen.  Bauholz und Möbel wurden verbrannt, Dachziegel und Schiefer oder was sonst noch brauchbar war, wurde von den Tschechen ins lnnere des Landes verfrachtet.

Zur Zeit, als die Austreibung begann, lebten in Peterswald nur Deutsche.  Die ersten Vertreibungen erfolgten am 11. Juli 1945.  Die Tschechen führten in Lastkraftwagen einen Teil der deutschen Bevölkerung über die Grenze und luden die so der Heimat Beraubten vor Pirna ab.  Dort überließ man sie bettelarm einfach ihrem Schicksal.  Weitere Abtransporte – die Tschechen selbst sprechen auch in der amtlichen Ausdrucksweise immer nur von ,,Abschub“ (Odsun) – erfolgte dann erst wieder ab April 1946.

Die Zahl der Peterswalder Austreibungsopfer, die noch in der Heimat ihr Leben ließen, wird mit mindestens 28 angegeben.  In den lnternierungslagern Schöbritz, Lerchenfeld und Theresienstadt kamen ums Leben: Karl Blumentritt, Franz Ritschel (Gastwirt), Franz Wolf 218, Franz Zappe, Josef Karger, Richard Bail, Richard Kaupa, Emil Ritschel, Karl Schönbach 390, Erwin Schönbach, Julius Ritschel, Hans Dittmayer, Max Wolf (Bürgermeister), Franz Ritschel (Kontorist), 17 andere, vermutlich aber noch mehr, machten ihrem Leben in völliger Hoffnungslosigkeit selber ein Ende.

lm Zug der Zwangsverschickungen sudetendeutscher Bevölkerungsteile in das tschechische Gebiet wurden auch mehrere Peterswalder Familien, die ja nur wenige Schritte zur Grenze hatten, ihre Heimat aber nicht aufgeben wollten, ins tschechische Landesinnere gebracht, wo sie noch lange festgehalten wurden.  Von den nach Sachsen fortgetriebenen Peterswäldern suchten sich viele unmittelbar an der Grenze zu halten, um der Heimat möglichst nahe zu bleiben.  So leben – oder lebten – von der Grenze angefangen bis nach Gottleuba Berggießhübel in Sachsen zahlreiche Peterswälder, doch wurde ein großer Teil von ihnen von den sowjetzonalen Behörden aus dem Grenzbereich weiter entfernt.  Diese späte Maßnahme einer Weitervertreibung traf übrigens im gesamten obersächsischen Grenzgebiet zahllose Sudetendeutsche, nachdem sie bereits wieder Fuß gefaßt hatten.

Ein großer Teil der vertriebenen Peterswalder lebt heute in Mecklenburg in der Gegend von Wittenberge.  Viele fanden auf der Insel Rügen eine Unterkunft, andere wieder im Raum von Halle.  Etwa 40 % leben in der Sowjetzone.  Die übrigen leben in der Bundesrepublik, ein großer Teil im Kreis Offenbach am Main, ein Teil im bayerischen Alpenvorland.  Der überwiegende Teil der Peterswalder Familien ist sonach in alle Winde verstreut.  Einige sind in Amerika, Kanada, Schweden, Österreich, Belgien.